Mit einer Entwicklung für effizientere Kunststoffrecycling haben sich die österreichischen Erfinder Klaus Feichtinger und Manfred Hackl eine Nominierung für den Europäischen Erfinderpreis des Europäischen Patentamtes (EPA) verdient. Ihre Technologie, Abfälle zu hochwertigen Pellets aufzubereiten, geht in der Kategorie „Industrie“ an den Start. In der Kategorie „Nicht-EPO-Staaten“ wurde eine Alternative zu Kunststoffen nominiert.
Hackl und Feichtinger waren bis vor kurzem gemeinsam Geschäftsführer des Kunststoffrecycling-Spezialisten Erema. Damit sind sie in einem hochkomplexen Anwendungsfeld unterwegs, weil jede Art von Kunststoffpolymer ein spezifisches Verfahren erfordert, um daraus verwertbares Material herzustellen. Erschwerend kommt hinzu, dass bei niedrigen Ölpreisen sowohl die Nachfrage nach recyceltem Kunststoff als auch der Preis von nicht aus Abfällen stammendem Neu-Plastik sinken. Folglich werden von den jährlich in der EU anfallenden 58 Millionen Tonnen Kunststoffmüll nur 30 Prozent wiederverwertet.
„Die Technologie von Feichtinger und Hackl schließt den Kreislauf beim Kunststoffrecycling. Die Erfinder haben einerseits die Effizienz der Verwertung gesteigert und andererseits ein besseres Endprodukt entwickelt.“
António Campinos, EPA-Präsident
Kunststoffabfall wird im Gegenstrom verarbeitet
Vor allem wegen der Kostenproblematik haben sich die beiden Nominierten darauf konzentriert, den Recyclingprozess so innovativ und so effizient wie möglich zu gestalten. Dabei herausgekommen sind Anlagen, die durchaus so groß wie Busse sein können und auf eine „Gegenstrom-Technologie“ setzen. Kunststoffabfall wird über Förderbänder transportiert, geschnitten, gemischt, erhitzt, getrocknet und verdichtet. Ein Schneidverdichter dient als Zwischenspeicher, bevor das Material im Extruder plastifiziert, homogenisiert und gereinigt wird.
Früher drehte sich das Kunststoffgemenge im Schneidverdichter und die Wellenschnecke im Extruder in derselben Richtung. In der Schnecke wird der Materialfluss dann nur unregelmäßig verdichtet. Die „Counter-Current“-Technologie kehrt das Prinzip um und bewegt das Material entgegengesetzt zum Durchfluss des Extruders. Dieses Verfahren hat Vorteile. Der Füllprozess läuft so besser, der Durchfluss wird stabiler. Außerdem wird die Qualität des neu gewonnenen Materials besser.
Auch bedruckte Folien können recycelt werden
Als Vorteile der Erfindung beschreibt das EPA, dass die Reyclingzeit für die Kunststoffabfälle reduziert wurde und die Wertstoffe auch bei niedrigen Temperaturen verarbeitet werden können. Dies führe insgesamt zu mehr Durchsatz in der Produktionslinie und zu besserer Qualität. Auch bisher nicht verwertbare Abfälle könnten nun genutzt werden, beispielsweise stark bedruckte Kunststofffolien von Konsumgüterverpackungen.
Mit ihren zahlreichen patentierten Technologien haben Feichtinger und Hackl geschäftlichen Erfolg. Mehr als 6 000 Recycling-Systeme von Erema sind bereits im Einsatz. Jedes Jahr produzieren die Maschinen mehr als 14,5 Millionen Tonnen Kunststoffpellets.
Kunststoff-Alternative aus Pilzen eignet sich für Verpackungen
Auch eine weitere Erfindung, die für einen Europäischen Erfinderpreis nominiert ist, befasst sich mit dem Thema Kunststoff, genauer gesagt mit einer Alternative zu Kunststoff und Polystyrolschäumen. In der Kategorie der „Nicht-EPO-Staaten“ wurden die US-Maschinenbauingenieure und Produktdesigner Eben Bayer und Gavin McIntyre auf die Nominiertenliste gesetzt. Sie haben ein robustes und ungiftiges Materials entwickelt, das aus dem Fadengeflecht von Myzel-Pilzen gewonnen wird.
Das umweltfreundliche Material wird über „Ecovative Design“ vermarktet – ein Unternehmen, das 2007 von den Erfindern mitgegründet wurde und mit vielen internationalen Partnern im Bereich Schutzverpackungen für den Produktversand zusammenarbeitet. Die flexible, anpassungsfähige und biologisch abbaubare Substanz wird für Verpackungen und Baustoffe genutzt, ebenso wie in anderen Anwendungen einschließlich Textilien oder alternativer Proteinquellen.
Wichtig für den Einsatz als Verpackung ist, dass das Material ein vergleichbares Verhältnis von Festigkeit zu Gewicht aufweist wie Kunststoffprodukte, und zu einem vergleichbaren Preis verkauft wird. Das Material kann recycelt oder kompostiert werden und ist innerhalb von 45 bis 180 Tagen biologisch abbaubar.
Die Gewinner des jährlichen Innovationspreises des EPA werden 2019 im Rahmen einer Galaveranstaltung am 20. Juni in Wien bekannt gegeben. Mehr Informationen dazu erhalten Sie auf der Wettbewerbsseite im Internet-Angebot des EPA.