Ein dreimonatiger Pilotversuch zur Umsetzung eines anbieterübergreifenden Rückgabekonzepts von Mehrwegbehältern für den Außerhausverzehr von Speisen und Getränken wurde erfolgreich abgeschlossen. Der Pilot in einer bayerischen Gemeinde im Landkreis München ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren.
Die vom Umweltbundesamt und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt geförderte dreimonatige Aktion konnte auf breite Unterstützung und großes Engagement aller Beteiligten bauen. Die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde Haar, den drei Mehrwegsystemanbietern reCIRCLE, RECUP und Relevo sowie den teilnehmenden Betrieben vor Ort ermöglichte es den Organisatoren von ReFrastructure, der Stiftung für digitale Mehrweginfrastruktur, die gesteckten Ziele dieses ersten anbieterübergreifenden Piloten zu erreichen.
Alle teilnehmenden Letztvertreibenden haben in den vergangenen Monaten sämtliche Mehrwegbehälter anbieterübergreifend zurückgenommen. Die Behälter, die sie selbst nicht wieder ausgeben konnten, wurden von ReFrastructure abgeholt und von dem in München ansässigen Unternehmen Profimiet einer professionellen Reinigung unterzogen, bevor sie wieder dem Kreislauf zugeführt wurden. Im Rahmen einer Abschlussbefragung zeigte sich ein Großteil der Gastronominnen und Gastronomen bereit auch weiterhin anbieterübergreifend Mehrwegbehälter zurückzunehmen, sollte das Projekt fortgesetzt werden.
Während der Schwerpunkt auf der Erprobung der digitalen Infrastruktur lag, die eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Mehrweganbietern und damit eine anbieterübergreifende Rücknahme, Logistik und Spülung ermöglicht, bildete die Kampagne „Haar geht den Mehrweg“ zur Information und Aktivierung der Bürgerinnen und Bürger einen weiteren zentraler Bestandteil dieses Pilotprojekts. Somit konnte nicht nur ein Proof of Concept für die digitale Infrastruktur erzielt werden, sondern auch die Aufklärung und Sensibilisierung der Einwohnerinnen und Einwohner für die Themen Kreislaufwirtschaft, Verpackungswende und den Nutzen von Mehrweg erreicht werden.
Insgesamt wurden über 550 Behälternutzungen und mehr als 3.500 Transaktionen auf der digitalen Infrastruktur verzeichnet. Bei aller Zufriedenheit mit dem Verlauf und den Erkenntnissen aus dem Pilotprojekt musste jedoch auch festgestellt werden, dass die Bekanntheit und Nutzung von Mehrweg für Take-Away Speisen und Getränke, trotz der seit Januar 2023 geltenden Mehrwegangebotspflicht noch in den Kinderschuhen steckt.
“Wir sind mit den Ergebnissen des Pilotversuchs sehr zufrieden und konnten zeigen, dass eine anbieterübergreifende Rückgabe machbar ist und von den Verbraucherinnen und Verbrauchern angenommen wird. Die Mehrwegangebotspflicht ist jedoch bei vielen Letzvertreibenden noch nicht in letzter Konsequenz angekommen und dementsprechend ist die Nutzung von Mehrwegangeboten noch weit davon entfernt bei den Verbrauchern eine echte Alternative zur Einwegverpackung darzustellen.“
Tilmann Walz, einer der Gründer von ReFrastructure
ReFrastructure will nun gemeinsam mit dem Mehrwegverband Deutschland, der Kühne Logistics University, der Initiative Plastikfreien Stadt und dem Wuppertal Institut die Erkenntnisse und Erfahrungen aus diesem Pilotversuch nachbereiten und nutzen, um weitere Projekte vorzubereiten.
Quelle: ReFrastructure