Kalt-Stretchfolie für mehr Effizienz

Einzelne Module der Verpackungsmaschine Styron von Forpac
Die verschiedenen Varianten der Verpackungsmaschine bestehen aus einzelnen Modulen, die je nach Art der Anwendung und Geschwindigkeit der Produktionslinie kombiniert werden. (Bild: Forpac)

Egal ob runde oder eckige Verpackungen – die Verpackungsmaschine Styron der italienischen Firma Forpac umwickelt unterschiedlichste Produkte mit Kalt-Stretchfolie zu kompakten Gebinden. Mit dieser neuesten Entwicklung ermöglicht das Unternehmen hohe Energie- und Rohstoffeinsparungen. Hierbei setzen die Italiener auf Antriebs- und Automatisierungstechnik von SEW-Eurodrive.

Bis der Kaffee duftend vor uns steht, durchläuft er einen langen Prozess. Von der Ernte über die Röstung bis zur Abfüllung sind es viele Schritte. Am Ende steht das Verpacken der einzelnen Kaffeepackungen in Gebinde, die für den Handel und die Gastronomie geeignet sind. Um Einsparungen von Energie und Rohstoffen zu erzielen, suchten die Entwickler von Forpac S.r.l. aus Noceto, unweit von Parma gelegen, innovative Lösungen. Die Experten auf dem Gebiet der Verpackungstechnik haben die Bedürfnisse der unterschiedlichen Branchen lange studiert. Und sie haben entsprechendes Know-how für ihre Maschinen entwickelt.

Kalt-Stretchfolie: Ofen wird überflüssig

Mit der Entwicklung der Verpackungsmaschine Styron brachte Forpac ein innovatives und technologisch anspruchsvolles Konzept auf den Weg. Dabei wird die Stretchfolie für die Verpackung der Produkte kalt gestreckt. Damit wird die Erhitzung der Folie überflüssig. Neben der Verringerung der eingesetzten Rohstoffe für die Verpackung schlägt diese Energieeinsparung positiv zu Buche. Ein weiterer Vorteil ist, dass durch den Wegfall des Ofens die Produkte nicht erwärmt werden. Sie sind somit vor Wärmeschocks und Verformungen geschützt.

Nahaufnahme der Styron-Maschine mit Stretchfolie

Die Kaltverpackungstechnologie für Stretchfolie mit dem Styron-System spart gegenüber herkömmlichen Systemen mit thermischer Verformung in der Gesamtbetrachtung annähernd 90 Prozent Energie ein. (Bild: Forpac)

Styron wäre damit eigentlich die passende Antwort auf die Anforderungen an Flexibilität und Vielseitigkeit, die auf dem Markt immer dringlicher gestellt werden. Doch wie so oft bei Innovationen sah sich Forpac zunächst den Vorbehalten einiger Geschäftspartner gegenüber. Schließlich waren es vorausschauend agierende Unternehmen wie Lavazza, die bereit waren, ihre Meinung über Produktverpackungen zu überdenken und sich von dieser Lösung überzeugen ließen.

Die Luigi Lavazza S.p.A. ist eine italienische Kaffeefirma mit Firmensitz in Turin. Heute befindet sie sich in vierter Generation in Familienbesitz. Sie ist vor allem für Espresso bekannt und exportiert weltweit. Aktuell ist die Lavazza-Gruppe in mehr als 90 Ländern präsent und hat ein Netzwerk von über 4.000 Partnern. Der Nettoumsatz betrug 2019 knapp zwei Milliarden Euro.

Starke Partnerschaft

Einen entscheidenden Beitrag zum Gelingen dieses Projekts leistete SEW-Eurodrive Italien. Aus der Zusammenarbeit beider Partner entstand der erste Prototyp einer Maschine zur Verpackung von Kaffeedosen. Hier kann 62 Prozent Energie eingespart und der Folienbedarf um 64 Prozent reduziert werden. Die Verpackungsmaschine Styron wurde mit Antriebs- und Steuerungstechnik von SEW-Eurodrive ausgerüstet. Innovative technische Lösungen ermöglichten eine modulare Struktur. Diese kann – je nach Anforderungen an Geschwindigkeit und Produkt – in unterschiedlichen Versionen von einem bis zu mehreren Modulen konfiguriert werden.

Nahaufnahme der modularen Styron-Maschine

Jedes einzelne Maschinenmodul kann zwischen sechs und zwölf Achsen beinhalten. (Bild: Forpac)

Jedes einzelne Maschinenmodul kann zwischen sechs und zwölf Achsen beinhalten und erfüllt eine spezielle Aufgabe (Folienbeschickung, Verpackungszufuhr, Einwickeln). Die einzelnen Maschinenmodule werden synchronisiert.

Nachhaltige Antriebslösung

Sämtliche Zuführungsaufgaben erfolgen durch die energetisch optimierte Antriebseinheit Movigear performance. Sie vereint Motor, Getriebe und Antriebselektronik in einem System. Hierbei ist sie so ausgelegt, dass sie flexibel für verschiedene Kommunikationsinfrastrukturen eingesetzt werden kann. Somit eignet sich Movigear performance für alle dezentralen Anwendungen im Feld, insbesondere für die allgemeine Fördertechnik.

Nahaufnahme der Antriebsloesung Movigear performance in rotem Produktdesign

Movigear performance vereint Motor, Getriebe und Elektronik in einem Gehäuse und kann an allen gängigen Ethernet-basierten Infrastrukturen betrieben werden. (Bild: SEW-Eurodrive)

Die Antriebseinheit weist einen hohen Systemwirkungsgrad auf, mit dem sich regelmäßig gegenüber herkömmlichen älteren Antrieben Energieeinsparungen bis 50 Prozent erzielen lassen. Ein dezentraler Umrichter ist direkt auf dem Anschlusskasten des Getriebemotors montiert. Dieser entspricht der Energieeffizienzklasse IE5 für Motoren.

Die bislang umfangreichste Systemkonfiguration mit drei Modulen für lose Flaschen und Umverpackungen beinhaltet 46 Antriebe. Dabei wurde höchste Steuerungspräzision erzielt und ein Gesamtenergieverbrauch von 9 kWh ermittelt. Diese Maschine ist mit einer Fernbedienung ausgestattet. Dadurch lässt sie sich umfassend steuern und fortlaufend überwachen.

Kalt-Stretchfolie für zahlreiche Verpackungsarten

Bis heute wurde die Verpackungsmaschine Styron mit bewährten Lösungen für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie gebaut. Sie ist durch Patente in über 150 Ländern geschützt.

Portraitfoto Bruno Docimo, SEW-Eurodrive in Bologna

(Bild: SEW-Eurodrive)

„Der Kunde war mit unserer Lösung so zufrieden, dass wir mittlerweile einen Folgeauftrag von Forpac erhielten. Bei identischem Konzept werden diese neuen Maschinen komplett mit MOVI-C ausgerüstet.“ Bruno Docimo, Applikationsingenieur und Branchenspezialist Packaging bei SEW-Eurodrive in Bologna

Dank ihrer modularen Bauweise kann sie verschiedene Produktionsanforderungen erfüllen. Dazu gehören zahlreiche Verpackungsarten für Logistik und Vertrieb wie lose oder primärverpackte Produkte, vier- oder sechsseitige Folierung sowie unterschiedlichste Produkte, z. B. Flaschen, Dosen oder Päckchen. Styron berücksichtigt alle Anforderungen an hochwertige Verpackungen. Neben der generellen Eignung der Verpackung, ihre Stabilität, der Last auf den Paletten, die Folientransparenz sowie Einsparungen von Folien und Energie.

SEW-Eurodrive Italien wurde bereits 1968 gegründet und hat heute seinen Sitz in Solaro bei Mailand. Die Drive Center in Turin, Bologna, Verona, Caserta und das Vertriebsbüro in Pescara sorgen für eine flächendeckende Präsenz. Die italienische Marktorganisation bleibt dem Motto der SEW-Gruppe Think global, act local treu. Sie erwirtschaftet annähernd 140 Millionen Euro Umsatz pro Jahr. Zu den Hauptbranchen gehört auch die Nahrungsmittelindustrie.