Genauso vielfältig wie die verschiedenen Sorten von Ritter Sport sind auch die Abmessungen der Schokoladentafeln im 100-Gramm-Format. Bereits ein Unterschied von drei Millimetern Dicke stellt beim verkaufsfertigen Verpacken eine Herausforderung dar. Die neue Lösung von Schubert übernimmt diesen Prozess jetzt vollautomatisch und innerhalb der Produktionskette direkt vor Ort.
Ein Grund für die anhaltende Erfolgsgeschichte von Ritter Sport ist, dass Nachhaltigkeit im Unternehmen von jeher großgeschrieben wird. Dass es dabei immer Luft nach oben gibt, zeigen aktuelle Projekte aus Waldenbuch, in denen Ritter Sport eine neuartige spezielle Papierverpackung im Rahmen einer großen Aktion mit 500 treuen Schokoladen-Fans ausgiebig testet und auf Alltagstauglichkeit prüft.
Drei Millimeter Herausforderung bei Ritter Sport
Unter nachhaltigen Gesichtspunkten stand zuletzt auch der Verpackungsprozess der 100-Gramm-Tafeln auf dem Prüfstand. Denn aufgrund der verschiedenen Abmessungen der einzelnen Sorten mussten das Sortieren und verkaufsfertige Verpacken bisher in einem ausgelagerten Logistikprozess von Hand erfolgen. Die eingesetzte Anlage kam mit Unterschieden von bis zu drei Millimetern Dicke bei Produktsorten wie Nugat und Voll-Nuss nicht automatisch zurecht.
„Wir wollten diesen aufwendigen Prozess kosteneffizient und nachhaltig optimieren. Deshalb suchten wir nach einer Anlage als Inhouse-Lösung, die unsere 100-Gramm-Tafeln direkt in der richtigen Formation verpackt und zuverlässig erkennt, ob zehn, elf, zwölf oder dreizehn Tafeln in den Karton einsortiert werden müssen“, erklärt Ivo Bǔncǔga, Leiter Technik bei Ritter Sport. Eine Fragestellung, mit der er sich konkret an den Verpackungsmaschinenhersteller Schubert wandte. Mit ihm verbindet Ritter Sport eine langjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit. Jonas Müller, Projektleiter bei Schubert, nahm sich der anspruchsvollen Aufgabe an. Er entwickelte innerhalb kürzester Zeit eine ebenso kompakte wie flexible und effektive Maschinenlösung für das Unternehmen.
Intelligente Technik für individuelle Verpackungsgrößen
Die kompakte Maschine besteht aus einem Übergabeaggregat, drei F2-Robotern zum Aufrichten, Füllen und Verschließen der Kartons sowie einem nachgelagerten Wendeaggregat in einem einzigen Gestell.
Sie ist außerdem so flexibel konstruiert, dass sie über ein zusätzliches höhenverstellbares Schwenkband optional und je nach Produktionsauftrag mit der bereits vorhandenen Packmaschine zum Verpacken in alternative Kartonagen verbunden ist. Im Regelfall werden die 100-Gramm-Tafeln der Schubert-Anlage mit einer Geschwindigkeit von 400 Tafeln pro Minute direkt aus einer Schlauchbeutelmaschine einspurig zugeführt.
Über eine Gruppierkette findet anschließend die Sortierung entsprechend der Tafeldicke in der passgenauen Anzahl für den Karton statt.
TLM-Anlage stellt alles auf den Kopf
Bevor die Schokolade in die Kartons gefüllt wird, müssen diese zunächst aus einteiligen Zuschnitten, die flach liegend in einem Magazin bevorratet sind, aufgerichtet werden. „Dadurch, dass die Kartons nicht mehr wie bisher aus Boden und Deckel bestehen, vereinfachen und beschleunigen wir den Verpackungsprozess um ein Vielfaches“, sagt Marco Wleklinski, zuständiger Projektingenieur bei Ritter Sport. Die flach liegenden Zuschnitte werden aus dem Magazin entnommen, beleimt und von einem F2-Roboter durch einen Faltrahmen gedrückt. Der aufgerichtete Modulkarton wird „kopfüber“ auf einen Vakuumtransporteur abgesetzt, der die Schachteln durch die Anlage bis zum Gruppiertisch leitet.
Dort setzt ein F2-Füllroboter die Produkte, ebenfalls auf den Kopf gestellt, in den Kartondeckel ein. Danach verschließt ein weiterer F2-Roboter das angehängte Bodenteil.
Er setzt den Karton in das Wendeaggregat, das die Kartons um 180 Grad dreht: Anschließend setzt er sie auf das Auslaufband.
Ausgezeichnet und nachhaltig
Mithilfe der neuen Anlage sind beim laufenden Betrieb keine zeitraubenden Formatwechsel nötig, lediglich die Gruppiertische variieren aufgrund der unterschiedlichen Tafeldicken und können mit nur einem Werkzeug schnell und unkompliziert gewechselt werden. Asmus Wolff, Geschäftsführer und Supply-Chain-Manager bei Ritter Sport, ist sichtlich beeindruckt: „Das ist wirklich ein geniales ‚Spielzeug‘, das uns Herr Müller und sein Team da gebaut haben.“
Tatsächlich spart Ritter Sport dank der neuen Anlage 30 Prozent an Lagerfläche und Kartonage ein: Potenziale, die sich jetzt für die Umsetzung weiterer anspruchsvoller Nachhaltigkeitsstandards nutzen lassen. Für sein außerordentliches Engagement in diesem Bereich wurde das Familienunternehmen schon mehrfach ausgezeichnet. Eine Herzensangelegenheit auch für Familienoberhaupt und Geschäftsführer i. R. Alfred Theodor Ritter, der das Unternehmen 2004 radikal modernisierte und sich seit Jahrzehnten intensiv für Umweltbelange und Mitarbeiter engagiert. Dafür erhielt der 66-Jährige den Deutschen Gründerpreis 2019 in der Kategorie Lebenswerk.
Die seit mehr als 100 Jahren beliebte Schokoladenleckerei aus Baden-Württemberg war nicht von Anfang an quadratisch. Und sie hieß auch nicht Ritter Sport. Ihr unverwechselbares Markenzeichen verdankt die Schokolade im 100-Gramm-Format einer bahnbrechenden Idee von Clara Ritter in den 1930er-Jahren. Sie entwickelte eine quadratische Schokolade mit dem gleichen Gewicht einer Langschokolade. Diese passte perfekt in die Tasche der damals üblichen Sportjacketts von Fußballfans, ohne zu zerbrechen. Die Marke Ritter Sport war geboren. Sie erobert bis heute mit mehr als 22 leckeren Sorten die Welt. Mit dem in den 1970er-Jahren eingeführten Slogan „Quadratisch. Praktisch. Gut.“ hat sich die quadratische Schokolade aus Deutschland einen Platz in der ewigen Bestenliste des Markenolymps gesichert und erfreut sich bis heute ungebrochener internationaler Beliebtheit.