Feldmuehle Uetersen – Von Zeitungsdruckpapier zu Spezialpapieren für hochwertige Verpackungen

Die Papiermacher von Uetersen im Jahr 1908.
Die Papiermacher von Uetersen im Jahr 1908.

Sich immer wieder neu erfinden und flexibel sein: Über 100 Jahre lang ist die Geschichte des Papiermachens im schleswig-holsteinischen Uetersen bei Hamburg. Der Name Feldmuehle ist darin fest (und stolz) verankert.

Zahlreiche Eigentümer- und Namenswechsel begleiteten die Entwicklung der Papierfabrik. Gerade deshalb gehören sowohl Wandel und Anpassung wie auch die Fähigkeit, gute Antworten auf neue Herausforderungen zu finden, zum Selbstverständnis des Unternehmens. Von dieser Erfahrung und dem Gespür für innovative Produkte profitieren die Kunden, die bis heute auf Papiere von Feldmuehle setzen – regional und global.

Seit 1904 wird in Uetersen Papier gemacht: zunächst Zeitungspapier für die Verlage im nahegelegenen Hamburg, später beidseitig gestrichene Formatpapiere und einseitig gestrichenes Etikettenpapier. Heute bietet die Feldmuehle Uetersen GmbH hochwertige weiße Papiere in großer Bandbreite: Etikettenpapier, flexibles Verpackungspapier und gestrichenen Top-Liner, Zellstoffkarton und Bilderdruckpapier.

Das Unternehmen ist mit seinen Etikettenpapieren als zuverlässiger und kompetenter Partner insbesondere der Getränke- und Lebensmittelindustrie mit bekannten Marken fest etabliert.

Dabei steht der Name Feldmuehle für hohe Produktqualität. Sie wird gewährleistet durch das exzellente Fachwissen und die Erfahrung der Mitarbeiter. Bei der Entwicklung neuer Produkte werden immer wieder Maßstäbe gesetzt, denn Innovationen haben bei Feldmuehle Tradition. Für die Papierherstellung in Uetersen wird ausschließlich Zellstoff genutzt, der aus nachhaltig bewirtschafteten Quellen stammt. Das Unternehmen ist entsprechend den anspruchsvollen FSC®– und PEFCTM-Standards zertifiziert.

„Besonders nah an unseren Kunden zu sein, heißt für uns: zuhören, verstehen und auf Augenhöhe beraten. Denn unsere Stärke als mittelständisches Unternehmen ist es, auch auf individuelle und spezielle Kundenanforderungen flexibel reagieren zu können“, betont der heutige Geschäftsführer Heiner Kayser.

Durch Kriege und Krise mit Zeitungsdruckpapier

1904 bieten sowohl der Hamburger Zeitungsverleger Hirt als auch der vermögende Leimfabrikant Jenß auf das Grundstück einer Tuchfabrik am Ufer der Pinnau in Uetersen. Joachim Ernst Jenß erwirbt es schließlich: Doch gemeinsam errichten die Herren die noch heute dort ansässige Papierfabrik unter dem Namen Norddeutsche Papierfabrik Hirt und Jenß.

Bereits 1906 startete die Produktion von Zeitungspapier, zunächst auf einer, zwei Jahre später bereits auf einer zweiten Papiermaschine. In den folgenden Jahren wurden die Voraussetzungen geschaffen, um die stetig steigende Papiernachfrage in dieser Zeit bedienen zu können: Dampfturbine, Holzschleiferei, neue Kaianlagen und Verladekräne beschleunigten die Arbeitsprozesse im Werk.

1913 schließen sich die mittlerweile neue Eigentümerin, die Papierfabrik Kabel GmbH und die Papierfabrik Reisholz Aktiengesellschaft, zusammen. Unter letzterem Namen firmierte das neue Unternehmen, als an der Schwelle zu einer aussichtsreichen Entwicklung der Fabrik der Erste Weltkrieg ausbrach. Für das Werk in Uetersen bedeutet dies zunächst die völlige Stilllegung bevor die Produktion 1915 vor allem mit Druckpapieren wieder aufgenommen werden konnte. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise seit 1929 bekommt auch die Papierindustrie zu spüren: In diesem Jahr schließen sich zunächst die Unternehmen Papierfabrik Reisholz Aktiengesellschaft, Düsseldorf, und die Feldmühle Papier- und Zellstoffwerke Aktiengesellschaft, Stettin, zusammen. Die Firmierung lautete nun Feldmühle Papier- und Zellstoffwerke Aktiengesellschaft, Werk Uetersen.

Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde das Werk mit seinen damals 200 Mitarbeitern von der Regierung geschlossen. Erst 1947 begannen Wiederaufbau und Sanierung, nachdem die Post ihr provisorisches Lager auf dem Werksgelände geräumt hatte. Mit zunächst fünf Arbeitern und zwei Angestellten wurde die Produktion von Zeitungsdruck-, Tüten- und Tapetenrohpapier wieder aufgenommen. Die Mitarbeiterzahl erhöhte sich im Laufe des Jahres 1948 bereits wieder auf über 200.

Feldmuehle 1950 Sortiersaal Frauen

Feldmuehle 1950 Sortiersaal Frauen

Hochwertiges Magazinpapier verdrängt Zeitungspapier

Die 1950er-Jahre stehen für den Ausbau und die Modernisierung des Werkes. Weil die Nachfrage nach glänzendem Papier für Zeitschriften stark stieg, wurde die Produktpalette 1950 um satiniertes Papier erweitert. Der stetig steigende Absatz machte auch die Modernisierung des Werks in allen Bereichen nötig: Neue Kalander und ein entsprechender Erweiterungsbau mit Sortiersaal schaffen die Voraussetzungen, den Papierausstoß des Werkes um 60 Prozent zu erhöhen. Ende 1953 war der Um- und Ausbau zu einem modernen Werk, das nun unter „Norddeutsche Papierwerke GmbH“ firmierte, abgeschlossen. Das Kernstück war die Installation der neuen Papiermaschine 2 samt Erweiterung des Maschinensaals und der Schleiferei. Seit Anfang der 1950er-Jahre konnte das Werksgelände zudem per Schiff mit Holz- und Zellstofflieferungen angelaufen werden.

Sammlung historischer Bieretiketten aus dem Hause Feldmuehle.

Sammlung historischer Bieretiketten aus dem Hause Feldmuehle.

Beginn des Maschinenstreichens und der Produktion von Etikettenpapieren

1959 erhielt Uetersen als erstes Werk des Feldmühle-Konzerns eine Maschinenstreicheinrichtung – der Beginn der modernen Oberflächenveredelung von Papieren aus Uetersen und Grundstein der traditionell hohen Streichkompetenz des Werks. Und als einer der ersten europäischen Papierhersteller wurde das Werk 1963 auch mit einer Rakel-Streichmaschine ausgerüstet.1966 begann die Produktion von einseitig gestrichenen Etikettenpapieren, bei denen das Werk schnell zu einem führenden Anbieter wurde. 1976 erhielt die Fabrik eine moderne Streicheinrichtung zum gleichzeitigen beidseitigen Streichen von Druckpapieren im Onlinebetrieb. Dadurch wurde eine Kapazitätssteigerung um 25.00 Tonnen pro Jahr auf 90.000 Tonnen möglich.

Feldmuehle 1980 Streichmaschine

Feldmuehle 1980 Streichmaschine

Bilderdruckpapiere und steigende Produktion

Nachdem die Produktion der Magazinpapiere 1978 an den Feldmühle-Standort Hagen gegangen war, werden in Uetersen hochglänzende Bilderdruckpapiere hergestellt. Eine neue Streichmaschine, eingebettet in eine neue 24 Meter hohe Streichmaschinenhalle, sicherte die Produktion qualitativ hochwertiger Bilderdruckpapiere.

In den 1980er-Jahren wird das Werk zum Feldmühle-Zentrum für zweiseitig gestrichene holzfreie Bilderdruckpapiere und einseitig gestrichene Etikettenpapiere. Gleichzeitig wächst der Anteil an Formatpapieren, was zahlreiche, bis heute wichtige Ausbaumaßnahmen erforderte, u. a. ein neues Gebäude für die Formatausrüstung mit mehreren Querschneidern.

Der Maschinenpark macht es möglich, besonders flexibel auf individuelle Kundenanforderungen einzugehen.

Die Ära Stora Enso: Wachstum und Aufbruch zu neuen Märkten

1990 übernahm der schwedische Papierkonzern Stora die insgesamt sieben deutschen Feldmühle-Fabriken. Als Stora 1998 mit der finnischen Enso-Gruppe fusionierte, gehörte das Werk in Uetersen dann zur Stora Enso Fine Paper Division. Um das Wachstumspotenzial bei den höheren Flächengewichten zu nutzen und die Produktionskapazität zu erweitern, wurden erhebliche Investitionen vorgenommen: So wurden die Papiermaschine 2 und die Streichmaschine 2 umgerüstet, um auch Flächengewichte bis 350 g/qm anbieten zu können. Seit 2004 werden neben den glänzenden auch matte Bilderdruckpapiere in Uetersen produziert.

Feldmuehle 1980 Streichmaschine

Auf der Papiermaschine 2 werden hochweiße Papiere für die Verpackungs- und grafische Industrie hergestellt..

Ein weiterer Meilenstein in der Geschichte des Standorts ist die strategische Ausrichtung auf Spezialpapiere seit 2011, nachdem die Produktion grafischer Papiere mit niedrigen Flächengewichten nach Finnland gegangen war. Im Uetersener Werk machte man aus der Not eine Tugend und so profitiert die Feldmuehle heute von der intensiven Produktentwicklung und Weiterentwicklung des Produktportfolios während dieser Zeit: Seit 2012 wurden flexible Verpackungspapiere, hochwertiger Liner und Zellstoffkarton eingeführt.

Rückgewinnung von Rohstoffen durch Trenntechnik

1992 wurde mit der „Trenntechnik“ ein Verfahren zur Rohstoffrückgewinnung entwickelt: Dadurch können aus dem Abwasser zurückgewonnene Füllstoffe und Pigmente erneut in der Papierproduktion eingesetzt werden. Für dieses Verfahren erhielt das Werk Uetersen den Umweltschutzpreis des Bundes der Deutschen Industrie.

Die neue Feldmuehle: Traditionelle Stärken treffen auf Entwicklergeist

Seit der Auslösung aus dem Stora Enso-Konzern im Jahr 2015 geht die Uetersener Papierfabrik mit ihren über 400 Mitarbeitern erfolgreich eigene Wege. Bei der Namenswahl für das neue mittelständische Unternehmen beschloss man die Rückkehr zum Traditionsnamen. Die Feldmuehle Uetersen GmbH bietet ihren internationalen Kunden hochwertige weiße gestrichene Papiere in drei Geschäftsbereichen: Labelling Applications, Packaging Solutions und Graphical Options.

Bei der Herstellung von grafischen Papieren, der längsten Tradition des Werks, fokussiert sich das Unternehmen heute verstärkt auf Zellstoffkarton und Bilderdruckpapier mit hoher Weiße und Premiumcharakter. Diese kommen bei vielfältigen Anwendungen wie Faltschachteln, Bild- und Kunstbänden, Katalogen, Zeitschriften, Beilagen, Broschüren, Postkarten und Eintrittskarten zum Einsatz.

Feldmuehle 1980 Streichmaschine

Feldmuehle bietet Zellstoffkarton für moderne Verpackungen, der auch für grafische Anwendungen eingesetzt werden kann.

Mit seiner jahrzehntelangen Erfahrung bei der Herstellung hochwertiger Etikettenpapiere zählt Feldmuehle zu den führenden Anbietern. Ungefähr jedes dritte Etikett auf Flaschen und Gläsern allein in Deutschland wird auf Papier aus Uetersen gedruckt. Doch darauf möchte sich bei Feldmuehle niemand ausruhen: Anspruch ist es, das umfangreiche und hochwertige Sortiment auch als Trendsetter immer wieder mit innovativen Produkten zu erweitern.

Ambitionen als Newcomer im Packaging

Neue Wege beschreitet Feldmuehle mit seinen noch relativ jungen Produkten im Bereich der flexiblen Verpackungspapiere sowie Liner für die Kaschier- und Wellpappindustrie. Seit etwa fünf Jahren bietet das Unternehmen bereits zahlreiche Lösungen für verkaufsstarke Verpackungen oder Displays sowie vielfältige Anwendungen im Lebensmittelbereich wie z. B. Einschlagpapier von Schokoladen, Banderolen von Joghurtbechern, Umverpackungen von Teebeuteln und Kaffee.

Heiner Kayser

Heiner Kayser

Heiner Kayser ist seit Mai 2017 Geschäftsführer der Feldmuehle Uetersen. Er betont: „Unser Anspruch ist es, ein innovativer und vorausschauender Partner der Kunden zu sein, die mit unseren Produkten erfolgreiche Anwendungen realisieren können. Dabei wollen wir immer wieder Maßstäbe setzen – mit kontinuierlich hoher Qualität und bei der Entwicklung neuer Papiere.“

Ziel ist es, dem Markt neue und hochwertige Produktlösungen anzubieten. Dass dies mit der Entwicklungsstärke des Unternehmens gelingt, zeigen z. B. die innovativen Papiere mit Mineralölbarriere, die in diesem Jahr eingeführt wurden: Sie gewährleisten einen wirksamen Schutz des verpackten Gutes vor Mineralölmigration und -kontamination und eignen sich für moderne Verpackungen mit direktem Lebensmittelkontakt. Von Markenartiklern werden diese Produkte bereits erfolgreich bei Verpackungen für trockene und fettige Lebensmittel eingesetzt.

Eine weitere Innovation sind verschiedene heißsiegelfähige Papiere: Verpackungsherstellern und Abfüllern steht mit diesen Papierlösungen ein Material zur Verfügung, das hauptsächlich aus nachwachsenden Rohstoffen besteht und auf den vorhandenen Verpackungsmaschinen eingesetzt werden kann. Die Produkte eignen sich sowohl für hochwertig bedruckte Verpackungen als auch für Innenbeutellösungen mit natürlicher Papierhaptik.

Das Unternehmen Feldmuehle in Uetersen 2016.

Das Unternehmen Feldmuehle in Uetersen 2016.