Bericap: Vom Blechdosenhersteller zum globalen Verschlussspezialisten

Die Mitarbeiter der Jakob Berg Blechwaren Fabrik 1926. (Bild: Bericap)
Die Mitarbeiter der Jakob Berg Blechwaren Fabrik 1926. (Bild: Bericap)

Bericap ist einer der führenden Hersteller von Kunststoffverschlüssen für die Getränke- sowie die Nahrungsmittel- und die chemische Industrie. Die Entwicklung des Familienunternehmens aus dem rheinland-pfälzischen Budenheim bei Mainz zum globalen Champion ist eine echte Erfolgsgeschichte des deutschen Mittelstandes.

Die Erfolgsgeschichte begann mit der Gründung der „Jacob Berg GmbH“ durch den gleichnamigen Unternehmer im Jahr 1926. Zunächst wurden Fassringe und Fassspunddeckel vornehmlich für Weinfässer produziert, später kam die Produktion von Konservendosen hinzu.

Alles Blech

Doch schon unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Produktportfolio einem radikalen Wandel unterzogen, um sich den Marktbedürfnissen und Kundenwünschen anzupassen. Man trennte sich von der Produktion von Konservendosen und spezialisierte sich auf Metallverpackungen für Farben, Lacke und Chemikalien. Gleichzeitig wurde das Portfolio um Metallspielzeug und erste Plastikartikel erweitert.

Werbung aus der Zeit zwischen 1930 und 1949. (Bild: Bericap)

Werbung aus der Zeit zwischen 1930 und 1949. (Bild: Bericap)

Mitte der 1970er-Jahre erfolgte dann der nächste radikale Strategiewechsel. Man konzentrierte sich fortan auf die Produktion von Blechdosen und Plastikverschlüssen. Forschung und Entwicklung nahmen einen immer größeren Stellenwert ein, unter anderem wurden in dieser Zeit die ersten Aufreißmembranen sowie ein Balgverschluss für die Abfüllung von Motorölen und Autopflegemitteln entwickelt.

Darüber hinaus startete die Expansion ins Ausland. 1980 akquirierte die Jacob Berg GmbH die Mehrheit am französischen Unternehmen Rical SA – die Geburtsstunde der heutigen Bericap Group. Der Name Bericap wurde etabliert – gebildet aus den ersten beiden Buchstaben des Pioniers Berg (Be) und der französischen Rical (ri) sowie der englischen Bezeichnung des bereits damals wichtigsten Produktes: dem Verschluss (Cap).

Bericap in Budenheim in den 1960er-Jahren. (Bild: Bericap)

Bericap in Budenheim in den 1960er-Jahren. (Bild: Bericap)

Aufstieg zur globalen Unternehmensgruppe

1987 wurde die Produktion von Blechdosen eingestellt und man konzentrierte sich ausschließlich auf die Entwicklung und Produktion von Verschlüssen. Und die Expansion ging weiter. Zwischen 1990 und 1999 entstanden Gesellschaften in der Türkei, Ungarn, Polen, China, Kanada und Brasilien, zudem wurde ein Verpackungsspezialist in Großbritannien akquiriert und in die Unternehmensgruppe integriert. Nach der Jahrtausendwende folgten Tochtergesellschaften in Saudi-Arabien, Indien, Russland, den USA, Ägypten und Rumänien, ab 2010 auch in Singapur, Argentinien und Malaysia. Auch eine zweite Niederlassung in China wurde gegründet.

Heute ist Bericap ein global produzierendes Familienunternehmen und in seiner Branche einer der führenden Anbieter weltweit. Mehr als 3.500 Mitarbeiter an 24 Standorten überall auf dem Globus bedienen Kunden in über 100 Ländern. Sie produzierten im Jahr 2017 über 80 Milliarden Verschlüsse aller Art für die Getränke-, die Lebensmittel-, die Motoröl- und die chemische Industrie – darunter auch für die großen Player der Branche. Auch wenn die Konzentration auf Plastikverschlüsse nach wie vor Bestand hat – das Produktportfolio könnte kaum breiter sein.

Christoph Thünemann, Bericap Group Director Communications and Marketing (Bild: Bericap)

Christoph Thünemann, Bericap Group Director Communications and Marketing (Bild: Bericap)

„Alle unsere Produktionsstätten und Niederlassungen auf der ganzen Welt garantieren einen kompetenten technischen Kundendienst und unterstützen unsere Kunden bei der effektiven Anwendung unserer Verschlüsse. Basierend auf unserem umfangreichen Know-how helfen wir ihnen mit sicheren Anwendungen, erhöhter Anlageneffizienz und einer reibungslosen Integration unserer Produkte“, hebt Christoph Thünemann, Bericap Group Director Communications and Marketing, hervor.

Beeindruckendes Produktportfolio

Die innovativen Verschlüsse sind bei Abfüllern von kohlensäurehaltigen Erfrischungsgetränken, Wasser, Bier, Säften, Energy Drinks, Tees, Sirups, Milch und bei Großgebinden für Wasser im Einsatz. Bericap ist auch für seine patentierten „DoubleSeal“-Systeme bekannt, die aus einer inneren und einer äußeren Dichtung bestehen und damit über eine größtmögliche Dichtheit verfügen. Wie auch für andere Märkte, wurden für den Dairy-Markt (Milch-, Milchmisch- und Joghurtgetränke) Verschlüsse entwickelt, die aktuellen Markttrends entsprechen.

DoubleSealTM SuperShorty® (HDPE): Der einteilige Verschluss wird eingesetzt für karbonisierte Getränke, aber auch für aseptische oder Heißabfüllung. Das Verschlusssystem überzeugt durch exzellente Dichtigkeit für PET-Flaschen. Der CO2-Gehalt eines Produkts, ein Qualitätskriterium für karbonisierte Getränke, wird in der Flasche höchstmöglich gehalten; der leichtgewichtige Verschluss wurde 2004 für ein leichteres Gewinde entwickelt. (Bild: Bericap)

DoubleSealTM SuperShorty® (HDPE): Der einteilige Verschluss wird eingesetzt für karbonisierte Getränke, aber auch für aseptische oder Heißabfüllung. Das Verschlusssystem überzeugt durch exzellente Dichtigkeit für PET-Flaschen. Der CO2-Gehalt eines Produkts, ein Qualitätskriterium für karbonisierte Getränke, wird in der Flasche höchstmöglich gehalten. (Bild: Bericap)

Sie unterstützen ein ansprechendes Verpackungsdesign für den Konsumenten, sind leicht zu öffnen und sicher wieder zu verschließen. Auf der Produzentenseite garantieren sie Sicherheit bei aseptischen Abfüllungen durch das bereits erwähnte DoubleSeal-System. Im Wesentlichen werden im Milchbereich 38-Millimeter-Verschlüsse eingesetzt. Mittlerweile haben sich größere Molkereien dazu entschlossen für Milchmischgetränke den etwas kleineren 33-mm-Verschluss einzusetzen. Die kleine Öffnung erleichtert das Trinken aus der Flasche. Insbesondere für kleinere Portionspackungen ergibt sich mit dem richtigen Verschluss auch ein ausgewogeneres Verpackungsdesign.

Der 33-Millimeter-Verschluss erfreut sich steigender Beliebtheit in Europa und ist mittlerweile auch in Russland eingeführt. In Südostasien stößt diese Neuentwicklung ebenfalls auf Interesse. Neue Märkte wie Länder in Afrika gehen direkt zu günstigeren Verschlüssen über. In Kenia wurde die erste aseptische Abfüllanlage für PET-Flaschen aufgebaut – als Verschluss kommt die 33-Millimeter-Variante von Bericap für aseptische Abfüllungen zum Einsatz. Fazit ist, dass moderne Verpackungen und Verschlüsse Gewicht (und damit auch Kosten) einsparen, was folglich zu einem reduzierten CO2-Ausstoß führt.

33- und 38-mm-DoubleSealTM-Verschlüsse (HPDE): Sie werden u. a. in der Milchindustrie eingesetzt. Der einteilige DoubleSealTM-Verschluss ist bestens geeignet für alle aseptischen Abfüllverfahren und garantiert höchste Dichtigkeit durch das DoubleSealTM System. (Bild: Bericap)

33- und 38-mm-DoubleSealTM-Verschlüsse (HPDE): Sie werden u. a. in der Milchindustrie eingesetzt. Der einteilige DoubleSealTM-Verschluss ist bestens geeignet für alle aseptischen Abfüllverfahren und garantiert höchste Dichtigkeit durch das DoubleSealTM System. (Bild: Bericap)

Innerhalb der Nahrungsmittelindustrie liefert das Unternehmen Verschlusslösungen für die Bereiche Speiseöle, Soßen und Dressings. Das Angebot reicht von einfachen einteiligen und zweiteiligen Verschlüssen über Scharnierverschlüsse bis hin zu kundenindividuellen Sonderanfertigungen. Auch hier beweist der global agierende Mittelständler aus Budenheim seine Innovationsfreude, beispielsweise mit Ventilen aus umweltfreundlichem, leicht zu recycelndem silikonfreien TPE, oder mit den sogenannten „Bericap-Flow-control-Verschlüssen“ 2-Flow- und X-Flow, die dem Endverbraucher eine saubere und kontrollierte Dosierung ermöglichen.

Für die chemische- und die Motorölindustrie bietet das Unternehmen Verschlusssysteme für die Bereiche Automotive, Chemie und agrochemische Industrie. Neben Aspekten wie Dichtigkeit, Anwenderfreundlichkeit und Produktsicherheit spielen hier Features zur Erhöhung der Fälschungssicherheit eine entscheidende Rolle. Produktpiraterie und Produktfälschung werden gerade im Bereich der hochwertigen und damit hochpreisigen chemischen Produkte zu einem immer drängenderen Problem.

Bericap-Verschlüsse verfügen über eine Verschlusssicherung, die nach dem Öffnen sichtbar in zwei Teile zerbricht. Ein zusätzlicher QR-Code, der eine Produktprüfung per App ermöglicht, erhöht das Sicherheitsniveau zusätzlich. Und was diesen Verschlüssen den entscheidenden Mehrwert gibt, ist, dass der Sicherheitsdruck auf das individuelle Corporate Design der Kunden angepasst werden kann, wenn sie das wünschen – übrigens nicht nur im Industrialbereich.

Verschluss für die agrochemische Industrie (HDPE): Das Aufbringen eines Sicherungsetiketts mit QR-Code und Hologramm ist eine mögliche Anwendung, um sich gegen Produktfälschung abzusichern, was ein großes Problem bei hochwertigen Chemieprodukten darstellt. (Bild: Bericap)

Verschluss für die agrochemische Industrie (HDPE): Das Aufbringen eines Sicherungsetiketts mit QR-Code und Hologramm ist eine mögliche Anwendung, um sich gegen Produktfälschung abzusichern, was ein großes Problem bei hochwertigen Chemieprodukten darstellt. (Bild: Bericap)

Innovationsführerschaft sichert den Erfolg

Der Umsatz der Bericap Group liegt heute bei rund 800 Millionen Euro im Jahr. Bericap wird von seinen Kunden als Innovationsführer geschätzt und überzeugt mit einem über allem stehenden Fokus auf Qualität. Das Unternehmen will Trendsetter sein und seine Kunden immer wieder aufs Neue überraschen, und das gelingt den Budenheimern.

Das Unternehmen investiert jährlich mehr als 70 Millionen Euro in die Produktentwicklung, in neue Technologien und automatisierte Produktionsprozesse. Ziel ist es, die Produktion nachhaltig auszurichten, die Produkte so leicht wie möglich zu machen und den Energieverbrauch im Produktionsprozess zu minimieren. Heute begleitet der Verschlussexperte den gesamten Entwicklungsprozess neuer Verpackungsserien für die Zielmärkte namhafter Kunden – mit besonderem Fokus auf das Verschlussdesign. Und wenn ein Problem auftritt, punktet Bericap mit einer beispiellosen technischen Unterstützung. Dieser kompetente Allround-Service auf globaler Ebene ist genau das, was führende Unternehmen suchen.

Fortsetzung folgt

Was Bericap mit verschiedenen Kunden in unterschiedlichen Branchen seit seiner Gründung geschaffen hat, ist eine echte Erfolgsgeschichte. Und sie soll fortgesetzt werden, natürlich auch im Rahmen der weiteren Expansion. In Mexiko steht der neue Standort kurz vor der Fertigstellung. Alle Produktionsstätten garantieren dabei die gleichen hohen Qualitätsstandards und einen kompetenten technischen Service. Schließlich ist für globale Kunden eine zuverlässige Belieferung in hohen Stückzahlen ebenso wichtig wie qualitativ hochwertige Verschlüsse. Und das kann Bericap leisten. Durch den hohen Grad der Standardisierung und die Flexibilität in der weltweiten Produktion ist man jederzeit in der Lage, Kunden zuverlässig zu beliefern oder auf plötzliche Bedarfsschwankungen der Kunden zu reagieren.

Hier hält man die Fäden der Unternehmensgruppe in der Hand. (Bild: Bericap)

Hier hält man die Fäden der Unternehmensgruppe in der Hand. (Bild: Bericap)

Darüber hinaus sucht man in Budenheim immer wieder neue Wege, sich auf dem Status quo nicht auszuruhen, sondern auch Liebgewonnenes kritisch zu prüfen und – sofern notwendig – weiter zu optimieren. Bericap tut dies beispielsweise im Rahmen der Markenführung. Die neue, moderne Website mit integriertem CapFinder ist seit Kurzem online und bietet viel mehr Informationen über das Unternehmen als die alte Webpräsenz. Und das ist wichtig, denn die globalen Kunden erwarten Transparenz, auch im Rahmen der Unternehmenskommunikation.

Globale Präsenz stärken

Neben den Innovations- und Qualitätsaspekten hat sich Bericap zum Ziel gesetzt, seine globale Präsenz weiter zu stärken. 2018 wird Bericap eine neue Produktionsstätte nördlich von Mexiko-Stadt eröffnen.

„Die neue Bericap-Site und das mexikanische Team werden sicherstellen, dass wir unseren Kunden erstklassigen globalen Service bieten, damit sie von unserer technischen Expertise und den innovativen Entwicklungen profitieren können“, sagt Christoph Thünemann, Bericap Group Director Communications and Marketing.

In Nairobi/Kenia wurde kürzlich ein neues Bericap-Lager in Betrieb genommen, um schnell und flexibel auf Kundenwünsche und Wünsche mit lokalem Fokus aus Kenia, Uganda und Somalia reagieren zu können. Darüber hinaus wurden in diesem Jahr u. a. große Lagererweiterungen in Russland und Rumänien umgesetzt. Bei Bericap UK wurde die mittlerweile gruppenweit dritte Produktionslinie für die Herstellung unseres kindersicheren Bericap e-smoCap™-Verschlusses eingeweiht. Die besonderen Merkmale des für das Nachfüllen von E-Zigaretten entwickelten Verschlusses werden eindrucksvoll in einem kurzen Video auf den Bericap-YouTube- und YouKu-Kanälen (China) erklärt.