In Zeiten von Rohstoffknappheit und Unsicherheiten bei der Verfügbarkeit von Materialien wird es immer wichtiger, diese möglichst lange im Kreislauf zu halten. Dazu kommt das veränderte Bewusstsein von Verbrauchern, die nachhaltige Verpackungslösungen fordern. Besonders faserbasierte Verpackungen stehen hoch im Kurs, da sie ein Gefühl von Natürlichkeit und Nachhaltigkeit vermitteln. Allerdings nicht immer zu Recht, denn je nach Material oder Design kann die Recyclingfähigkeit verloren gehen. Aber wie lässt sich eine Kreislaufwirtschaft mit Materialien wie Papier, Pappe, Karton, aber auch alternativen Materialien wie Gras oder Silphie erreichen? Dieser Frage geht auch die STI Group nach und stellt dabei das Design for und from Recycling in den Mittelpunkt.
Lauterbach in Hessen an einem sonnigen Dienstag und Mittwoch. In dem malerischen Städtchen reiht sich ein Fachwerkhaus an das nächste, und es fällt schwer, das schönste auszuwählen. Wenige Hundert Meter aus der Stadt heraus liegt das Werk der STI Group. Hier werden Faltschachteln und Displays für zahlreiche Kunden hergestellt. Der Karton bzw. die Wellpappe dafür kommt häufig von nicht weither, nämlich aus der Papierfabrik Adolf Jass, die ungefähr eine dreißigminütige Autofahrt entfernt in Fulda produziert.
Und hier beginnt der Weg der Verpackung vieler Produkte, die wir nachher im Supermarkt sehen und womöglich kaufen. Gleichzeitig endet er hier auch, denn Jass stellt neue Wellpappe aus Altpapier her. Die Entstehung des Packstoffs ist also Anfang und Ende zugleich, und wir stecken direkt mitten im Thema Kreislaufwirtschaft drin. Außerdem wird sofort klar, warum beim Design einer Verpackung bereits an die Verwertung und das Ende des ersten Lebenszyklus gedacht werden muss, denn nicht alles Altpapier, das hier ankommt, kann auch wiederverwertet werden. Ein kleiner Teil geht verloren. Für den größeren Teil beginnt ein weiteres Leben als Wellpappe.
Durch die Zusammenarbeit zwischen Jass und der STI Group entstehen dann neue Verpackungen aus recyceltem Material. Im Druckwerk wird die Wellpappe mit den bedruckten Linern verheiratet und zu unterschiedlichsten Schachteln gestanzt und gefaltet. Wenn Verbraucher die Verpackungen nach dem Gebrauch über die Altpapiertonne wieder dem Kreislauf zuführen, kann das Ganze ein weiteres Mal beginnen.
Teamwork makes the dream work
Damit dieser Kreislauf allerdings funktioniert, kommt es auf die Entwicklung und das Design an. Hier beraten und unterstützen die Experten der STI Group mit ihrem langjährigen Know-how, aber man holt sich auch gerne Input von weiteren Partnern. So beim Workshop „Design For/From Recycling“. Welche Materialien außer Holzfasern können noch verwendet werden, und worauf gilt es, mit Blick auf das Recycling zu achten? Unter anderem auf diese Fragen haben verschiedene Experten versucht, Antworten zu finden. Pfleiderer nutzt für seine Spezialpapiere zum Beispiel Gras oder Weizen als Rohstoffquelle. Die Materialien sind regional verfügbar, und mit der Nutzung von Weizenstrohzellstoff wird ein Reststoff verwendet, der beim Ernteprozess sowieso anfällt.
Mit PreZero hat die Schwarz Gruppe ein Unternehmen, das sich mit Ideen von Energiemanagement bis Logistik beschäftigt. Dazu gehört auch die Marke OutNature, die sich dem Einsatz der Silphie-Pflanze bei der Papierherstellung verschrieben hat. Die Pflanze dient nicht nur als Faserlieferant für die Papierherstellung, sondern ist auch Energiepflanze und findet in Biogasanlagen weitere Verwendung. Gemeinsam mit der STI Group wurden bereits Faltschachteln für Kresse und Tomaten entwickelt und produziert. Außerdem kommt das Papier in Displaylösungen für die Marken always und Gilette zum Einsatz.
Das richtige Material finden
Worauf kommt es nun also beim Design einer Verpackung an? Besonders auch auf das Verpackungsmaterial, und hier gibt es immer wieder kreative und neue Lösungen, die gleichzeitig neue Herausforderungen mit sich bringen können. Andreas Milk von der Designagentur Milk stellte eine Primärverpackung vor, die verschwindet bzw. Teil des verpackten Produkts werden kann. Wer die Soupa Soup bestellt, bekommt einen Karton mit einem Beutel als Primärverpackung, der die Zutaten für eine Suppe enthält. Besonders bequem für den Verbraucher – der Beutel samt Inhalt wird bei der Zubereitung der Suppe einfach drei Minuten lang in einem Topf mit Wasser gekocht und löst sich dabei auf. Die Verpackung verschwindet also, und der Verbraucher muss sich keine Sorgen um die Entsorgung machen.
Vorschriften an Lebensmittelverpackungen bringen allerdings auch ein Problem zutage, mit dem faserbasierte Verpackungen immer wieder zu kämpfen haben: Papier und Karton müssen aus Frischfaser bestehen oder bei Recyclingmaterialien eine Barriere aufweisen. Da die Primärverpackung Teil des Gerichts ist, verliert sie ihren Status als Primärverpackung, und der Versandkarton nimmt diese Rolle ein. Er muss also eine Beschichtung bzw. Barriere aufweisen, die aber eine Schwierigkeit beim Recycling darstellen kann. Hier kommt die STI-Group wieder ins Spiel, denn sie sucht und entwickelt auch für solche Herausforderungen Lösungen. Statt einer PE-Beschichtung bei Faltschachteln mit Lebensmittelkontakt setzt das Unternehmen bei der Foodbox einen Barrierelack ein. Das ist ressourcenschonend und sorgt für vollständige Reyclingfähigkeit.
Was ist nun wohl das Fazit, das man aus dem Workshop mitnimmt? Es tut sich definitiv etwas. Marken sind bestrebt, dem Wunsch der Verbraucher nach nachhaltigen Produkten nachzukommen. Das betrifft nicht nur das verpackte Produkt als solches, sondern auch die Verpackung. Und so wird diese Nachfrage entlang der Wertschöpfungskette von einer zur nächsten Station mitgenommen, und alle Partner erforschen und entwickeln neue Möglichkeiten, um Verpackungen und Prozesse nachhaltiger zu gestalten. Das Design ergibt sich dabei nicht nur mit Blick auf das Recycling, sondern auch durch das Recycling, da die Materialien wiederverwertet werden sollen.
“Nachhaltigkeit hat viele Facetten, die Recyclingfähigkeit von Verpackungen hat für uns oberste Priorität. Faserbasierte Verpackungen sind nachwachsend, verfügen über geschlossene Kreisläufe und existierende Recyclingsysteme. Der Workshop hat gezeigt, dass es für Verpackungen aus Karton und Wellpappe viele zusätzliche Anwendungsbereiche gibt und sich Verbundmaterialien und Kunststoffe häufig substituieren lassen. Der Trend geht zu leichtgewichtigen Materialien – wobei der Schutz der Produkte immer an erster Stelle steht.“
Claudia Rivinius, Marketing Director bei der STI Group
Weitere Meldungen aus dem Magazin
Transformation der Recycler (III): EKO-Punkt
EKO-Punkt ist das Duale System von Remondis. Als Kompetenzzentrum Verpackung unterstützt der Experte seine Kunden entlang der Prozesskette Verpackung.
Nachhaltige Trends bei E-Commerce-Verpackungen
Unternehmen aus dem Bereich E-Commerce suchen nach alternativen Verpackungsmöglichkeiten und arbeiten mit unterschiedlichen Ansätzen.
Aseptikkarton: Es geht auch ohne Aluminium
Die neue aseptische Füllmaschine von Elopak ist für den alufreien Aseptikkarton Pure-Pak-eSense optimiert und vereint Nachhaltigkeit, Produktsicherheit, Convenience und Effizienz im Abfüllprozess.
Warum Wein nicht in PET?
Die Weinkellerei Wegenstein füllt einen ihrer Weine nun in PET-Flaschen ab, die in einem Projekt mit dem PET-Spezialisten Alpla entstanden sind.
Innovationen und Kreislaufwirtschaft im Fokus der Verpackungsindustrie
Die All4Pack Emballage Paris 2024 versteht sich als Denkfabrik der Verpackungsindustrie und legt den Fokus auf Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit.
Transaction-Network: Auf dem Weg zum offenen Ökosystem
Da Kunden heute digitale Serviceleistungen erwarten, hat die Gerhard Schubert GmbH die Kundenplattform Transaction-Network eingeführt.