Genormte Begriffe: Tüte oder Beutel?

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Ein Begriff, der gegenwärtig, vor allem, wenn es um das Einsparen von Kunststoff geht, am häufigsten (falsch) verwendet wird, ist die Tüte. Um es vorwegzunehmen: Die viel gescholtene Plastiktüte ist in den meisten Fällen gar keine Tüte, sondern ein Beutel.

Gemäß der für alle Verpackungsbegriffe gültigen Norm DIN 55405 „Verpackung – Terminologie – Begriffe“ ist ein Beutel ein flexibles, vollflächiges, befüllbares Packmittel aus Papier, Kunststoff, Textilien oder auch Packstoffkombinationen mit in der Regel weniger als 2.700 cm² Zuschnittsfläche. Packmittel mit größerem Zuschnitt werden als Sack bezeichnet. Beutel können gewöhnlich im leeren Zustand durch Falten flach zusammengelegt werden und haben meist eine rechteckige Form.

Sonderform Tüte

Was ist nun aber eine Tüte?

Sie ist eine Sonderform des Beutels, gefertigt aus einem dreieckigen Zuschnitt und mit einer Längsnaht versehen, sodass eine Spitze entsteht. Die Bezeichnung leitet sich aus dem für das Blasinstrument verwendeten altdeutschen Wort „tute“ ab. Ein Beispiel für eine echte Tüte ist die „Zuckertüte“, die häufig zum Schulanfang verschenkt wird.

Wieso werden immer noch alle Beutelformen so genannt?

Historisch gesehen zählen die Spitztüten zu den ältesten Verpackungen, die bereits aus Naturmaterialien gedreht wurden. Auch Spitztüten aus Papier entstanden früher als andere Beutel, denn rechteckige Formen wurden erst nach der Konstruktion entsprechender Maschinen zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingeführt. Zu dieser Zeit entstand aber im deutschen Sprachraum kein eigener Begriff dafür, sondern es wurde die Bezeichnung „Tüte“ verallgemeinert.

Vielleicht wäre es an der Zeit, dem Beutel auch im Deutschen zu seinem Recht zu verhelfen, wie es in der englischen Sprache mit „bag“ für Beutel und „cornet“ für Tüte üblich ist.