“Verpackung des Jahres” geht an Haribo Goldbären

Bild von zwei Haribo-Verpackungen
(Bild: HARIBO GmbH & Co. KG, Deutsches Verpackungs-Museum, Heidelberg)

Passend zum 100. Jubiläum hat Haribo die Auszeichnung “Verpackung des Jahres” erhalten. Bereits in den 1930er Jahren setzte Haribo für seine Goldbären (damals noch Tanzbären) eine Folienverpackung ein. Heute besteht sie aus PP Monomaterial und schützt die schon immer bunten und fruchtigen Goldbären.

Die Geburt dieses Markenartikels fiel in schwere Zeiten. Man schrieb das Jahr 1922, kurze Zeit nach dem Ende des Ersten Weltkriegs. Es waren die Jahre der Hyperinflation, in denen der Zuckerbäcker Johannes („Hans“) Riegel (1893-1945) in Bonn (Kessenich) seine Firma gründete („Haribo“, 1920). Ihm kam nach nur zwei Jahren Selbständigkeit eine Idee, die sich später als Grundlage einer ikonischen Marke mit globaler Berühmtheit erweisen sollte. Der Bonbonkocher aus Bonn stellte ein Fruchtgummi her, dem er erstmals die Form eines Bären gab. Dies waren die weltweit ersten „Gummibärchen“.

Die Fruchtgummi-Bären hießen zu Beginn noch „Tanzbären“ und waren ein wenig größer und schlanker als die heute bekannten Goldbären. Fröhliche bunte Farben und fruchtige Geschmacksrichtungen gehörten aber bereits seit der ersten Generation dazu. Die anfangs schlankere Form sollte in den 1960er Jahren etwas rundlicher und kleiner werden. Von psychologischer Bedeutung war eine Designinnovation des Produktstücks, die im Jahre 1999 eingeführt wurde: In diesem Jahr erhielten die bunten Bären ihr freundliches Lächeln.

Bild von Haribo Gummibärchen
(Bild: Haribo GmbH & Co. KG)

Seit 1960 heißen die Bären „Goldbären“. Die älteste erhaltene Packung mit der Bezeichnung „Goldbären“ ist eine blaue Kartonage aus dem Jahre 1960, die als Verkaufs-Tray diente. Grundlage für die nun folgenden Innovationen war die Umstellung des Käuferverhaltens durch die neu eingeführte Selbstbedienung im LEH. Nachdem die Bärchen anfangs noch stückweise vertrieben wurden, kamen nun Gebinde als Endverbraucher-Packungen zum Einsatz. Haribo hatte schon in den 1930er Jahren erfolgreich Folienverpackungen eingesetzt, die damals noch aus Zellglas hergestellt waren („Cellophan“). Weiterhin setzte das Unternehmen über die Jahre alle denkbaren Verpackungsformen ein, von der Kartonage bis zur Blechdose. Im Falle der Marke „Goldbären“ jedoch erwies sich die flexible Verpackung im Beutel als markenprägend. Der Beutel wird heute aus dem Monomaterial Polypropylen hergestellt und kann fast vollständig recycelt werden.

Schon 1961 erhielten die „Goldbären“ also ihre erste Beutelverpackung, auf der der sitzende Bär (in Analogie zur Körperhaltung des Produktstücks) mit roter Schleife Platz nehmen durfte. Von Beginn an es gab ein Sichtfenster – ganz wie bei einem Kiosk – den Blick auf die „Goldbären“ im Beutel frei und erzeugt seitdem den sogenannten „Appetite Appeal“. Erst 1968 wurde aus dem Sichtfenster der breite, transparente „Fensterstreifen“, der die Farbmischung der Bären gut zur Geltung bringt.

Der sitzende Goldbär verlor für die Anmutung bald an Bedeutung. In der Markenkommunikation wurde ab 1979 eine graphisch modernisierte Form des Bären als Markenbotschafter eingesetzt, der „Präsenter-Goldbär“. Der neue Bär, der ebenfalls eine rote Halsschleife trug, war nicht mehr auf die sitzende Haltung festgelegt. Er konnte, wie in Salesfoldern dieser Epoche zu sehen, aktiv mit dem Produkt umgehen und Kunden mit der Tatze auf das Produkt hinweisen. Der gelbe („goldene“) Bär erwies sich als starker Verbündeter der Marke. Und so wundert es nicht, dass er ab 1980 den Platz des sitzenden Bären auf der Packung einnehmen durfte. Heute ist die Kombination des breiten Sichtfensters mit dem freundlichen „Präsenter-Goldbär“ konstitutiv für eine Markenikone von weltweiter Bekanntheit. Das Markenprodukt ist in über 100 Ländern erhältlich und ein international wertgeschätzter Botschafter deutscher Erfinder- und Lebensmittelkompetenz.

Bild von einem Glas mit Haribo Golbären
(Bild: Haribo GmbH & Co. KG)

Die „Haribo Goldbären“ sind ein echter Klassiker. Als Patent und Markenzeichen seit 1967 gesetzlich geschützt, wurde den Bären 1968 bereits ein erster TV-Spot gewidmet. Sie sind somit auch Pionier des deutschen Werbefernsehens. Die Bekanntheit ist so groß, dass 89 Prozent der Deutschen die Marke schon an der bloßen Silhouette des Produktstücks erkennen können. Aktuell werden weltweit pro Tag mehr als 160 Millionen „Goldbären“ produziert. Die Jahresproduktion der Goldbären würde aneinandergereiht die Erde mehr als zehnmal umrunden.

Wichtig ist die Beständigkeit im Auftritt des Markendesigns, die Beharrungsvermögen ausdrückt und Vertrauen generiert (und bindet). Die Jury ist von der Qualität und dem Mut zur Weiterführung des historischen Markendesigns der „Goldbären“ überzeugt. Beeindruckend ist die beständige Gültigkeit der Formensprache, die ohne Abstriche weiter zum Einsatz kommt. In Würdigung ihrer Rolle als „Klassiker“ des internationalen Verpackungsdesigns und zugleich als Anerkennung für den bewiesenen Mut zur Selbstähnlichkeit wird „Haribo Goldbären“ zum 100. Jubiläum des Produkts ausgezeichnet mit dem Preis „Verpackung des Jahres“ 2022.

Quelle: Deutsches Verpackungs-Museum

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