Flexibel und modular im Pharmabereich

Siemens Healthineers verpackt diagnostische Produkte nachhaltig mit einer intelligenten UNIROB-Turnkey-Anlage. (Bild: R. Weiss)

Ein komplexes Produktspektrum erfordert einen aufwendigen Verpackungsprozess? Das könnte man meinen. Doch die Automatisierung des Verpackungsprozesses von Siemens Healthcare Diagnostics Products GmbH zeigt: Mit einem kompetenten Partner wie R.WEISS Packaging GmbH & Co. KG können flexible Lösungen basierend auf modularer Bauweise realisiert werden. So auch in diesem Fall, für den eine intelligente UNIROB-Turnkey-Anlage zum Verpacken diagnostischer Produkte entwickelt wurde.

Teil des Produktsortiments von Siemens Healthineers sind Multi-Packs. Hierbei gibt es unterschiedliche Packungsgrößen, der Inhalt der Multi-Packs besteht aus verschiedensten teilgefertigten Komponenten mit vielfältigen produktspezifischen Anordnungen innerhalb des Faltkartons. Zusätzlich werden den Verkaufspackungen Wertetabellen beigefügt.

Um den Prozess der bisher manuellen Bestückung dieser Faltkartons zu automatisieren, sollte nun der passende Partner gefunden werden, der den Ansprüchen von Siemens Healthineers entsprach. Neben der automatisierten Befüllung der Faltschachteln mit unterschiedlichsten Produkten zahlreicher variabler Maße und Anordnungen sowie den Wertetabellen sollte zudem eine möglichst hohe Autonomie der Anlage, zum Beispiel durch eine ausreichende Speicherkapazität der Materialzufuhr, garantiert werden.

Die Siemens Healthcare Diagnostics Products GmbH agiert als Tochtergesellschaft von Siemens Healthineers weltweit als führendes Unternehmen in der Diagnostikindustrie und beliefert Labore auf globaler Ebene mit leistungsorientierten Produktlösungen zur Diagnosestellung und Therapiekontrolle. Dabei vereint das Unternehmen Wissenschaft, Technologie und Praktikabilität in seinen Produkten und Dienstleistungen und verschafft somit den Anwendern die Informationen, die für eine bessere individuelle Gesundheitsversorgung von Patienten notwendig sind.

Anschließend sollten die Packungen verschlossen, etikettiert und auf Vollständigkeit kontrolliert werden. Auch die Prozesssicherheit sollte erhöht werden, indem sowohl die Produktzuführung, der gesamte Verpackungsprozess als auch die später aufgebrachten Etiketten des Faltkartons einer stetigen Qualitätskontrolle unterliegen und indem nach jedem Prozessschritt eine entsprechende Möglichkeit des kontrollierten Auswurfs von Fehlpackungen besteht.

R.WEISS Packaging: der passende Partner

Angesichts dieser Anforderungen an eine Verpackungslösung hat sich das Unternehmen mit R.WEISS Packaging an einen kompetenten Partner gewandt, mit dem nun die Automatisierung des Verpackungsprozesses umgesetzt und dabei zusätzlich das Packungskonzept optimiert werden sollte. Statt der bisher genutzten Kunststoff-Inlays zur Anordnung und Stabilisierung der Produkte sollten nun umweltfreundliche Pappe-Inlays verwendet werden, die in partnerschaftlicher Zusammenarbeit unter Einbezug des Packmittellieferanten entwickelt wurden.

Über insgesamt fünf R.WEISS-Delta-Picker werden die Produkte und Flaschen aus zehn Zuführbahnen verarbeitet. (Bild: R. Weiss)

Besonders wichtig waren hierbei die optische Erscheinung für den Kunden, die Sicherstellung des sicheren Produkttransports, die Beschaffenheit des zu verwendenden Materials, aber auch die Maschinentauglichkeit der Verpackungskonzeption. Die Substitution des bisher verwendeten Materials Kunststoff ermöglicht den Laboren, Krankenhäusern und Arztpraxen nicht nur einen vereinfachten Recyclingprozess des Verpackungsmaterials, sie untermalt vielmehr die Philosophie der beiden Unternehmen, stets im Sinne der Nachhaltigkeit zu agieren und damit als Vorbilder der Branche zu fungieren.

Ein Sechs-Achs-Roboter saugt die Pappe-Inlays aus dem Magazin an, faltet diese auf und setzt sie im Anschluss in den Mitnehmertransporteur ein. (Bild: R. Weiss)

Nach einer ersten Kontaktaufnahme auf der interpack 2017 etablierte sich schnell eine partnerschaftliche Zusammenarbeit der beiden Unternehmen. Sowohl in der Planungsphase als auch in der Umsetzung arbeiteten Siemens Healthineers und R.WEISS Packaging Hand in Hand, wodurch nicht nur ein reibungsloser Projektablauf generiert, sondern zugleich auch eine optimal auf die Bedürfnisse von Siemens Healthineers abgestimmte Verpackungslösung realisiert werden konnte.

UNIROB: ein cleveres System …

Im ersten Schritt werden die Pappe-Inlays dem Inlay-Denester über ein Magazin bereitgestellt, das vom Bedienpersonal manuell zu befüllen ist. Während die Inlays bisher aus Kunststoff gefertigt und von den Mitarbeitern bei Siemens Healthineers manuell in den Faltkarton eingesetzt wurden, saugt nun ein Sechs-Achs-Roboter die Pappe-Inlays aus dem Magazin an der vorgesehenen Fläche an, faltet diese auf und setzt sie im Anschluss in den Mitnehmertransporteur ein, der flexibel und vollautomatisch an die jeweiligen Formate angepasst werden kann. Der Transporteur befördert diese zur nächsten Station der Anlage, um im nächsten Schritt von den Pickern völlig flexibel, je nach ausgewähltem Format oder Rezeptur, bestückt zu werden. Die Glas- beziehungsweise Kunststoffflaschen enthalten dabei flüssige oder lyophilisierte Produkte.

Auf den Zuführbahnen werden runde Produkte dem Picker jeweils vereinzelt bereitgestellt. Auf einem Zuführtisch (rechts) werden quaderförmige Kunststoffflaschen verarbeitet. (Bild: R. Weiss)

Der Pickerbereich der Anlage besteht aus zwei UNIROB-Zellen, in denen über insgesamt fünf R.WEISS-Delta-Picker die Produkte und Flaschen aus zehn Zuführbahnen verarbeitet werden. Neun der Zuführbahnen sind dabei nur für runde Produkte vorgesehen, jene werden jeweils vereinzelt und dem Picker bereitgestellt. Der zehnte Zuführtisch rundet das Produktspektrum ab, hier können auch quaderförmige Kunststoffflaschen zugeführt und entsprechend verarbeitet werden. Um zu gewährleisten, dass keine falschen Produkte aufgegeben werden, ist vor dem händischen Aufgeben der Produkte ein Barcode auszulesen, der von der Anlage gegengeprüft wird. Erst bei Freigabe durch die Anlagensteuerung besteht für das Bedienpersonal die Möglichkeit, Produkte aufzugeben. Die Freigabe erfolgt sowohl durch eine Sperrvorrichtung auf der Aufgabefläche als auch unterstützt durch eine Visualisierung der jeweiligen Produktaufgabe sowie der Auswahl des zugehörigen Zuführtischs über zusätzliche Zuweisungsbildschirme.

Die komplettierten Inlays werden mithilfe eines Sechs-Achs-Roboters vom Mitnehmer-Transporteur entnommen und prozesssicher mittels Befüllzentrierungen in die Faltschachteln eingesetzt. (Bild: R. Weiss)

Nach der Vereinzelung der Produkte werden diese im nächsten Schritt von den fünf Delta-Pickern aufgenommen und in die aufgerichteten Inlays an der dafür vorgesehenen Position eingesetzt. Die Aufnahme erfolgt hierbei mithilfe spezieller Pickerwerkzeuge, die an die Kontur der einzelnen Deckel angepasst sind. Für einen schnellen Formatwechsel sind die Werkzeuge mit Schnellwechselvorrichtungen ausgestattet. Somit erfolgt ein werkzeugloser Formatteilwechsel binnen weniger Sekunden.

… auch fürs Handling der Schachteln

Die befüllten Inserts werden anschließend in die vorgesehenen Faltschachteln eingefügt. Hierfür stehen die Faltschachtelzuschnitte in einem ergonomisch zugänglichen Zuschnittmagazin bereit, das im laufenden Betrieb befüllt werden kann. Der Faltschachtelzuschnitt wird mittels Roboterachse angesaugt, aus dem Magazin vereinzelt und beleimt. Ein Faltstempel fährt dabei den Zuschnitt durch das Faltwerkzeug, wobei die mit Heißleim versehenen Kartonseiten verleimt werden und der zuvor flache Stanzzuschnitt zur Faltschachtel geformt wird. Das Einsetzen der bestückten Inlays erfolgt nun über die Entnahme der Inlays vom Mitnehmer-Transporteur mithilfe eines Sechs-Achs-Roboters. Dieser setzt die Inlays in die Faltschachteln, die vorab von einem Seitenband vom Aufrichter zur Befüllposition in der UNIROB-Zelle eingetaktet wurden. Das Einsetzen der bestückten Inserts erfolgt dabei prozesssicher mittels Befüllzentrierungen. Neben den mit Produkten bestückten Inlays besteht durch die flexible Konzeptionierung auch die Möglichkeit, die Produkte direkt in die Faltschachtel einzusetzen. Ein Inlay kommt hierbei nicht zum Einsatz.

Nachdem die Wertetabellen eingelegt wurden, erfolgt der Verschluss der Faltschachteln mit Heißleim und sie werden mit je zwei Etiketten gekennzeichnet. (Bild: R. Weiss)

Anschließend werden die befüllten Faltschachteln in die nächste Station der UNIROB-Verpackungslinie befördert. Auch hier werden über einen weiteren Sechs-Achs-Roboter die Wertetabellen in die Faltschachtel gelegt. Hierfür nimmt der Roboter die Wertetabelle mittels Vakuumsaugern aus einem Magazin ab. Vor der Entnahme wird jeweils der Data-Matrix-Code des Beipacks im Magazin geprüft. Nachdem die Faltschachteln mit Heißleim verschlossen wurden, werden sie mit je zwei Etiketten gekennzeichnet. Die gedruckten Etiketten werden jeweils vor dem Aufspenden geprüft und nur bei Freigabe appliziert. Auch bei der Verschlusstechnik geht Siemens Healthineers einen neuen Weg: Wurde bisher ein Über-Eck-Etikett als Originalitätsverschluss verwendet, dient hierzu nun eine effiziente Perforation zur vereinfachten Handhabung des Produkts.

Erfolg durch Teamwork

Durch die enge Zusammenarbeit von Siemens Healthineers mit R.WEISS Packaging konnte nicht nur eine effiziente Anlage zur Automatisierung der bisher manuellen Handhabung realisiert werden. Vielmehr wird Siemens Healthineers dank der Anlage von R.WEISS nun ein prozess- und ausfallsicherer sowie äußerst flexibler und zudem nachhaltiger Verpackungsprozess ermöglicht, der nicht zuletzt großen Einfluss auf die Zufriedenheit der Labore, Krankenhäuser und Arztpraxen nimmt. Der enge Kontakt während des gesamten Planungs- und Umsetzungsprozesses, die gemeinsamen Innovationen und Ideen nutzen Synergien: Die neue Verpackungsanlage modernisiert nicht einfach nur den unternehmensinternen Verpackungsprozess, sie ist ein Produkt gebündelten Know-hows der beiden branchenführenden Unternehmen.

http://www.r-weiss.de

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