Lebensmittelverpackungen sind unentbehrlich: Sie schützen Produkte auf dem Weg vom Hersteller zum Verbraucher, verlängern die Haltbarkeit und werden im besten Fall am Ende recycelt. Eine junge Produktdesignerin hat nun eine Verpackung entwickelt, die sogar mitgekocht werden kann und dann Teil der Mahlzeit wird.
Meal Bag nennt Amelie Graf ihre essbare Lebensmittelverpackung, die hauptsächlich aus Maisstärke besteht. Das Material hat sie im Rahmen ihrer Masterarbeit im Studiengang Product and Fashion Design an der Berliner Universität der Künste entwickelt. „Ich habe mich viel mit der Frage beschäftigt, wie Menschen dem Thema Materialität begegnen. Es wird heute überwiegend digital gearbeitet, und ich wollte wieder die Nähe zum Material“, sagt die Produktdesignerin. „Mein Vater ist Bildhauer, und ich habe zunächst mit Stein experimentiert, habe ihn zerkleinert und mit Epoxidharz wieder zusammengesetzt. Da das Bindemittel aber giftig ist und nicht abgebaut wird, wollte ich eine Alternative finden und habe es mit Maisstärke probiert.“ Daraus entstand die Rezeptur für die Meal Bag, dessen Hauptbestandteile Stärke und Zellulose sind.
Alle Zutaten sind für Lebensmittelanwendungen geeignet. Und so können Spaghetti, Hülsenfrüchte, Gewürze oder getrocknetes Gemüse in der Meal Bag verpackt und dann zusammen mit dieser gekocht werden kann. Die essbare Verpackung ist luftdicht und bis zu einem gewissen Grad feuchtigkeitsresistent. In heißem Wasser löst sie sich auf, und durch die Maisstärke dient die Hülle beim Kochen als Soßenbinder oder kann als Ballaststoff- und Energielieferant beigemischt werden. Alternativ lässt sie sich auch über den Heimkompost entsorgen und zersetzt sich dort innerhalb weniger Tage. „Die Meal Bag bietet damit viele Möglichkeiten für einen geschlossenen Stoffkreislauf.“
Unverpackt verpackt
Aber: Kann eine Verpackung, die im Laden von jedem berührt werden kann und dann doch mitgegessen werden soll, hygienisch sein?
„Ich werde häufig auf das Thema Hygiene angesprochen. Bei der Zubereitung werden aber bei über 60 Grad Celsius die meisten Bakterien abgetötet, daher funktioniert die Meal Bag auch als Verkaufsverpackung. Vor der Weiterverarbeitung wird sie wie Gemüse einfach gewaschen und bildet so die Grundlage beispielsweise für Soßen. Sie bietet aber auch im Unverpacktladen einen Mittelweg. Zero-Wast-Shops werden ja immer beliebter, das verpackungsfreie Konzept lässt sich aber für viele Menschen nicht so einfach in den Arbeitsalltag integrieren. Es erfordert eine Vorausplanung sowie das Mitbringen von geeigneten Behältern für lose Lebensmittel. Meine Lösung könnte hier eine Alternative sein – unverpackt verpackt sozusagen.“
Amelie Graf, Produktdesignerin
Mit ihrem Konzept will Amelie Graf auch zu einem weiteren Umdenken im Umgang mit Verpackungen und zu einer höheren Wertschätzung von Materialien beitragen. Der Prototyp ist fertig, und die Designerin würde das Konzept jetzt gerne mit einem Industriepartner umsetzen. Interessenten aus dem B2B-Bereich haben bereits angefragt.