European Bioplastics kritisiert die EU-Methodik für Ökobilanzen, die nach Ansicht des Branchenverbandes fossile gegenüber biobasierten Kunststoffen bevorzugt.
Im Juni veröffentlichte die Gemeinsame Forschungsstelle (GFS) der Europäischen Kommission (EK) ihre Methodik für die Ökobilanzierung (LCA) zum Vergleich der Umweltauswirkungen von fossilen und biobasierten Rohstoffen für die Kunststoffproduktion.
„Gemeinsam mit anderen biobasierten Industrien unterstützen wir Ökobilanzen als wertvolles Instrument zur Messung der ökologischen Nachhaltigkeit. Leider lässt der Ansatz der GFS in dieser Studie wichtige Elemente vermissen, die für eine faire, vergleichende Bewertung von biobasierten und fossilbasierten Kunststoffen entscheidend sind. Im Ergebnis begünstigt sie eindeutig konventionelle Kunststoffe aus fossilen Ressourcen.“ Hasso von Pogrell, Geschäftsführer von European Bioplastics (EUBP)
In den vergangenen drei Jahren hatten EUBP und andere Interessengruppen aus der Industrie die Möglichkeit, Beiträge zur LCA-Methodik zu leisten, die biobasierte mit fossil-basierten Kunststoffprodukten vergleicht. In engem Austausch mit der GFS wurde umfangreiches Fachwissen zur Verfügung gestellt. Die endgültige Methode bevorzuge jedoch nach wie vor fossile gegenüber biobasierten Kunststoffen, was viele der im Rahmen des europäischen Green Deal festgelegten Ziele beeinträchtigt, so der Branchenverband.
Am problematischsten sei der Ansatz der Methodik, den Mehrwert der biogenen Kohlenstoffbindung außer Acht zu lassen. Dies untergrabe den Hauptvorteil biobasierter Produkte, der darin bestehe, der Atmosphäre Kohlendioxid zu entziehen und es in Produkten zu speichern, wodurch fossiler Kohlenstoff ersetzt und die Emission von Treibhausgasen verringert wird. „Wir empfehlen nachdrücklich, die Aufnahme von biogenem Kohlenstoff als obligatorischen Bestandteil in jede vergleichende Ökobilanz aufzunehmen“, so von Pogrell.
„Kunststoffe sind für das moderne Leben unverzichtbar. Wir haben die Wahl, ob wir den für Kunststoffe benötigten Kohlenstoff weiterhin aus fossilen Ressourcen gewinnen wollen oder ob wir einen Übergang zur Gewinnung dieses notwendigen Kohlenstoffs aus der Atmosphäre anstreben„, sagt der Geschäftsführer der EUBP weiter. Um eine angemessene und ausgewogene Bewertung zu ermöglichen, hat die EUBP die wichtigsten Schwachstellen der Methodik in einem neuen Positionspapier zusammengefasst, das von der European Bioeconomy Alliance unterstützt wird, in der die EUBP Mitglied ist.
Quelle: European Bioplastics