Industrieverbände appellieren an die Bundesregierung

Kartonagen (Bild: Smurfit Kappa/Mike Ellis)
Transport- und Verkaufsverpackungen für Lebensmittel und pharmazeutische Produkte sollten als systemrelevante Produkte im Zusammenhang der Eindämmung der Corona-Pandemie klassifiziert werden. (Bild: Smurfit Kappa/Mike Ellis)

Deutsche Industrieverbände aus der Verpackungsbranche haben in einem Appell an die Bundesregierung Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit gefordert.

Die Verbände fordern, Transport- und Verkaufsverpackungen (aus Papier / Karton und Kunststoff) und deren Rohmaterialien und Vorprodukte für Lebensmittel und pharmazeutische Produkte als „integrale Bestandteile und systemrelevante Produkte im Zusammenhang von Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie“ zu klassifizieren.

Die Lieferketten von Transport- und Verkaufsverpackungen für Lebensmittel und pharmazeutische Produkte sollen geschützt und von den Beschränkungen im Zusammenhang mit Maßnahmen beim grenzüberschreitenden Warenverkehr ausgenommen werden. An nationalen Grenzen sollten entsprechende Maßnahmen und Prozesse zur vorrangigen Abwicklung solcher Produkte etabliert werden („Priority / Green Lanes“). Im Fall von Ausgangssperren müssten Ausnahmegenehmigungen für die Mitarbeiter von Herstellern und Zulieferern vorgesehen werden.

Lieferketten müssen aufrechterhalten werden

Die Sicherheit in der Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln und pharmazeutischen Produkten ist in der gegenwärtigen Corona-Krise systemrelevant. Die Aufrechterhaltung der Lieferketten für Lebensmittel und pharmazeutische Produkte ist daher für die Bewältigung der Krise essentiell und darf nicht durch andere Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie gefährdet werden. In der Lieferkette für Lebensmittel und pharmazeutische Produkte ermöglichen erst Transport- und Verkaufsverpackungen, dass diese Waren bis zum Endverbraucher verfügbar sind und eine Maximierung der Haltbarkeit gewährleistet ist.

Bei den Rohmaterialien und Vorprodukten zur Herstellung von Verpackungen handelt es sich wesentlich um Papier und Karton, Kunststoff und Klebstoffe sowie Druckfarben und Lacke, die zur Bedruckung der Verpackung verwendet werden müssen, um über den Inhalt der Verpackung und die Anwendung des Produkts zu informieren. Die Verpackungen sind somit ein integraler Bestandteil der Versorgungssicherung der Bevölkerung.

Diese Erwartung der Branchen stehe im Einklang mit der analogen Forderung der Arbeitgebervereinigung Nahrung und Genuss (ANG), der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) und des Lebensmittelverbands Deutschland „Coronavirus-Ausbruch – Auswirkungen auf die deutsche Ernährungsindustrie und Forderungen zur Aufrechterhaltung der Produktion“ an die Bundesregierung.

Vorrangige Beförderung im grenzüberschreitender Warenverkehr

Die verstärkte Einführung von nationalen Grenzkontrollen im Schengen-Raum im Zuge der Bekämpfung des COVID-19-Ausbruchs in Europa behindert oder verhindert die effektive Lieferung von Rohstoffen und Vorprodukten zur Herstellung von Transport- und Verkaufsverpackungen. Es wird aus mehreren europäischen Staaten gemeldet, dass Logistikunternehmen aufgrund der langen Verzögerungen an Grenzen davon absehen grenzüberschreitende Aufträge anzunehmen. Schon jetzt weigern sich zudem Mitarbeiter von Logistikunternehmen in Gebiete mit hohen Beschränkungen zu fahren. Dies basiert auf der Sorge in einem solchen Fall in diesen Regionen unter vorsorgliche Quarantäne zu geraten und nicht zurückkehren zu dürfen.

Die Verbände appellieren daher an die politischen Institutionen, die Lieferketten von Transport- und Verkaufsverpackungen und den Materialien zu deren Herstellung zu schützen und von den Beschränkungen im Zusammenhang mit Maßnahmen beim grenzüberschreitenden Warenverkehr auszunehmen.

Europäische Verbände appellieren an die EU-Kommission

Man begrüße und unterstütze ausdrücklich die avisierten Maßnahmen der EU, die dabei helfen, für essenziell systemrelevante Produkte eine vorrangige Beförderung entsprechender Güter im paneuropäischen Wirtschaftsverkehr zu ermöglichen.

Dieser Appell an die nationalen politischen Institutionen geht einher mit einer analogen Initiative der europäischen Verbände der Papier- und Kartonerzeugung und -verarbeitung, die sich mit einem „Statement from the European paper and board converting industry“ an die EU-Kommission in Bezug auf deren aktuelle „Guidelines for Border Management“ (Anlage) gewandt haben.

Unterzeichnende Verbände: Fachverband Faltschachtel-Industrie e.V. (FFI), Fachverband Kartonverpackungen für flüssige Nahrungsmittel e.V. (FKN), Fachvereinigung Hartpapierwaren und Rundgefäße e.V. (FHR),  Gemeinschaft Papiersackindustrie e.V. (GemPSI), Hauptverband Papier- und Kunststoffverarbeitung e.V. (HPV), Industrieverband Papier- und Folienverpackung e.V. (IPV), Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e.V. (IK), Verband der deutschen Lack- und Druckfarbenindustrie e.V. (VdL), Verband der Hersteller selbstklebender Etiketten und Schmalbahnconverter e.V. (VskE), Verband der Wellpappen-Industrie e.V. (VDW), Verband Deutscher Papierfabriken e.V. (VDP), Verband Vollpappe-Kartonagen e.V. (VVK), Vereinigung der Arbeitgeberverbände der Deutschen Papierindustrie e. V. (VAP) und der Wirtschaftsverband Papierverarbeitung e.V. (WPV).

Quelle: HPV