Im Vergleich zum Vorjahr haben Kunststoffverarbeiter im ersten Halbjahr 2023 4,6 Prozent ihres Umsatzes verloren. Der Bereich Verpackung hat dabei 5,9 Prozent Einbußen zu verzeichnen. Für das zweite Halbjahr sehen die Unternehmen kaum Besserung.
In den konsumnahen Bereichen wirken sich die noch immer hohe Inflation und die gestiegenen Zinsen auf die gesunkene Kauflaune aus. Diskussionen um das Heizungsgesetz und teilweise noch ausstehende Lohnerhöhungen haben in den privaten Haushalten zur Kaufzurückhaltung geführt. Zudem gab es in dem Bereich während der Pandemiejahre einige vorgezogene Investitionen in Haus und Garten, die nun fehlen.
Der Fahrzeugbau wächst gegen den Trend und erwartet laut VDA ein Wachstum gegenüber dem Vorjahr von plus 15 Prozent. In anderen Bereichen gibt es jedoch deutliche Anzeichen einer sich abschwächenden Konjunktur für das zweite Halbjahr.
Diese Nachfrageschwäche trifft nun auf ein Überangebot an produzierten Kunststoffen. Dies drückt den Materialpreis der Originalware ebenso den der daraus produzierten Produkte. Für die in der Kreislaufwirtschaft tätigen Kunststoffrecyclingunternehmen sind das ebenfalls keine guten Rahmenbedingungen. Sie sind gefordert, mit hohen Stromkosten und entsprechenden Qualitätsanforderungen im Wettbewerb zu bestehen. Das ist bei schlechteren Inputströmen (geringeres Kunststoffabfallaufkommen) und Preisen der Originalware, die unter den Rezyklaten liegt, wirtschaftlich nicht möglich.
Rezyklate in Gefahr?
Ein möglicher weiterer Rückgang der Industrieproduktion in der zweiten Jahreshälfte und die fortgesetzte Kaufzurückhaltung könnten dann das Geschäftsmodell der Rezykler gefährden. Erstens weil sich dadurch die Preise des Originalmaterials nicht erholen, und zweitens, weil mit weniger hochwertigem Kunststoffabfall es nicht möglich sein wird, wirtschaftlich hochwertige Rezyklate herzustellen.
Unterstützt wird die pessimistische Annahme dadurch, dass keiner der Sektoren der Kunststoffverarbeitung mit einer Verbesserung im kommenden Halbjahr rechnet. Gesamtwirtschaftlich ist nun eine Rezession nicht unwahrscheinlich. Wichtige Frühindikatoren wie die Bau- und Chemieindustrie melden seit Monaten rückläufige Umsätze und Orderzahlen. Auch der Maschinenbau sendet zuletzt deutliche Warnsignale.
Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum in Deutschland
Das Investitionsklima ist in Deutschland ob der derzeitigen Rahmenbedingungen schlecht und das Wirtschaftswachstum in der Welt nicht stark genug, dass die exportorientierte Wirtschaft in Deutschland dadurch Impulse erhalten könnte. Vielmehr ist das Gegenteil inzwischen zu beobachten. Der schon immer teure Standort verliert an Wettbewerbskraft durch die erneut verteuerten Energiepreise, gestiegene Lohnkosten und Zinsen, die wichtigen Wettbewerber, allen voran China, in eine bessere Ausgangslage bringen. So nahm der Anteil der deutschen Importe in die EU von 17,7 Prozent auf 15,5 Prozent ab, wohingegen die Importe aus China einer IW-Analyse im gleichen Zeitraum von 2000 bis 2022 von 2,5 auf 13 Prozent stark zulegen konnten.
Die Debatte um einen „Brückenstrompreis“ für die Industrie wird seit Wochen geführt, ohne aber mit einer Entscheidung der Politik Planungssicherheit für die Unternehmen zu erzeugen. In den Unternehmen wird aber nicht gewartet, sondern jetzt entschieden, und die, die können erweitern in ihren ausländischen Werken, wie dies für 2022 durch das IW mit 132 Mrd. € Direktinvestitionsüberhang im Ausland belegt wurde.
Der Kunststoff verarbeitende Mittelstand hat hier oft das Nachsehen. Nicht zuletzt wegen dieser Rahmenbedingungen ist die Bereitschaft zum Verkauf des Familienunternehmens deutlich angestiegen und führt bereits jetzt zu einer Verschiebung hin von in Deutschland verwurzelten Unternehmen zu weltweit agierenden Playern, die diese deutsche Heimatverbundenheit nicht haben.
„Der Frust ist hoch“, berichtet Michael Weigelt, Geschäftsführer von TecPart – Verband technische Kunststoff-Produkte über die Stimmung bei den Kunststoffverarbeitern und den Recyclern. Der Eindruck ist, dass in Berlin viel geredet wird, die Handlungen aber ausbleiben. „Das Land muss wieder wettbewerbsfähig gemacht werden, und das Potenzial besser zu werden, ist vom derzeitig letzten Platz des IWF-Rankings doch außerordentlich vielversprechend.“
Quelle: TecPart e.V.
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