Co-Packing 1: Bei Lohnverpackern ist Flexibilität Trumpf

Beispiel für die Konfektionierung (mit On-Packs
Beispiel für die Konfektionierung (mit On-Packs). Bild: Packservice

In unserer neuen Serie „Co-Packing“ stellen wir die Lohnverpackungsbranche und ihre Unternehmen in den Fokus. Die Branche wird infolge kürzerer Produktlebenszyklen, schnell sich verändernder Marktbedingungen und Trends künftig zunehmend gefordert.

In Deutschland verlässt sich die Mehrzahl der Hersteller von Produkten nur auf einen oder wenige Kooperationspartner bei der Abwicklung der innerbetrieblichen Prozesse, da die Führungskräfte auf diesem Gebiet zu wenig Risikobereitschaft neigen. Wichtigstes Kriterium für das Outsourcing ist für sie zurzeit hauptsächlich die Planbarkeit der Kosten.

Diese Verhaltensweise führt u. a. dazu, dass auch das Abgeben von Verpackungskompetenz an einen Partner als eine Herausforderung angesehen wird und Lohnverpacker, auch Kontraktpacker oder neuhochdeutsch Co-(Contract-)Packer genannt, sich bisher nicht in dem Umfang wie im europäischen Ausland entwickelt haben. Künftig muss aber auch hierzulande für alle Aktivitäten in der Wertschöpfungskette geprüft werden, wer diese am besten ausführen kann.

Erwartungen an Lohnverpacker

Lohnverpacker übernehmen spezielle Verpackungsaufgaben, die sie im Fremdauftrag ausführen. Als Voraussetzungen müssen sie, um sich erfolgreich auf dem Markt bewähren zu können, über eine entsprechend entwickelte Infrastruktur und qualifiziertes Personal verfügen, neben höchster Termin- und Liefertreue konstant hohe Qualitätsmaßstäbe einhalten, eine leistungsbezogene Abrechnung gewährleisten und unabhängig von anderen Unternehmen agieren.

Firmen, die mit Lohnverpackern zusammenarbeiten, nennen als wichtige Kriterien der Kooperation:

    • Verständnis für die übertragenen Aufgaben und entsprechende Fähigkeiten des Personals,
    • Expertise auf dem deutschen Markt und Unabhängigkeit von anderen Unternehmen,
    • Infrastruktur und Arbeitsmethoden.

Dafür erwarten die Auftraggeber für ihr Unternehmen:

  • Kostenreduzierung,
  • Erhöhung von Prozesssicherheit und Qualität,
  • Optimierung der Geschäftsabläufe und des Prozessmanagements zur besseren Konzentration auf das Kerngeschäft oder andere Bereiche wie Forschung oder Marketing,
  • Erhöhung der Flexibilität und der Wettbewerbsfähigkeit,
  • Zugriff auf das Know-how des Lohnverpackers.

Vom Verpacken über die Beratung bis zur Komplettlösung

Lohnverpacker haben im Allgemeinen unterschiedliche Kompetenzschwerpunkte. Während einige Firmen das Abfüllen von Schüttgut und/oder Flüssigkeiten in Verbraucherverpackungen beziehungsweise in Transportverpackungen anbieten, sich dabei auf Lebensmittel, Kosmetikprodukte oder Arzneimittel spezialisiert haben und die einschlägigen gesetzlichen Grundlagen genau überblicken müssen, übernehmen andere das Verpacken von Maschinen und Anlagen, Möbeln oder weißer Ware für den Transport und sind meist vertraut mit der Herstellung von Kisten und Verschlägen, kümmern sich um Polstereinlagen sowie den erforderlichen Korrosionsschutz u. Ä.

Vor allem in den Überseehäfen und an Flughäfen haben sich Lohnverpacker auch im Rahmen von Logistikdienstleistungen etabliert. Sie verpacken Gefahrgut und andere Waren für das Inland und den Export, verfügen meist über ein breites Wissen hinsichtlich der auftretenden Transportbedingungen sowie der nationalen und internationalen Vorschriften und können auch die Kundenberatung und -betreuung bis hin zur Hilfestellung beim Verzollen oder bis zur Komplettlösung aller Verpackungs- und Versandprobleme übernehmen.

Spezialbereiche der Lohnverpackung

Einen speziellen Service bieten Verpacker, die für Museumsgüter Spezialverpackungen herstellen, um die wertvollen Stücke vor allen mechanischen und klimatischen Belastungen zu schützen. In den meisten Fällen übernehmen sie auch den sicheren Transport zum Empfänger einschließlich der Abwicklung von Versicherungsleistungen, denn kaum ein Transportgut verlangt so viel Expertenwissen, technisches Können, Improvisationstalent und Fingerspitzengefühl wie Kunstgegenstände.

Ein weiterer Zweig sind Lohnabfüller, die häufig mit Getränkeherstellern kooperieren. Dabei treten Mostereien als eine Sonderform auf, indem sie sowohl den privaten als auch den industriellen Obsterzeugern ihre Dienste anbieten und häufig nicht nur die Flaschenabfüllung vornehmen, sondern auch moderne Anlagen zum Abfüllen in Kegs bzw. Bag-in-Box-Verpackungen zur Verfügung haben. Neben dem Saisongeschäft in der Erntezeit benötigen sie häufig ein weiteres Standbein für den Rest des Jahres.

Displays werden bestückt.

Displays werden bestückt. Bild: Packservice

Einsatz flexibler Technik

Bei der Ausrichtung des Geschäftsfelds eines Lohnverpackers spielt hinsichtlich der benötigten Verpackungsanlagen der Vorfertigungsgrad der Verpackungen eine wichtige Rolle. So müssen Unternehmen, die sich auf das Umpacken und Sortimentieren bzw. Beipacken von Produkten spezialisieren, dafür in der Regel verschiedene Anlagen mit hoher Flexibilität vorhalten, um unterschiedliche Beutel- oder Schachtelgrößen befüllen zu können. Ist der Vorfertigungsgrad der Verpackungen dagegen hoch, wie beim Abfüllen in Flaschen, sollte ein entsprechender Kundenstamm die Investitionen in diese Technik rechtfertigen.

Unterstützung bei Kapazitätsproblemen und Sondergrößen

Lohnverpacker sind auch gefragt, wenn in einem Unternehmen die Verpackungsanlagen geplant oder ungeplant ausfallen oder durch eine Anfrage plötzlich eine größere Menge der Erzeugnisse zu verpacken ist, die die eigenen Kapazitäten übersteigt.

In der Lebensmittel- und Kosmetikindustrie werden neue Erzeugnisse häufig in kleineren Probepackungen angeboten, um den Markt zu testen. Für diese Packungsgrößen sind meistens die eigenen Anlagen nicht geeignet, wodurch auf Lohnverpacker zurückgegriffen wird. Das Gleiche trifft für Give-aways zu, die von zahlreichen Firmen zu Jubiläen, auf Messen und anderen Veranstaltungen vergeben werden.