Greif-Velox: Retrofit mit Kameratechnik

Die halbautomatische Koordinatenabfüllanlage K-Dos inklusive Fördertechnik. (Bilder: Studio12, Greif-Velox)
Die halbautomatische Koordinatenabfüllanlage K-Dos inklusive Fördertechnik. (Bilder: Studio12, Greif-Velox)

In Zeiten von Industrie 4.0 ist fast jedes Industrieunternehmen damit beschäftigt, seine Produktion zu digitalisieren und zu automatisieren. Gute Maschinen und Anlagen sind häufig schon einige Jahre alt und noch nicht bereit für die heutigen Anforderungen. Das Beispiel der halbautomatischen Koordinatenabfüllanlage K-DOS für bis zu 60 Fässer (je 200 Liter) oder 18 IBC (je 1.000 Liter) pro Stunde von Greif-Velox zeigt, wie einfach der Retrofit-Weg sein kann.

Muss bewährte Technik immer gleich durch einen komplett neuen, modernen Maschinenpark ersetzt werden? Vor allem, wenn die Anlagen noch einwandfrei laufen, wäre es schade, sie zu entsorgen und große Summen neu zu investieren. Besser ist es, zu schauen, ob die Möglichkeit besteht, die Maschine nachzurüsten. Retrofit-Lösungen werten die Maschinen auf, machen sie zeitgemäßer und sind definitiv die kostengünstigere Entscheidung.

Beispiel Palettenabfüllanlage

Die Anlage eignet sich für Spund- und Spannringdeckelfässer oder, die im Verbund nebeneinander auf einer Palette stehen, sowie IBC. Flüssigkeiten mit einer Viskosität von wasserähnlich bis viskos können damit in den Bereichen Chemie, Petrochemie, Lebensmittel und Baustoffe abgefüllt werden. Die Investitionskosten für die Anlage sind gering und rechnen sich für den Einstieg in die Abfüllung oder für Abfüllmengen in kleineren Chargen. Im Produktionsfluss werden allerdings verschiedene Prozesse manuell bedient, sodass dieser nicht durchgängig automatisiert ist und entsprechend getrackt werden kann. Beispielsweise kümmert sich das Bedienpersonal um die gewünschte Abfüllposition und muss die Gebinde manuell öffnen und schließen.

Nachgerüstet mit einem Kameragestell, bestehend aus Kamera (im Kreis) und Beleuchtungseinrichtung, wird die Anlage zur automatischen K-Dos-A. (Bild: Studio12, Greif-Velox)

Nachgerüstet mit einem Kameragestell, bestehend aus Kamera (im Kreis) und Beleuchtungseinrichtung, wird die Anlage zur automatischen K-Dos-A. (Bild: Studio12, Greif-Velox)

Mit wenig Aufwand zur automatisierten Produktion: Kameratechnik sei Dank

Verändert sich das Geschäftsmodell oder auch die Produktionsgröße, ist es performanter und wirtschaftlicher, die Anlage zu automatisieren. Aus einer normalen K-DOS wird dann bei gleichbleibender Leistung die automatische Koordinatenabfüllanlage mit Kamerasystem K-DOS-A. Hier wird die vorhandene Anlage mit einem Kameragestell, bestehend aus Kamera und Beleuchtungseinrichtung, nachgerüstet. Die eingesetzte Kamera erstellt dann ein Bild der Gebinde. Darauf basierend errechnet die zugehörige Software die Koordinaten der Gebindeöffnungen, sodass die Behälter vollautomatisch an die berechnete Position der Abfüllung gefahren werden.

Diese Kamera wird für EX-Maschinen verwendet, deshalb ist eine Klappe vor der Kameralinse vorgesehen. (Bild: Studio12, Greif-Velox)

Diese Kamera wird für EX-Maschinen verwendet, deshalb ist eine Klappe vor der Kameralinse vorgesehen. (Bild: Studio12, Greif-Velox)

Die Umrüstung hat zur Folge, dass das Personal entlastet wird. So benötigt die gesamte Anlage für den effektiven Betrieb nur noch einen Bediener, der das richtige Produkt im Panel auswählt. Dort sind dann direkt die Gewichtswerte und Gebindedaten sowie die Informationen für die Kamera hinterlegt. Alternativ ist es auch möglich, die Umstellung der Sorten vollautomatisch durch ein Leitsystem durchführen zu lassen. Die Anlage meldet dann automatisch die einzelnen Gewichtsdaten zurück. Nach der Befüllung aller Gebinde fährt die Palette entweder vollautomatsch heraus oder wird vom Bedienpersonal mit dem Gabelstapler entnommen.

Durch die Modernisierung und Nachrüstung mit einem Kamerasystem besteht außerdem die Möglichkeit, die Anlage mit einem Schrauber auszurüsten, um beispielsweise Stahlfässer, die 200 Liter fassen, automatisch auf- und zuzuschrauben. So lässt sich noch eine weitere Automatisierungsebene realisieren.

Besserer Service durch Vernetzung und Remote-Anbindung

Im Zuge der Retrofit-Maßnahmen wird auch das Bediengerät der Anlage erneuert und auf ein TP 1200 vergrößert. Das erleichtert den Service und die Bedienung der Anlage. Hinzu kommt die Ausrüstung mit einem VPN- oder GSM-Router. Daraus ergeben sich entscheidende Servicevorteile für einen reibungslosen Betrieb: Über das System kann Greif-Velox jederzeit in die Funktion der Anlage sicher eingreifen und direkt von Lübeck aus weltweit bei Störungen, Optimierungswünschen oder sonstigen Fragen assistieren. So können z. B. auch neue Gebinde gemeinsam hinterlegt werden. Diese Herangehensweise minimiert die erforderlichen Serviceeinsätze auf ein Minimum, wodurch die Anlagenverfügbarkeit nahezu in Echtzeit sichergestellt wird.

Prüfung und Bewertung des Erweiterungspotenzials

Bevor Retrofit-Maßnahmen ergriffen werden, evaluiert das Serviceteam von Greif-Velox das Erweiterungspotenzial. Dabei wird geprüft, ob die Anlage überhaupt erweitert werden kann.

„Aus Erfahrung ist das meistens der Fall“, sagt Ralph Arndt, Sales Engineer Spare Parts und Retrofit bei Greif-Velox. „Besonders geeignet sind Anlagen im EX-freien Bereich, wobei eine Deckenhöhe von über 4,10 Meter gewährleistet sein sollte“, erklärt er weiter.

Anschließend prüfen die Experten, inwieweit vorhandene Komponenten wie Steuerung oder Wägetechnik weitergenutzt werden können. Daraufhin wird ein Konzept für die Realisierung erstellt, das die Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit überprüft. Bei einem positiven Resultat wird eine maßgeschneiderte Lösung bereitgestellt.

Ralf Drews, Greif-Velox (Bild: privat)

Ralf Drews, Greif-Velox (Bild: privat)

„Als nun konzernunabhängiges, inhabergeführtes Unternehmen stehen Innovationskraft und Wachstum klar im Vordergrund unserer Unternehmensstrategie“, sagt Geschäftsführer Ralf Drews über den Schritt in die mittelständische Unabhängigkeit.

Schritt in die mittelständische Unabhängigkeit

Im Juli hat Greif-Velox eine große Veränderung vorgenommen. Geschäftsführer Ralf Drews und weitere Mitglieder des Managementteams haben gemeinsam mit der Hamburger Beteiligungsgesellschaft BPE das Unternehmen im Rahmen eines Managements Buy-outs von der bisherigen Muttergesellschaft, der Maschinenfabrik Möllers GmbH, Beckum, erworben.

„Es wird sich operativ nichts für unsere Kunden ändern, außer, dass sie sich auf weitere Neuheiten und Retrofit-Optionen freuen können. Denn der Bereich Industrie 4.0 steht mit Weiterentwicklungen und Innovationen ganz oben auf unserer Agenda. Er wird in Zukunft den entscheidenden Unterschied in den Wertschöpfungsprozessen unserer Kunden ausmachen. Automatisierte Prozesse gehören heute schon zu den Grundanforderungen“, betont Drews.

Mit der neuen gesellschaftsrechtlichen Struktur und dem Fokus auf die Kernkompetenzen von Greif-Velox sind die Voraussetzungen für ein weiterhin stetiges Wachstum geschaffen.