Starken Alkohol trinken und damit die Meere säubern: Das ist nach Überzeugung der Kreativagentur „Fitzroy“ möglich, indem man zu ihrem Rum in nachhaltigen Recycling-Flaschen greift. Der Clou dabei ist der auffällige Verschluss der Flaschen. Er wurde aus recycelten Coca-Cola-Etiketten gefertigt, die an holländischen Stränden angespült worden waren. Dafür gab es in Deutschland sogar den „German Design Award“.
Wenn aus einer Schnapsidee die Idee eines nachhaltigen Schnapses wird, könnte es sich um eine Idee der niederländischen Kommunikationsagentur „Fitzroy“ handeln. Einmal im Jahr – und das bereits seit zehn Jahren – feiert die Ideenschmiede aus Amsterdam mit ihren Kunden und dem Team ein großes Fest, das „Bash“ genannt wird. Es ist bereits zur Tradition geworden, dass während dieser Veranstaltung eine neue Fitzroy-Initiative ersonnen wird.
Das Ergebnis der „Bash 2017“ ist eine klassisch geformte, transparente „Buddel“ mit klaren Linien und bernsteinfarbenem Inhalt. Dominiert wird sie von einem großen Verschluss. Er thront als rötlich-weiß marmorierter Würfel auf dem Flaschenhals. Flasche und Verschluss haben es im wörtlichen Sinn in sich. Es handelt sich um „Fitzroy Navy Rum“, einen kräftigen Zuckerrohrschnaps. Die Flasche besteht aus recyceltem Glas von der niederländischen Nordseeküste. Für den Würfel gilt: „Ich sollte mal eine Cola-Flasche werden.“ Weil aber eine Lieferung rot-weißer Coca-Cola-Banderolen vom Frachtschiff „Red Cedar“ im Januar 2017 in der Nordsee über Bord ging, landeten die Etiketten samt unzähliger Plastikschalen als Müll an den Stränden der nordholländischen Inseln Texel, Vlieland und Terschelling, berichtete der TV-Anbieter „NOS“. Umweltaktivisten sammelten alles auf. Dann kam Fitzroy ins Spiel.
Kooperation mit erfahrenen Strandgutsammlern
Dort hatte man von der Strandverschmutzung gehört. Auf der Feier stellte man fest, dass es auf dem Markt bislang keine nachhaltige Rum-Marke gebe. Das sollte sich ändern. Mit dem Kooperationspartner „Jut een Product“ von Eric Klarenbeek, Maartje Dros und Jesse van Overmeeren bildete Fitzroy ein Start-up. Die drei Betreiber von „Jut een Product“ sind erfahrene Strandgutveredler. Sie ziehen mit einem speziellen Karren über die Strände Nordhollands und lesen angespültes Plastik auf, das sie schreddern und zu 3D-Druck-Filament weiterverarbeiten, um dann daraus auf einem 3D-Drucker neue Produkte herzustellen.
Mit diesem Erfahrungsschatz sammelte und reinigte „Jut een Product“ nun die Zuckerbrause-Banderolen. Der Flaschendeckel wurde allerdings nicht 3D-gedruckt. Mit anderem aufgesammelten Plastikmüll wurden die Coca-Cola-Etiketten eingeschmolzen und dann in einem kleinen niederländischen Handwerksbetrieb in Handarbeit in die kubische Form gepresst. Dadurch entstanden zahlreiche Einzelstücke, allesamt in unterschiedlichen Farbtönen und Mustern marmoriert und nicht reproduzierbar.
Beim flüssigen Inhalt des neuen Produktes vertraute Fitzroy auf das Rum-Import- und Handelshaus „E&A Scheer“ aus Amsterdam. Auch dieses Unternehmen fühlt sich nachhaltigen Unternehmenszielen verschrieben und hat diese in einem eigenen Ethikcode niedergelegt.
Kommunikationsdesign mit „German Design Award“ prämiert
Für die Kreativen bei Fitzroy ist der maritime Rum nach eigenen Angaben die gelungene Verbindung des Nachhaltigkeitsprinzips mit der eigenen Seefahrertradition. Dieser fühlt man sich seit jeher verbunden. Schließlich ist der Unternehmenssitz eine alte Segelschule, und der Firmenname erinnert an Robert FitzRoy, den Kapitän, der mit Charles Darwin auf Entdeckungstour über die Weltmeere ging.
Die gute Idee von Fitzroy hat Früchte getragen. Vertrieben wird der besondere Rum über einen speziellen Weinversand mit Webshop und drei Verkaufsstellen in Amsterdam. Die gelungene Schnapsidee ist sogar bis nach Deutschland gedrungen. „Fitzroy Navy Rum“ wurde in der Kategorie „Excellent Communications Design Packaging“ mit dem „German Design Award 2018“ des Rates für Formgebung ausgezeichnet.