Die österreichische papierverarbeitende Industrie verzeichnete 2024 einen leichten Produktionsrückgang und erhebliche Herausforderungen im Export. Trotz hoher Personalkosten und regulatorischem Druck erwartet die Branche für 2025 eine schwarze Null.
Die papierverarbeitende Industrie Österreichs (Propak) schließt das Jahr 2024 mit einem Produktionswert von 2,73 Milliarden Euro ab – ein Rückgang von 1,0 % gegenüber dem Vorjahr. Zwar stieg die Produktionsmenge leicht, doch laut Propak-Obmann Georg Dieter Fischer sei das kein echtes Wachstum: „Wir stehen wieder auf dem Niveau von 2017 – aber mit den Kosten von 2025.“
Besonders schwer wiege der Rückgang des Exportwerts um 5 %. Mit einer Exportquote von 80 % sei die Branche stark auf Auslandsmärkte angewiesen – allen voran Deutschland, das für über 30 % des Handelsvolumens steht. Die Lohnkostenschere bremse die Wettbewerbsfähigkeit massiv aus.
Fischer warnt: „Wenn wir nicht umdenken, verliert der Standort Österreich weiter an Boden.“ Der Fachverbandsobmann fordert eine Debatte über Lohnzurückhaltung, um Arbeitsplätze langfristig zu sichern.
Kosten, Bürokratie, Fachkräftemangel: Dreifachbelastung
- Lohnkosten: Laut Propak-Vize Marko Bill Schuster seien standardisierte Produkte in Österreich bald nicht mehr wettbewerbsfähig. Er fordere ein Gleichgewicht zwischen fairer Entlohnung und betrieblicher Leistbarkeit.
- Bürokratie: Propak-Geschäftsführer Martin Widermann kritisiert insbesondere die Komplexität europäischer Regulierungen und deren indirekte Auswirkungen auf KMU.
- Fachkräfte: 50 % der Unternehmen nennen Personalgewinnung als „schwierig“. Positiv: 6 % mehr Lehrlinge im Jahr 2024, ein Erfolg gezielter Ausbildungs- und Employer-Branding-Maßnahmen.
Nachhaltigkeit als Stärke der Branche
In der Nachhaltigkeitsdebatte sieht sich Propak klar als Lösung, nicht als Problem:
- Produkte bestehen zu 75 % aus Recyclingmaterial
- Recyclingquoten bei Papier/Karton/Wellpappe liegen den Angaben zufolge bei 85 %
- Papierfasern können bis zu 25-mal wiederverwendet werden
Widermann: „Unsere Verpackungen sind Kreislaufchampions – das hat auch die EU-Verpackungsverordnung anerkannt.“
Ausblick 2025: Schwarze Null in Sicht – „aber nur mit Kompromissen“
Trotz der wirtschaftlichen Unsicherheiten zeigt sich die Branche verhalten optimistisch. Die Prognosen der Mitgliedsunternehmen deuteten auf ein ausgeglichenes Geschäftsjahr 2025 hin. Voraussetzung: ein neues gemeinsames Verständnis mit den Sozialpartnern bei Kollektivvertragsverhandlungen, wie es heißt.
Quelle: Propak