220,5 Kilogramm Verpackungsmaterial verbrauchen jede und jeder Deutsche pro Jahr. Diese Zahl aus dem Jahr 2016 gab das Umweltbundesamt am gestrigen Mittwoch, 25. Juli 2018, bekannt. Alle Deutschen zusammen verursachten damit im Jahr 2016 18,16 Millionen Tonnen Verpackungsabfall. Auch wenn der Anstieg gegenüber dem Jahr 2015 nur 0,05 Prozent betrug und 70 Prozent aller Verpackungsabfälle recycelt werden, verbrauchen die Deutschen überdurchschnittlich viel Verpackungsmaterial. Im europäischen Durchschnitt lag der Verpackungsverbrauch bei 167,3 Kilogramm.
Bei allen Recyclingerfolgen besteht vor allem bei Kunststoffverpackungen noch Handlungsbedarf. Derzeit betrage die Recyclingquote bei Kunststoff 49,7 Prozent, ermittelte das Umweltbundesamt. Das zum 1. Januar 2019 in Kraft tretende neue Verpackungsgesetz fordere aber im ersten Schritt eine Kunststoff-Recyclingquote von 58,5 Prozent und ab 2022 sogar 63 Prozent.
Erstmals mehr Kunststoff recycelt als verbrannt
Allerdings wurden im Jahr 2016 erstmals mehr Kunststoffverpackungen recycelt als verbrannt wurden. Denn die Recyclingquote stieg um 0,9 Prozent.
Mit 92,1 Prozent ist die Recyclingquote bei Stahl am höchsten. Weitere „recyclingstarke“ Rohstoffe sind Papier und Karton mit 88,7 Prozent, Aluminium mit 87,9 Prozent und Glas mit 85,5 Prozent Recyclingquote. Schwach schneidet Holz ab. Es wird nur zu 26 Prozent recycelt.
10,9 Prozent der Abfälle wurden zum Recycling exportiert. Bei Papier- und Kartonabfällen sind Import und Export ausgeglichen, bei den Glasverpackungen wurde mehr importiert als exportiert. 10,6 Prozent der Kunststoffverpackungsabfälle wurden exportiert, importiert wurde hingegen nichts.
„Wir produzieren viel zu viel Verpackungsmüll – ein trauriger Spitzenplatz in Europa. Das ist schlecht für die Umwelt und für den Rohstoffverbrauch. Zunächst müssen wir das Recycling und den Rezyklateinsatz weiter stärken, um Ressourcen zu schonen. Und vor allem müssen wir Müll vermeiden, auch schon in der Produktionsphase durch den Verzicht auf unnötige und unnötig materialintensive Verpackungen. Außerdem sollten Mehrwegsysteme gestärkt werden, die klare ökologische Vorteile gegenüber Einwegverpackungen haben.“
47 Prozent des Verpackungsabfalls von Endverbrauchern
Den meisten Verpackungsabfall produzieren zu 53 Prozent Wirtschaft, Industrie und andere Institutionen. Darauf geht das Umweltbundesamt in seiner Mitteilung zur Verpackungsabfallstatistik nicht näher ein. 47 Prozent der Verpackungsabfälle werden demzufolge durch Endverbraucherinnen und -verbraucher verursacht. Pro Kopf entspricht dies 103,5 Kilogramm.
24,9 Kilogramm des Verpackungsabfalls von Verbrauchern besteht aus Kunststoff. 2015 waren es noch 25 Kilogramm. Dafür stiegen die Anteile von Glas- und Aluminiumverpackungen, die in der Herstellung sehr energieintensiv sind.
Das Umweltbundesamt kritisiert darüber hinaus, dass die Verpackungsmenge nicht wesentlich sinke, weil Verpackungen mit zusätzlichen Funktionen wie Dosierhilfen oder aufwendigen Verschlüssen ausgestattet würden. Dadurch stiegen die Verpackungsmengen. Auch werde das Recycling schwieriger. Verpackungsmengensteigernd wirke auch der Trend zu kleineren Portionsverpackungen.
Neodymmagnete werden nichts extra recycelt
Gesondert weist das Umweltbundesamt auf den steigenden Anteil von Neodymmagneten im Verpackungsmüll hin. Im Jahr 2017 sind in Deutschland ca. 4,5 Tonnen angefallen. Rund 1,5 Tonnen davon waren reines Neodym. Die seltene Erde Neodym wird derzeit nicht gesondert aus den Abfallmengen extrahiert und dem Recycling zugeführt. Die Magnete kommen bei Verschlüssen von kurzlebigen Verpackungen zum Einsatz, so etwa in manchen Faltschachteln.