Trotz großer Sortenvielfalt: Etikett und Verschluss immer korrekt

Bis zu 60.000 Flaschen werden auf einer der Flaschenlinien jede Stunde abgefüllt. (Bild: broesele)
Bis zu 60.000 Flaschen werden auf einer der Flaschenlinien jede Stunde abgefüllt. (Bild: broesele)

Rund zwei Millionen Hektoliter Bier produziert die Brauerei Karlsberg in Homburg pro Jahr. Damit trotz großer Sortenvielfalt keine Fehletikettierungen oder Flaschen mit falschen Verschlüssen das Haus verlassen, hat sich die Brauerei beim Neuwieder Spezialisten Indspect ein kamerabasiertes Kontrollsystem installieren lassen.

Einen stark wachsenden Anteil haben bei Karlsberg die alkoholfreie Marke „Gründel’s“, die es in vier Geschmacksvarianten gibt, sowie das Trend- und Szenegetränk MiXery. Beide Marken bieten eine große Sortenvielfalt, wobei die Etiketten, aber auch die Kronkorken von der Formgestaltung ähnlich sind und sich allein durch die Markenoptik unterscheiden.

Mit Tradition …

Christian Weber ersteigerte im Jahr 1878 Brauanlagen, Brunnen und Immobilien im saarländischen Homburg. Auf die noble Tradition der Braustätte von Schloss Karlsberg berief er sich, als er die „Bayerische Bierbrauerei zum Karlsberg“ gründete. Das weiche Homburger Quellwasser eignet sich hervorragend zum Bierbrauen. Die Brauerei wuchs rasch, schon 1884 wurde der Umzug an den heutigen Standort am Stadtrand Homburgs notwendig. Ein neues Brauhaus sowie weitere Neu- und Umbauten modernisierten und erweiterten die Bierherstellung und sicherten ein hohes Qualitätsniveau, bis heute wird kontinuierlich investiert.

… und Innovation

Schon immer zeichnete sich die Braustätte, wohl auch durch die besondere Lage im Saarland, das bis 1954 wirtschaftlich zu Frankreich gehörte, als sehr innovativ aus: Ab 1953 füllte sie als einzige Brauerei des deutsch-französischen Vertriebsgebiets Bier in Getränkedosen (0,35 l), es folgten 1956 die „Literbomber“ und ab 1968 die Riesendosen (3,8 l und 5 l). Hinzu kamen erfolgreiche Marken wie „Sinalco-Cola“ oder „Rilchinger“ Mineralwasser, zudem baute man die eigene Karlsberg-Range aus: Edelmalz, Alt, das Starkbier „Prinz von Homburg“ und Ur-Pils. Im Jahr 1974 überschritt man erstmals die 1-Million-Hektoliter-Grenze. Kooperationen mit Coca-Cola öffneten den Softdrink-Markt, ebenso die Übernahme der Merziger Fruchtgetränke GmbH – „Deutschlands feinem Saftladen“. Auf dem Markt der alkoholfreien Biere braute man mit „Gründel’s“ weit vorne mit. Das Unternehmen erwarb in der Folgezeit die Königsbacher Brauerei und brachte „Ballermann 6,9“, die LongdrinX „Jopalume“, „Pecada“ und „Maromba“ sowie die Szenedrinks „Desperados Tequila flavoured beer“ auf den Markt. Die Karlsberg Brauerei ist mit dem bereits 1996 eingeführten und bundesweit distribuierten Cola-Biermischgetränk „MiXery“ Mitbegründerin des boomenden Marktes für Biermischgetränke. Heute gehört die Brauerei damit zu den Marktführern bei den Biermischgetränken und gilt als größte Einzelsorte im Gesamtmarkt der Biermixe. MiXery wird stetig weiterentwickelt und ist neben weiteren alkoholhaltigen jetzt auch mit zwei alkoholfreien Varianten präsent. Mit alkoholfreiem „Gründel’s fresh“ setzt man im Segment der alkoholfreien Biere ein Ausrufezeichen, daneben gibt es Gründel’s noch als „Classic“, „Radler“ und „Fitmalz“.

Nach dem Verschließen und Etikettieren werden zunächst von einer hochauflösenden Farbkamera die Hals- und Bauchetiketten kontrolliert. (Bild: broesele)

Nach dem Verschließen und Etikettieren werden zunächst von einer hochauflösenden Farbkamera die Hals- und Bauchetiketten kontrolliert. (Bild: broesele)

Verwechslungen ausschließen …

Diese Vielfalt ist nicht nur eine logistische Herausforderung, sondern erfordert gerade bei Marken mit sehr ähnlichen Etiketten eine besondere Aufmerksamkeit. Da rund um die Uhr abgefüllt wird, konnte es schon mal passieren, dass ein falsches Etikett eingelegt wurde, das richtige auf dem Kopf stand oder die Kronkorken nicht zum Inhalt passten. DIE Lösung lautete Indspect. Das Spezialistenteam aus Neuwied bei Koblenz gründete sich vor 15 Jahren, indem sich mehrere erfahrene Ingenieure und Techniker zusammenfanden. Sie alle kannten sich seit vielen Jahren aus der Entwicklung und dem Vertrieb von Kontrollgeräten für die Getränkeindustrie. „Wir liefern unsere Systeme für die Getränkebranche, aber natürlich auch in andere Industriezweige, in denen eine 100-prozentige Kontrolle von industriell gefertigten Produkten durchgeführt werden muss“, erläutert Indspect-Vertriebsleiter Michael Köppen.

Das zweite Kamerasystem kontrolliert, unterstützt von einem hellen LED-Spot, das korrekte Rückenetikett samt den mittels Laser aufgebrachten Daten. (Bild: broesele)

Das zweite Kamerasystem kontrolliert, unterstützt von einem hellen LED-Spot, das korrekte Rückenetikett samt den mittels Laser aufgebrachten Daten. (Bild: broesele)

… rund um die Uhr

Abgefüllt wird in Homburg auf zwei Flaschen- sowie zwei Dosenlinien von Samstagabend bis Freitagmorgen rund um die Uhr. Eine der beiden Flaschenanlagen aus dem Jahr 1990 wird vor allen Dingen für 0,33-Liter-Flaschen (Long Neck weiß und braun) sowie spezielle „Standard IV“-Flaschen eingesetzt. Bis zu 60.000 Flaschen stündlich werden hier abgefüllt und verschlossen, bevor sie auf zwei baugleiche Etikettiermaschinen verteilt werden. Dort wird jede mit einem Bauch-, diagonalen Hals- sowie Rückenetikett (Standard IV nur mit Bauch und Rücken) versehen. „Auf dieser Linie werden annähernd 40 verschiedene Artikel verarbeitet. Durch unsere große Markenvielfalt passierte es früher schon mal, dass Etiketten um 180 Grad gedreht, also mit dem Schriftzug nach unten, eingelegt wurden. Oder Etiketten gar nicht erkannt wurden (Einstellarbeiten an mehreren Lichtschranken mit Hintergrundausblendung) oder mit dem falschen Kronkorken verschlossen waren. Bei der hohen Maschinengeschwindigkeit ist das beim Auslauf der Maschine manuell natürlich nicht sofort zu erkennen. Da mussten wir eine Lösung finden“, berichtet Jürgen Sohns, Vorarbeiter in der Instandhaltung.

Eine dritte Indspect-Kamera überprüft kurz nach der Etikettiermaschine, ob der richtige Kronkorken aufgebracht wurde und auch, ob er gerade oder schräg sitzt. (Bild: broesele)

Eine dritte Indspect-Kamera überprüft kurz nach der Etikettiermaschine, ob der richtige Kronkorken aufgebracht wurde und auch, ob er gerade oder schräg sitzt. (Bild: broesele)

Moderne Kameratechnologie …

Nach Homburg lieferte Indspect an jede Etikettiermaschine drei spezielle, hochauflösende Farbkameras plus ausgefeilter Software sowie ein übersichtliches Bedienpanel. Die erste Kamera untersucht, unterstützt von einem hellen LED-Spot, ob auch die richtigen (also zum Inhalt passenden) Hals- und Bauchetiketten aufgeklebt wurden und ob sie absolut gerade sitzen. Das zweite Kamerasystem kontrolliert am Auslauf des Etikettierers, ob das korrekte Rückenetikett gerade auf der Flasche sitzt und ob die mittels Laser aufgebrachten Daten (MHD, Los-Nummer, usw.) vorhanden sind. Eine dritte Kamera überprüft dann kurz nach der Etikettiermaschine, ob der aufgebrachte Kronkorken auch der ist, dessen Inhalt er verschließt, ob überhaupt ein Verschluss auf der Flasche vorhanden ist und auch, ob er gerade oder schräg sitzt. „Auffällige“ Flaschen, also ohne Verschluss oder mit einem schräg sitzenden oder defekten Kronkorken, werden ausgeschleust (ebenso natürlich mit einem falschen oder ohne Etikett) und bei regelmäßigen Wiederholungen wird die Maschine mit einer entsprechenden Meldung für das Personal angehalten.

40 verschiedene Artikel werden abgefüllt, oft unterscheiden sie sich bei Deckel oder Etikett nur minimal. (Bild: broesele)

40 verschiedene Artikel werden abgefüllt, oft unterscheiden sie sich bei Deckel oder Etikett nur minimal. (Bild: broesele)

… für knifflige Aufgaben

„Nicht ganz einfach war für Indspect, dass wir einige metallisierte Etiketten haben, die stark reflektieren. Dennoch erkennen die Systeme die Etiketten sehr gut und zuverlässig. Gleiches gilt für die Kronkorken, die sich manchmal nur in einem kleinen Farbton unterscheiden“, berichtet Jürgen Sohns. Auch ganz neue Artikel sind für das System kein Problem. „Wir lassen einfach die neue Flasche mit Etiketten und Kronkorken langsam durch die Maschine laufen und das Kontrollsystem merkt sich das und lernt. Das geht sehr schnell und ohne Monteur mit Programmierung, das war für uns wichtig.“

Das Indspect-System sorgt dafür, dass es keine Fehler gibt. (Bild: broesele)

Das Indspect-System sorgt dafür, dass es keine Fehler gibt. (Bild: broesele)

Anzeige, Auswertung …

Alle Indspect-Systeme senden ihre Informationen an Steuergeräte des Typs PRO. In einem Intel-Core-I7-Rechner werden diese verarbeitet, gespeichert und auf einem berührungsempfindlichen Monitor anschaulich sichtbar gemacht sowie das gesamte System von dort bedient. Auf dem Bildschirm werden immer nur so viele Elemente übersichtlich angezeigt, wie der Bediener zur aktuellen Steuerung benötigt. Auf Tastendruck können aber auch sämtliche statistischen Daten überprüft werden. Diese Art der Bedienung und Anzeige macht es möglich, das Gerät ohne besondere Schulung zu verstehen. Mithilfe der Fernwartung kann Indspect dem Anwender bei Problemen mit dem Gerät helfen, ohne dass ein Fachmonteur anreisen muss. Hier spielt es keine Rolle, ob das Gerät plötzlich nicht mehr funktioniert, oder ob eine Fehlbedienung vorliegt. Auch zum Einlernen neuer Flaschen könnte die Fernwartung eingesetzt werden.

… und toller Servicegedanke

„Wir sind nicht nur von der Technik überzeugt, sondern auch sehr zufrieden mit dem Service. Am Anfang mussten noch einige Dinge nachjustiert werden, da stand Indspect jederzeit schnell bereit für uns. Toll war auch, wie direkt auf unsere Wünsche eingegangen wurde, etwa als wir vorschlugen, die starken LED-Scheinwerfer nur dann anzuschalten, wenn tatsächlich Flaschen durchlaufen. Oder als wir baten, dass man uns die statistische Auswertung der kontrollierten Flaschen besser sichtbar macht. Auch das wurde von Indspect sofort umgesetzt. Wir sind also sehr zufrieden“, betont Jürgen Sohns.