Wachstumsmarkt Pet Food boomt

Future Pet Food Conference Handtmann
Die Zahl der Haustiere nimmt zu und der Markt für Tiernahrung boomt. (Bild: Shutterstock/Gladskikh Tatiana)

Tiernahrung ist seit Jahren ein starker Wachstumsmarkt. Aber wohin entwickeln sich die europäischen Märkte für Tiernahrung und wo liegen die aktuellen Herausforderungen in der Produktion? Antworten darauf gab jetzt die Future Pet Food Conference, zu der Handtmann und Multivac europäische Vertreter der Tierfutterbranche nach Biberach geladen hatten. Das packaging journal war vor Ort dabei.

Im Jahr 2023 gab es in fast der Hälfte aller deutschen Haushalte mindestens ein Haustier. Vor allem die Zahl der Katzen und Hunde ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Und so entwickelt sich der Pet Food-Markt nicht nur schnell, er unterliegt auch einem starken Wandel. Neue Produkte und Darreichungsformen drängen kontinuierlich auf den Markt ebenso wie neue Verpackungslösungen. Im Technologiezentrum am Handtmann Unternehmenssitz im oberschwäbischen Biberach gaben Experten kürzlich einen Überblick über den Pet Food Markt. Zusätzlich zeigten die Gastgeber Handtmann und Multivac an sechs Stationen die neuesten wirtschaftlichen Herstellungs- und Verpackungsmöglichkeiten für die verschiedenen Produktkategorien.

 

Handtmann CEO Harald Suchanka begrüßt die Teilnehmer der Future Pet Food Conference. (Bild: Handtmann)

In den letzten Jahren sind beispielsweise funktionelle Zusatzprodukte immer beliebter geworden. In einer Umfrage von Mintel bekundeten 78 Prozent der Tierfutterkäufer ihr Interesse an Produkten mit funktionellem Gesundheitsnutzen für ihre Tiere. „In Großbritannien, dem größten Pet Food Markt in Europa, geben bereits 39 Prozent der Befragten ihren Haustieren Nahrungsergänzungsmittel“, erklärt Kate Vlietstra, Senior Director, Mintel Food & Drink.

Die Marktforscherin erläutert auch, warum die Gen Alpha, also die zwischen 2010 und 2024 Geborenen, eine besonders tierliebende Generation mit Kaufkraft sein werden: Diese Generation wächst gerade mit Tieren auf, die als Familienmitglieder angesehen werden. Durch die zunehmende Humanisierung von Haustieren achten schon heute Tierbesitzer auch bei ihren Vierbeinern verstärkt auf gesunde, ausgewogene Ernährung und darauf, dass diese Produkte nachhaltig verpackt sind.

 

Tierfutter wird zunehmend auch in flexible Tiefziehverpackungen abgefüllt. (Bild: Handtmann)

Zukunftsfähig Trendprodukte

Nahrungsergänzungsmittel oder einfach nur Snacks in einer essbaren Alginathülle – von Handtmann als ConProSachet-Verfahren im Lebensmittelbereich bereits etabliert – gibt es jetzt auch für Tiernahrung. Im Koextrusionsverfahren wird dabei parallel zum Befüllprozess ein Alginatschlauch hergestellt – statt vorkonfektionierter Kunststofffolie. Dies wird durch einen speziell geformten Koextrusionskopf ermöglicht, der im ersten Schritt einen Schlauch aus dem zunächst pastösen Material aus Meeresalgen formt, das von dem britischen Unternehmen Notpla entwickelt wurde. Anschließend wird das Produkt eingefüllt und das Algenmaterial geliert vollständig aus. Umlaufende Abteilelemente schnüren den befüllten Endlosschlauch ein und teilen ihn in Einzelportionen. Die so entstandenen Sachets, die von einer elastischen Gelhülle umgeben sind, können abschließend weiter behandelt und verpackt werden. Verarbeitet werden unterschiedliche pastöse Produkte wie Geleebrühe, Kollagensnacks oder funktionelle Ergänzungsmittel für Haustiere.

Mit dem ConProSachet-Verfahren können Snacks in essbarer Alginathülle hergestellt werden. (Bild: Handtmann)

Gesunde Pet Food-Produkte sollen auch appetitlich aussehen. Maschinenhersteller Bühler stellte dazu seine High Moisture Extrusion (Wet Tex)-Technologie als neue Optionen für die Herstellung von Nassfutter vor. „Wir können mit dem Wet Tex-Verfahren Tierfutter mit unterschiedlichen Farben, Texturen, Dichten und Dicken oder sogar mit fischähnlichen Texturen herstellen“, erläutert Carsten Petry, Leiter der Sparte Pet Food bei Bühler. Das Verfahren bietet Flexibilität bei der Verwendung der Rohmaterialien: Die Zutaten können beispielsweise in Pulverform oder als Flüssigkeit verarbeitet oder tierische, Insekten- oder Pflanzenproteine verwendet werden.

Erfolgreiche Marktstrategie

Einblicke in einen eher unbekannten Markt lieferte Ulyana Fitsa, Chief Supply Chain Officer bei Kormotech. Der ukrainische Tierfutterhersteller hat es trotz des russischen Angriffskrieges und instabiler Infrastruktur in diesem Jahr unter die Top 50 der weltweit erfolgreichsten Pet Food Hersteller geschafft. Das 2003 gegründete Familienunternehmen generiert aktuell einen Umsatz von 150 Millionen US-Dollar und hat sich in nur zwei Jahrzehnten zu einem global tätigen Unternehmen entwickelt. Kormotech produziert an zwei Standorte: In der Ukraine bei Lviv werden jährlich rund 82.000 Tonnen Tierfutter hergestellt, ein weiteres Werk in Litauen verfügt über eine jährliche Produktionskapazität von 25.000 Tonnen. Das Sortiment umfasst mehr als 650 Artikel, exportiert wird in über 40 Länder.

Der Erfolg der letzten Jahre sei nur mit einem großen Netzwerk von Partnern möglich gewesen, erklärt Ulyana Fitsa. „Wir sind in den 21 Jahren unseres Bestehens durch vier große Krisen gegangen. Doch außer in der Finanzkrise 2008 haben wir es immer geschafft, unser Wachstum zu steigern. Der Beginn des Krieges 2022 war dann die härteste Krise, denn neben der Unsicherheit über die Zukunft schrumpfte unser Inlandsmarkt, die Grenzen wurde geschlossen und viele Tierhalter, aber auch Mitarbeiter verließen das Land. Wir haben am Tag des russischen Angriffs die Produktion gestoppt, aber schon zwei Tage später weiter produziert. Unsere Stärke ist unsere Anpassungsfähigkeit, wir denken unkonventionell und wir vertrauen auf gute Beziehungen.“ Und als im November 2023 die polnische Grenze geschlossen wurden, über die zuvor der gesamte Export lief, war Kormotech das erste ukrainische Unternehmen, das per Schiff seine Produkte auf der Donau durch Rumänien transportierte.