Die österreichische Verpackungsindustrie und Markenartikler haben 2015 gemeinsam mit der FH Campus Wien den Studiengang Verpackungstechnologie entwickelt. Wer hier studiert, arbeitet auch an realen Projekten. Die Absolventen erhalten damit eine praxisnahe Ausbildung und häufig auch gleich die Chance auf einen sicheren Jobeinstieg.
Die österreichische Verpackungswirtschaft stellt mit einem Jahresumsatz von über sechs Milliarden Euro und rund 14.300 Beschäftigten eine bedeutende Branche in dem Alpenstaat dar. Mit der österreichweit ersten akademischen Ausbildung im Bereich Verpackungstechnologie im Fachbereich Verpackungs- und Ressourcenmanagement will man sich die Wettbewerbsfähigkeit sichern und weiter ausbauen.
“Unser berufsbegleitender Bachelorstudiengang Verpackungstechnologie ist der einzige seiner Art in Österreich und interdisziplinär mit einem Fokus auf Nachhaltigkeit aufgebaut“, erläutert die Stiftungsprofessorin der Stadt Wien für nachhaltige und zukunftsorientierte Verpackungen, Victoria Krauter. „Was uns abhebt: Der Studiengang ist durch die Kooperation mit der Verpackungsindustrie sehr praxisorientiert ausgerichtet. Er deckt alle verpackungsrelevanten Packstoffe wie Papier, Kunststoff, Metall und Glas ab und verschafft den Absolventen somit einen guten Überblick.“
Im Mittelpunkt steht etwa die Frage, wie man anspruchsvolle Füllgüter wie Lebensmittel und Pharmaprodukte nachhaltig verpacken kann. Die Studierenden profitieren dabei von den Möglichkeiten der multidisziplinären Hochschule in Wien: Wenn beispielsweise in den Studiengängen der molekularen Biotechnologie auf dem Gebiet zellbasierter Testsysteme geforscht wird, knüpft der Studiengang Verpackungstechnologie an, um Verpackungen auf Sicherheit zu testen.
Im Studium geht es um den gesamten Lebenszyklus einer Verpackung – von Entwicklung und Herstellung über Verpackungsgestaltung, Recycling, Entsorgung bis zu Marketing und Qualitätsmanagement. Die Plätze sind begehrt und limitiert, jedes Jahr beginnen etwa 30 junge Menschen mit dem Verpackungstechnologiestudium.
“Zum Curriculum gehört ein Pflichtpraktikum in einem Unternehmen, in dem viele Studierende oft schon Kontakte für ihren späteren Job knüpfen.“
Victoria Krauter, Stiftungsprofessorin der Stadt Wien für nachhaltige und zukunftsorientierte Verpackungen
Bereits im Bachelorstudiengang, vor allem aber im anschließenden englischsprachigen Masterstudium Packaging Technology and Sustainability, werden auch Soft Skills vermittelt – als Vorbereitung auf eine Führungsposition in der Wirtschaft.
Challenge mit Praxisbezug
Die Bachelorstudenten sollen zunächst besondere Kompetenzen im Bereich Nachhaltigkeit erwerben. Die bekommen sie in der integrierten Lehrveranstaltung “Nachhaltigkeit und Verpackung”, in der sich alles um Grundlagen, Methoden der Nachhaltigkeitsbewertung, nachhaltiges Produkt- und Prozessdesign sowie die Kommunikation von Nachhaltigkeitsaspekten dreht.
Teamwork und kreatives Denken sind außerdem gefragt, wenn sie mit Problemstellungen aus der Praxis konfrontiert werden. So gehört zu jedem Kurs eine Verpackungs-Challenge, in der die Gruppe in Kooperation mit einem Unternehmen eine reale, nachhaltige Verpackung entwickeln soll. Am Ende stehen die Präsentation und Prämierung der besten Lösung.
Die letzte Semester-Challenge wurde in Zusammenarbeit mit Stora Enso durchgeführt. Andreas Streit, Manager Sustainability, Environment & Climate bei Stora Enso Wood Products in Österreich, hat die Studenten dabei angeleitet. „Die Aufgabe bestand darin, eine Transportverpackung für unsere Schnittholzbretter zu entwickeln. Sie musste für die Außenlagerung geeignet sein, sollte nachhaltig designt werden und mehrmals nutzbar sein.“
Die wiederverwendbaren Verpackungen sollen etwa in internen Prozessströmen, aber auch bei Kunden eingesetzt werden, die regelmäßig Materiallieferungen von Stora Enso erhalten und bereit sind, Transportverpackungen zurückzuschicken. Die Anforderungen des Unternehmens waren hoch: robust, reißfest und leicht faltbar sollte die Verpackung sein, Schutz gegen Regen und temporären UV-Schutz bieten, außerdem mindestens fünfmal wiederverwendbar, recyclingfähig und obendrein kostengünstig sein.
Für die Teilnehmenden hieß es dann, verschiedene Materialien zu prüfen und auszuwählen, ein geeignetes Design zu entwickeln, Kapazitäten und Preise zu recherchieren. Am Ende gab es mehrere Vorschläge, aus denen ein Projekt für die Umsetzung in der Praxis bei Stora Enso ausgewählt wurde: eine wiederverwendbare Haube aus Polypropylen mit speziellen Farbcodierungen für die erforderlichen Größen drei und vier Meter. „Es hat sich letztendlich aber nicht ein einzelner Vorschlag durchgesetzt, sondern in Teamwork wurden Ansätze aus den anderen Arbeiten integriert, sodass am Ende eine optimale Lösung stand“, sagt Victoria Krauter.
Zentrum internationaler Forschung
Die Lebensmitteltechnologin ist nicht nur in der Lehre, sondern auch in der Forschung sehr engagiert. So leitet sie an der FH Campus Wien auch das Kompetenzzentrum für Sustainable and Future Oriented Packaging Solutions. Gemeinsam mit ihrem Team hat sie dort einen Leitfaden für die Gestaltung recyclinggerechter Verpackungen entwickelt, der auch von der World Packaging Organisation empfohlen wird.
Die Circular Packaging Design Guideline erläutert Grundlagen der nachhaltigen Verpackungsgestaltung und gibt Empfehlungen für ein recyclingfähiges Design von Verpackungssystemen für alle Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der Leitfaden wird laufend aktualisiert und an Änderungen in der Sammel-, Sortier- und Recyclingtechnologie sowie an zukünftige Materialentwicklungen angepasst. Zuletzt wurden im Oktober 2021 die rechtlichen Grundlagen und die Detailtiefe der Designempfehlungen angepasst und die Guideline um einen Ländervergleich zwischen Österreich, Deutschland und den Niederlanden erweitert.
Victoria Krauter leitet außerdem eine von fünf Arbeitsgruppen innerhalb des europäischen Forschungsprojekts Circul-a-bility, das noch bis 2024 ein europaweites Netzwerk zu allen Aspekten der Lebensmittelverpackung aufbauen soll. Das Ziel: Forschung zu harmonisieren und zu integrieren, Informationen auszutauschen und die Industrie bei der Implementierung nachhaltiger Alternativen zu unterstützen.
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