Fünf Fragen an Frank Schuster (ENGEL AUSTRIA)

Frank Schuster, Engel Austria (Bild: Engel Austria)
Frank Schuster, Engel Austria (Bild: Engel Austria)

Frank Schuster leitet seit April 2018 die Business Unit Packaging von ENGEL AUSTRIA. Das Unternehmen gehört zu den global führenden Anbietern von Spritzgießmaschinen und integrierten, automatisierten Systemlösungen für Spritzgießanwendungen in Branchen wie Packaging, Medical und Automotive.

pj: Herr Schuster, wo liegen aktuell die Schwerpunkte in Ihrem Verantwortungsbereich?

Frank Schuster: In der Verpackungsindustrie ist ENGEL vorrangig im Hightech-Bereich zu Hause. Hierzu gehört die Produktion von Getränkeverschlüssen ebenso wie von Dünnwandverpackungen und Eimern, wo wir mit den beiden vollelektrischen Hochleistungsmaschinenbaureihen e-cap und e-motion sowie der Hybridmaschine e-speed eine führende Marktposition einnehmen.

pj: Welche besonderen Herausforderungen gab es für Sie im letzten Jahr?

Frank Schuster: Der schlechte Ruf der Kunststoffe ist hier in Europa eine der größten Herausforderungen. Wir sehen, dass die neue Gesetzgebung nicht in jedem Fall zu mehr Nachhaltigkeit führt. Eine Abkehr von polymeren Werkstoffen bewirkt gerade bei Verpackungen oft eine schlechtere CO2-Bilanz. Hier müssen wir besser informieren und zugleich die Voraussetzungen schaffen, dass die sehr effizienten polymeren Werkstoffe weltweit verantwortungsvoll eingesetzt werden können. Technologisch ergeben sich weitere Herausforderungen. So müssen z. B. ab 2021 Verschlüsse an der Flasche bleiben, was neue Produktdesigns erfordert. Wir stehen vor einem Paradigmenwechsel. Die Kosten sind in Zukunft nicht mehr unbedingt der wichtigste Treiber.

pj: Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Lage ein?

Frank Schuster: Wir sind im Bereich Packaging gut auf Kurs, auch wenn in unserer Branche aufgrund von Verunsicherung Projekte zurückgestellt werden. Insgesamt spürt das Unternehmen die Abschwächung des Wirtschaftswachstums deutlich, und wir sehen derzeit keine Anzeichen für ein kurzfristiges Wiederanziehen der Konjunktur. Die zumeist politischen Ursachen machen die Prognose schwierig.

pj: Welche Auswirkungen erwarten Sie?

Frank Schuster: Im Bereich Packaging rechnen wir damit, das aktuelle Niveau bestenfalls zu halten. Zu den Wachstumstreibern, die der Abschwächung gegenüberstehen, gehören die Digitalisierung, der Aufbau einer Kreislaufwirtschaft und das weltweit steigende Qualitätsbewusstsein. Im Packaging konnte ENGEL jüngst neue Kunden hinzugewinnen, darunter in Asien und USA. Wir haben dezentral Know-how aufgebaut, was das Vertrauen der Kunden weiter stärkt. Damit können wir das derzeitig rückläufige Europageschäft kompensieren.

pj: Worin sehen Sie die wichtigsten Aufgaben und Trends?

Frank Schuster: Das schlechte Image der Kunststoffe ist Herausforderung und Chance zugleich, gerade für uns europäische Maschinenbauer. Wir setzen unsere Erfahrung und unser Wissen dafür ein, dass in allen Regionen der Erde die Voraussetzungen für eine Kreislaufwirtschaft geschaffen werden. Als Familienunternehmen ist uns der Schutz der Umwelt besonders wichtig. ENGEL hat deshalb als einer der ersten Kunststoffmaschinenbauer die globale Verpflichtung zur New Plastics Economy der Ellen MacArthur Foundation unterzeichnet. Im Mittelpunkt unseres Engagements stehen die Themen Rezyklatverarbeitung, Prozessstabilität und Design for Recycling.

www.engelglobal.com

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