Verband der Hersteller selbstklebender Etiketten: Familienunternehmen profitieren von Vernetzung

High Tech von der Rolle: Der VskE unterstützt seine Mitglieder darin, technologisch auf dem neusten Stand zu bleiben. (Bild: VskE)
High Tech von der Rolle: Der VskE unterstützt seine Mitglieder darin, technologisch auf dem neusten Stand zu bleiben. (Bild: VskE)

Familienunternehmen prägen die Branche der Hersteller selbstklebender Etiketten. Sie vernetzen sich im Verband der Hersteller selbstklebender Etiketten und Schmalbahnconverter (VskE). Wie steht die Branche da? Was bringt die Zukunft? Darüber sprachen wir mit dem Vorsitzenden Robert Mägerlein.

Robert Mägerlein

Robert Mägerlein

pj: Herr Mägerlein, vor drei Jahren haben Sie das 100. Mitglied in Ihrem Verband begrüßt. Wie haben sich die Mitgliederzahlen seitdem entwickelt?

Robert Mägerlein: Die Zahl der Mitglieder entwickelt sich erfreulicherweise weiter nach oben. Inzwischen haben wir 109 ordentliche Mitglieder, 71 fördernde und sieben assoziierte Mitglieder. Dominiert wird unser Verband durch inhabergeführte mittelständische Unternehmen. Der VskE bietet unter anderem mit zwei Tagungen pro Jahr eine willkommene Plattform für den Erfahrungsaustausch.

pj: Verfolgt man die Branchen-News, so fällt auf, dass in den vergangenen Monaten immer wieder über Unternehmenszusammenschlüsse berichtet wurde? Sehen Sie darin einen allgemeinen Trend?

Robert Mägerlein: Die Zahl der Verschmelzungen, Unternehmensverkäufe oder Übernahmen hat zugenommen und wird meines Erachtens auf hohem Niveau bleiben. Damit folgt unsere Industrie einer Entwicklung, die zum Beispiel in der Faltschachtel-Industrie vor mehr als zehn Jahren bereits erfolgte. Unsere Industrie wird jedoch noch über Jahrzehnte durch die Familienunternehmen geprägt sein. Die Herausforderung wird sein, den Kunden umfassenden Service zu bieten und dabei mit wenig Such- und Abstimmungsaufwand auf ein Netzwerk von Kollegenbetrieben zurückzugreifen. Die Verbandsarbeit kann dies unterstützen. So stehen wir in engem Kontakt mit weiteren Verbänden wie dem DFTA, der FINAT und anderen nationalen Etikettenverbänden in Europa.

pj: Der VskE gibt seit vielen Jahren den Materialkostenindex heraus. Welche Bedeutung hat dieses Zahlenwerk für Ihre Mitgliedsunternehmen?

Robert Mägerlein: Der Materialkostenindex gibt unseren Mitgliedsunternehmen sowie deren Kunden eine neutrale Trendinformation zur Entwicklung der Materialkosten. So können mehrjährige Lieferverträge mit einer Preisbindung abgeschlossen werden, die die Materialkostenentwicklung berücksichtigt. Die Zeitreihen für die unterschiedlichen Materialkombinationen entwickeln sich natürlich nicht homogen. Ein Beispiel: Der Einfluss des Ölpreises auf den Euro lässt sich bei den Folien mit zeitlichem Versatz und in abgeschwächter Form erkennen. Jeder Interessierte ist eingeladen, sich über den Index auf unserer Internetseite www.vske.de zu informieren.

pj: Eine seiner Hauptaufgaben sieht der VskE darin, durch praxisorientierte Lösungsansätze, beispielsweise in der Informationssammlung „Gute Praxis im Etiketten- und Schmalbahndruck“, den Arbeits- und Umweltschutz in seinen Mitgliedsbetrieben zu fördern. Welche Herausforderungen sehen Sie hier für die Zukunft?

Robert Mägerlein: Ganz aktuell hat der VskE gemeinsam mit der Berufsgenossenschaft ETEM ein Projekt gestartet, die „Gute Praxis im Etiketten- und Schmalbahndruck“ um den Bereich der digitalen Produktion zu ergänzen. Wir gruppieren die Herausforderungen in vier Themenbereiche: Mitarbeiter, Technologie/Materialien, Markt und Produkte sowie Umwelt, Sicherheit, Gesetze. Unsere Maßnahmen für den Bereich Mitarbeiter umfassen unser Wikilabel, eine Online-Wissensbasis im Mitgliederbereich unserer Homepage, eine Zusammenarbeit mit der Johannes-Gutenberg-Schule in Stuttgart, Erfahrungsaustausch mit Berufsschullehrern und seit Kurzem einen Young-Talents-Arbeitskreis, der sich international unter dem Dach der FINAT gebildet hat. Dort denken junge Menschen aus unserer Industrie darüber nach, wie über moderne Kommunikation junge Menschen für die Arbeit mit und rund um die Etikettenherstellung begeistert werden können.

pj: Ein eigener Arbeitskreis befasst sich mit dem Thema „Konformität von Lebensmittelverpackungen“. Entsprechen die gesetzlichen Regelungen in diesem Bereich der unternehmerischen Praxis?

Robert Mägerlein: Die Forderungen der Kunden oder der Märkte an die Konformität von Produkten nehmen viel schneller zu als entsprechende Regelungen dazu entstehen. Andererseits entwickeln sich die möglichen Lösungen, konforme Produkte zu fertigen, auch schnell, hinken jedoch zeitlich und inhaltlich hinterher. Die Herausforderung besteht also darin, die Lücke so klein wie möglich zu halten. Letztlich fehlen noch geeignete Methoden, um in der Produktion die Konformitätskriterien überhaupt messen, überwachen und regeln zu können.

High Tech von der Rolle: Der VskE unterstützt seine Mitglieder darin, technologisch auf dem neusten Stand zu bleiben. (Bild: VskE)

High Tech von der Rolle: Der VskE unterstützt seine Mitglieder darin, technologisch auf dem neusten Stand zu bleiben. (Bild: VskE)

pj: Auch das Thema Recycling ist mit einem eigenen Arbeitskreis im VskE präsent. Der Aufbau von Wiederverwertungsinfrastruktur ist für die Unternehmen eine gewaltige logistische Herausforderung. Wie weit ist die Entwicklung hin zum weitgehend geschlossenen Wiederverwertungskreislauf bei der Herstellung von Etiketten?

Robert Mägerlein: Bisher kennen wir örtliche oder materialbezogene Insellösungen. Beispielsweise erfordern Trägerpapiere für selbstklebende Etiketten mit ihrer silikonhaltigen Beschichtung einen speziellen Recyclingprozess. Deshalb nutzen leider nur wenige Papierfabrikanten die Wiederverwertung dieser wertvollen Ressourcen. Zudem wäre es wünschenswert, den Anteil von Anwendern zu vergrößern, die das Material nach Verwendung in den Recyclingkreislauf einbringen. Das können beispielsweise Verpackungsdienstleister, Handelsunternehmen und Markenartikler sein.

pj: Industrie 4.0 ist als Stichwort in aller Munde. Wie stellen sich die Unternehmen im VskE dieser Herausforderung?

Robert Mägerlein: Viele Unternehmen und Zulieferer beschäftigen sich bereits mit dem Thema. Das werden sie auf der Labelexpo mit vielen Neuigkeiten unter Beweis stellen. Im VskE hat sich ein eigener Arbeitskreis „Digital“ gebildet. Jedes Unternehmen muss sich fragen, welche Art und welcher Grad der Digitalisierung wirklich zielführend sein wird.

pj: Wenn Sie in die Zukunft schauen, wo sehen Sie Ihre Branche und ihren Verband in zehn Jahren?

Robert Mägerlein: Unsere Branche wird bei aller Veränderung weiterhin wachsen, das Entwicklungstempo zunehmen. Wir leben von den Innovationen, die mehrheitlich durch oder mit den Zulieferern entwickelt werden. Ich bin überzeugt, dass wir unseren Kunden immer wieder neue Technologien und Materiallösungen anbieten werden.

Der Verband der Hersteller selbstklebender Etiketten und Schmalbahnconverter (VskE) wurde im Jahr 1980 gegründet. Er versteht sich selbst als Kompetenzzentrum und Innovationsmotor für seine Mitglieder. Vorsitzender ist Robert Mägerlein, ehemals geschäftsführender Gesellschafter der Marburger Eukerdruck GmbH & Co. KG. Das in dritter Generation durch die Familie Mägerlein geführte Unternehmen wurde 2016 von der kanadischen CCL Industries übernommen.