Der Wandel im Etiketten- und Verpackungsdruck schreitet voran und erfährt einen weiteren Schub in der Corona-Krise. Im Etikettensektor hat der Digitaldruck bereits früh Fuß gefasst. Jetzt verzeichnet er auch in den Sparten Wellpappe, Faltschachteln, flexible Verpackungen und Direktdruck ein kräftiges Wachstum. Damit stehen auch die verwendeten Tinten im Fokus.
Die COVID-19-Krise verdeutlicht einmal mehr, wie einflussreich Verpackungen geworden sind. Solange die Menschen zu Hause isoliert sind, ist die Verpackung die einzige physikalische Verbindung vieler Markenartikler mit ihren Verbrauchern. Diese Krise mag beispiellos sein, doch sie lenkt die Aufmerksamkeit auf einen Trend, der sich permanent verstärkt: Etiketten und Verpackungen müssen eine Verbindung schaffen, die den Verbraucher begeistert und zum Kauf weiterer Produkte anregt.
Der richtige Drucker und die richtige Tinte
Doch worauf beruht das starke Wachstum im Digitaldruck, und welche konkreten Fragestellungen sind bei der Wahl der Inkjettinte im Verpackungsdruck zu beachten?
„Heute stehen Etiketten- und Verpackungsherstellern primär zwei Digitaldrucktechnologien zur Auswahl: Inkjet und Toner. Beim Inkjetdruck wiederum gibt es drei Tintenarten: UV-, Lösemittel- und wasserbasierte Tinten. Bevor ein Verpackungshersteller die für sein Geschäftsmodell relevante Wahl treffen kann, muss er sich mit verschiedenen Fragen auseinandersetzen: Was soll gedruckt werden? Wie viel Geld und welche Ressourcen können in den Digitaldruck investiert werden? Wie hoch ist die Kapitalrendite? Bei diesen Fragen muss auch die eingesetzte Tintenart gebührend berücksichtigt werden“, betont Gianluigi Rankin, Director of Product Management bei Memjet.
Wasserbasierte Tinten sind ein guter Einstieg für Anbieter und Hersteller, die entweder auf den Digitaldruck umsteigen oder ihr gegenwärtiges digitales Angebot auf Anwendungsbereiche ausdehnen möchten, in denen die Sicherheit der Tinte wichtig ist. Wasserbasierte Tinten sind frei von Schadstoffen, wie sie etwa in UV-härtenden Tinten, Lösemitteltinten und Tonern vorkommen. Dadurch gelten sie als umweltverträglicher.
Die Eigenschaften wasserbasierter Tinten bieten Benutzern insgesamt eine größere Flexibilität bezüglich der Herstellung kleiner bis hin zu großen Mengen hochwertiger Just-in-time-Etiketten und -Verpackungen. Vorteilhaft beim Drucken mit wasserbasierten Tinten ist, dass kleinere Tröpfchengrößen zum Einsatz kommen. Sie ermöglichen weiche Farbverläufe und einen hohen Detailgrad. Zudem eignen sie sich zum Bedrucken von Materialien mit weißer oder heller Oberfläche.
Beim Einsatz von UV- und Lösemitteltinten sowie Tonern sind eine ausreichende Belüftung, eine sachgemäße Handhabung sowie kostspielige Zusatzgeräte erforderlich. Diese Faktoren sind für professionelle Dienstleister in der Regel kein Problem. Dennoch können diese Druckfarbenarten mitunter Probleme auslösen, wenn sie etwa im selben Raum eingesetzt werden, in dem die Lebensmittelprodukte zubereitet werden.
In Kontakt mit Lebensmitteln
„Viele der heute hergestellten Verpackungen und Etiketten werden im Lebensmittelbereich eingesetzt“, so der Experte. Eine ganze Reihe von Parametern hat einen Einfluss darauf, ob die verwendete Druckfarbe für die Auszeichnung von Lebensmitteln geeignet ist: die Verpackung, das Lebensmittel selbst und die Art und Weise, wie es transportiert, gelagert oder verzehrt wird (z. B. direkt aus der Packung, nach dem Aufwärmen in der Verpackung usw.).
In Europa tun sich viele Anbieter mit diesem komplexen Thema sehr schwer. Dies liegt daran, dass die rechtliche Lage beim Bedrucken von Materialien für den Lebensmitteleinsatz nicht eindeutig formuliert ist. Beim Drucken von Farben müssen zwar die Rahmenverordnung (EG) Nr. 1935/2004 und die Verordnung (EG) Nr. 2023/2006 über Gute Herstellungspraxis eingehalten werden, aber diese Verordnungen enthalten wenig Konkretes zu Druckfarben. Daher berufen sich viele Druckdienstleister auf andere Quellen, wie etwa die Schweizer Bedarfsgegenständeverordnung oder die Leitlinien von Nestlé.
„Weil die Sicherheit bei Lebensmittelverpackungen global nicht einheitlich festgelegt ist, empfiehlt es sich für Verpackungs- oder Etikettendruckdienstleister, zunächst mit der sichersten Druckfarbe zu arbeiten: Die wasserbasierte Druckfarben enthalten geringere Mengen an Schadstoffen, die aus der Farbe migrieren, das Lebensmittel bzw. die Lebensmittelsicherheit beeinträchtigen oder das Aussehen und den Geschmack des Lebensmittels ändern können“, so Rankin weiter.
Die wasserbasierten Tinten, die der US-Hersteller Memjet in seinen Inkjetdrucktechnologien verwendet, bestehen zu etwa 70 Prozent aus Wasser. Sie sind frei von Phthalsäureestern, Benzophenon, BPA, SVHCs, Schwermetallen und aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffen (MOAH). Daher eignen sie sich generell gut für den Einsatz mit Lebensmitteln und lassen sich in einem kleinen Druck- oder Produktionsbetrieb leichter handhaben.
Haltbarkeit und Lebensdauer von Etiketten
Die Begriffe Einsatzdauer und Haltbarkeit haben in den jeweiligen Etiketten- oder Verpackungsmärkten eine unterschiedliche Bedeutung. Bei Lebensmittel- und Getränkeetiketten muss gewährleistet sein, dass ein Etikett oder eine Verpackung nicht verblasst, also lichtecht ist, und überdies Feuchtigkeit und niedrige Temperaturen in Tiefkühlkostabteilungen und Kühlregalen verträgt. Diese Etiketten und Verpackungen müssen außerdem den beim Transport auftretenden Belastungen standhalten.
Druckdienstleister können ihre lebensmittelechten, wasserbasierten Druckfarben mit vielen Medien und Lacken/Laminaten kombinieren, um hochwertige Etiketten oder Verpackungen zu produzieren und gleichzeitig den Haltbarkeitsgrad zu erzielen, der für die Aufbewahrung im Regal oder Kühlschrank notwendig ist.
Bei anderen Produkten, wie beispielsweise Etiketten für Industrieerzeugnisse oder Gefahrgüter, ist eine viel höhere Strapazierfähigkeit erforderlich. Generell wird die Beschriftung auf Etiketten dieser Art mit Zusatzlacken geschützt. Dank dieser Schutzschicht kann die Beschriftung selbst den härtesten Umgebungsbedingungen standhalten, sodass jeder, der mit einem Gefahrgut hantiert, sich der Gefährlichkeit des verpackten Produkts bewusst ist. Wasserbasierte Druckfarben sind bei der Verwendung von Schutzlacken oft eine gute Wahl, weil die Lackschicht besser auf ihnen haftet.
Erfolgreich mit Druckfarben
„Etiketten- und Verpackungshersteller sehen sich mit einer immer längeren Liste von Technologien und Druckfarben konfrontiert, mit denen sie sich vertraut machen müssen. Das kann abschreckend wirken“, fasst Rankin zusammen. „Damit sie wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie mehr über die Druckfarben wissen, die sie in ihren Druckmaschinen und auf ihren Etiketten und Verpackungen einsetzen. Letztendlich ermöglicht ihnen dieser Wissensvorsprung, bessere Entscheidungen für ihre Unternehmen, ihre Kunden und den Endkunden zu treffen.“