SICK AG: 70 Jahre Fortschritt – vom Sensor zur Sensorintelligenz

Lichtvorhang an einer Maschine der Firma Weingarten.

Vor fast 70 Jahren wurde das Fundament geschaffen: Heute ist die SICK AG mit Stammsitz in Waldkirch ein global tätiges Unternehmen: ein Familienunternehmen und Technologiekonzern, der mit Tradition und Innovation den Kunden die bestmöglichen Lösungen anbietet.

Aus dem 1946 von Dr.-Ing. E. h. Erwin Sick gegründeten, im Breisgau nahe Freiburg ansässigen Unternehmen entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten ein global tätiger Anbieter intelligenter Sensoren und Lösungen für industrielle Automatisierungstechnologie. Die heutige SICK AG zählt zu den Technologie- und Marktführern und ist mit über 50 Tochtergesellschaften und Beteiligungen sowie zahlreichen Vertretungen rund um den Globus präsent.

RFID-Systeme ermöglichen die Identifikation ohne Sichtkontakt.

RFID-Systeme ermöglichen die Identifikation ohne Sichtkontakt.

Im Geschäftsjahr 2014 beschäftigte das Unternehmen rund 7.000 Mitarbeiter weltweit und erzielte einen Konzernumsatz von fast 1.100 Mio. Euro.Mit seinen Sensoren und Sensorlösungen schafft SICK heute für industrielle Anwendungen die perfekte Basis für sicheres und effizientes Steuern von Prozessen, für den Schutz von Menschen vor Unfällen und für die Vermeidung von Umweltschäden.

Vom Radiogerät zum Lichtvorhang

Kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begann die Geschichte der heutigen SICK AG. Schon 1945 wagte Erwin Sick den Sprung in die Selbstständigkeit. In einer Baracke in Vaterstetten bei München, wo er mit seiner Frau wohnte, verfolgte er beharrlich seine technologischen Entwicklungsziele zur Herstellung optisch-elektronischer Geräte. Den Lebensunterhalt seiner Familie finanzierte Erwin Sick mit selbst gefertigten Radios.

Mit der Lizenzierung durch die US-Behörden im September 1946 fing alles an: Am 26. September 1946 gründete Erwin Sick das Unternehmen. Er baute unter anderem Radioempfänger, verfolgte aber schon die Idee, optisch-elektronische Geräte für friedliche Zwecke zu nutzen.

Die Patenturkunde für die Erfindung des Lichtvorhangs.

Die Patenturkunde für die Erfindung des Lichtvorhangs.

In Verbindung mit präziser Optik und intelligenter Elektronik löst Licht eine Vielzahl von Aufgaben. Dieses Potenzial erkannte Erwin Sick schon früh. Die ersten Aufträge akquirierte er 1949 auf der nach langer Unterbrechung in Frankfurt stattfindenden „ACHEMA–Ausstellungstagung für chemisches Apparatewesen“.

Auf der „Deutschen Erfinder- und Neuheiten-Messe“, die im Juni 1951 in München stattfand, präsentierte SICK das erste aus Holz gefertigte Modell seines Lichtvorhangs und erhielt ein Diplom für „schöpferische Sonderleistung“. Am 20. Oktober erfolgte die Patentanmeldung des von Erwin Sick erfundenen Lichtvorhangs nach dem Autokollimationsprinzip.

Diese Anmeldung bedeutete den technischen Durchbruch und die Basis eines ganzen Geräteprogramms. Auf der „Zweiten Internationalen Werkzeugmaschinen-Ausstellung“ in Hannover 1952 zeigte SICK den ersten serienreifen Unfallschutzlichtvorhang. Die danach eingehenden Bestellungen ermöglichten die erste Serienproduktion und endlich auch den wirtschaftlichen Durchbruch des Unternehmens.

Von Bayern nach Baden-Württemberg

In den folgenden Jahren verbesserte sich die wirtschaftliche Lage von Erwin Sicks Unternehmen, das inzwischen zehn Angestellte beschäftigte, immer weiter. Ein von ihm entwickeltes Druckmarkensteuerungsgerät und der Lichtvorhang etablierten sich auf dem Markt.

Der Nahtaster NT1 ermöglichte bereits 1951 das optische Erkennen von Druckmarken zur Steuerung von Verpackungsvorgängen.

Der Nahtaster NT1 ermöglichte bereits 1951 das optische Erkennen von Druckmarken zur Steuerung von Verpackungsvorgängen.

Eine Messe in Brüssel brachte weitere Bestellungen für den Lichtvorhang. Da das Unternehmen expandierte, reichte die Baracke der Familie bald nicht mehr aus. 1954 bemühte sich Erwin Sick im Freistaat Bayern vergeblich um einen Aufbaukredit. Als Baden-Württemberg ihm diesen in Höhe von 25.000 DM gewährte, zog er von München ins badische Oberkirch um. Am neuen Standort produzierten die Mitarbeiter das Druckmarkensteuergerät und den Lichtvorhang in kleinen Serien. Neben deutschen Unternehmen wussten zu dieser Zeit auch Kunden aus Frankreich, Italien und der Schweiz die Produkte zu schätzen.

1956 zog die Firma Sick in dieses Gebäude in der südbadischen Stadt Waldkirch.

1956 zog die Firma Sick in dieses Gebäude in der südbadischen Stadt Waldkirch.

Schon zwei Jahre später, also 1956, zog das Unternehmen mit seinen 25 Mitarbeitern erneut um, diesmal nach Waldkirch. Im Oktober desselben Jahres wurde SICK das Patent für eine neuartige Reflexionslichtschranke erteilt, die später eines der umsatzstärksten Produkte des Unternehmens werden sollte. 1958 meldete Erwin Sick eine Vorrichtung zum Patent an, die zur Rauchüberwachung diente. Sie sollte dazu beitragen, gesundheitliche Schäden durch Rauch zu vermeiden. Dieses Gerät stellte den Ausgangspunkt für die Aktivitäten der Firma auf dem Gebiet der Umweltmesstechnik dar. Wie bereits in Sachen Lichtvorhang war SICK auch hier Vorreiter.

Firmengründer Dr.-Ing. E. h. Erwin Sick an seinem Schreibtisch.

Firmengründer Dr.-Ing. E. h. Erwin Sick an seinem Schreibtisch.

In den folgenden Jahren wuchs das Unternehmen weiter. Erwin Sick leitete das von ihm 1960 in München gegründete Institut für Automation, in dem neue Technologien entwickelt wurden. Der Betrieb in Waldkirch war für die Produktion zuständig. Im Rahmen der Feier zum 25-jährigen Bestehen des Unternehmens 1971, die in der Stadthalle Waldkirch stattfand, erhielt Erwin Sick das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. „Wir brauchen zweifellos nicht mehr, sondern bessere und sinnvolle Technik“, so Erwin Sick in seiner Rede.

Vom deutschen Mittelstand zum internationalen Konzern

Anfang der 1970er-Jahre begann das Unternehmen seine internationale Expansion, Tochtergesellschaften in Frankreich und den USA wurden gegründet. 1976 firmierte das bislang als Einzelfirma geführte Unternehmen in die Erwin Sick GmbH Optik-Elektronik um und investierte zehn Millionen DM in einen Neubau in der damaligen Sebastian-Kneipp-Straße in Waldkirch. Auf über 13.000 m2 fanden 1977 Verwaltung, Produktion und Sozialeinrichtungen Platz. Den Umzug stemmten die Mitarbeiter damals in Eigenregie – mit nur einer kurzen Unterbrechung der Produktion.

Die Fakultät für Maschinenwesen der Technischen Universität München verlieh Erwin Sick im November 1980 den Doktor-Ingenieur ehrenhalber in Anerkennung seines Beitrags „zur wissenschaftlichen und konstruktiven Entwicklung von optischen Geräten mit elektronischer Signalauswertung“. Über diese Auszeichnung freute sich Erwin Sick sehr, da er sich dieses Können ohne Universitätsstudium angeeignet hatte. Zwei Jahre später, im Dezember 1982, erhielt Erwin Sick zusätzlich die Diesel-Medaille in Gold „für seine vielfältigen Erfindungen in der Optoelektronik“.

Gisela Sick, SICK AG

Gisela Sick

Am 03. Dezember 1988 stirbt Dr. Erwin Sick im Alter von 79 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes. Unmittelbar nach dem Tod ihres Mannes schrieb Gisela Sick ein Telegramm an die Geschäftsführung und Mitarbeiter in Deutschland. Darin versicherte sie, dass sie das Lebenswerk fortführen werde: „Unter der bewährten und fachlich fundierten Leitung unserer Geschäftsführer sowie Ihrer tatkräftigen Mitarbeit wird es uns gemeinsam gelingen, das Unternehmen Erwin Sick GmbH weiter erfolgreich in die Zukunft zu führen.“ Bis zum heutigen Tag führt Gisela Sick das Unternehmen als Hauptgesellschafterin fort, inzwischen als Ehrenvorsitzende des Aufsichtsrats.

2009 erhielt Gisela Sick die Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg. In der Laudatio wurden ihre Treue zum Standort, ihr Mut und Weitblick bei der Weiterführung des Unternehmens und ihr Engagement für die Aus- und Weiterbildung gewürdigt. Gekrönt wurde diese Auszeichnung 2011 mit der Ernennung Gisela Sicks zur Ehrenbürgerin der Stadt Waldkirch. Mit dieser Auszeichnung wurden ihre herausragenden und bleibenden Verdienste für die Stadt gewürdigt.

SICK AG: Von der Neuausrichtung…

Im Rahmen der zunehmenden Globalisierung folgten Gründungen von Tochtergesellschaften in Spanien, Finnland und Singapur. Auch die Gründung der Erwin Sick Engineering GmbH mit Sitz in Dresden fällt in diese Zeit. Um mit den neuen Anforderungen Schritt zu halten und unter den veränderten Bedingungen weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, wurde die Erwin Sick GmbH 1996 in eine Aktiengesellschaft umfirmiert. Das nunmehr als SICK AG firmierende Unternehmen gab 1999 erstmalig Mitarbeiteraktien im In- und Ausland aus, ist aber bis heute nicht börsennotiert.

Die folgenden Jahre waren geprägt von technischen Innovationen, z. B. Hochgeschwindigkeits-2-D-Codelesern, dreidimensionalen Kamerasensoren und kamerabasierten Sicherheitssystemen, sowie dem Ausbau des Technologieportfolios durch die Übernahme von Unternehmen wie der Maihak AG sowie des Donaueschingener Drehgeberherstellers Stegmann.

Color Ranger E: Die Hochgeschwindigkeits-3D-Kamera mit leistungsstarker Farbverarbeitung kommt bei anspruchsvollen Applikationen zur Messung der 3D-Form, des Kontrasts, der Farbe und der Streuung zum Einsatz.

Color Ranger E: Die Hochgeschwindigkeits-3D-Kamera mit leistungsstarker Farbverarbeitung kommt bei anspruchsvollen Applikationen zur Messung der 3D-Form, des Kontrasts, der Farbe und der Streuung zum Einsatz.

Im Jahr 2002 feierte Gisela Sick ihren 80. Geburtstag und wurde mit der Medaille für besondere Verdienste um die Wirtschaft des Landes Baden-Württemberg geehrt. Im gleichen Jahrwurde der Neubau des Logistikzentrums in Waldkirch eröffnet.

Zum 60. Firmenjubiläum 2006 waren weltweit über 4.000 Mitarbeiter im SICK Konzern tätig. Mit mehr als 40 Tochtergesellschaften und Beteiligungen ist SICK zu diesem Zeitpunkt in über 20 Ländern präsent. Die Sebastian-Kneipp-Straße wurde im Gedenken an den Firmengründer in Erwin-Sick-Straße umbenannt und Dr. Robert Bauer wurde Vorstandssprecher.

Dr. Robert Bauer, SICK AG

Dr. Robert Bauer

Dr. Robert Bauer startete 1994 als Entwicklungsleiter für die Automatisierung bei der SICK AG in Waldkirch. Im Jahr 2000 übernahm er die Position des Technologie-Vorstands und ist seit 2006 Vorstandsvorsitzender. Aus dem anfänglich kleinen Unternehmen ist ein Global Player geworden, der 2013 zum ersten Mal eine Milliarde Euro Umsatz erwirtschaftete.

…zum Ausblick

Seit 70 Jahren steht der Name SICK weltweit für innovative Produkte und Lösungen, die Maßstäbe in der Sensortechnologie setzen. Aus genialen Ideen und außergewöhnlichem Pioniergeist wurde Automatisierungstechnik, die die Welt verändert hat.

Vor zehn Jahren hat SICK seinen Unternehmensclaim mit „Sensor Intelligence“ auf die damals erst in Ansätzen erkennbaren Veränderungen in der Automatisierungswelt ausgerichtet. Dieser Claim formuliert seither die Fokussierung auf die technische Intelligenz weit über die reine Sensortechnik hinaus. Sensorintelligenz wurde bereits erfolgreich in der Automatisierungstechnik positioniert und ist nun ein wichtiger Bestandteil von Industrie 4.0.

Die Firmenzentrale der SICK AG in Waldkirch heute.

Die Firmenzentrale der SICK AG in Waldkirch heute.

Die Möglichkeiten, durch eine Vielzahl von Daten effizienter, flexibler, ressourcenschonender und mit höherer Qualität produzieren und liefern zu können, hängen schließlich entscheidend von der Zuverlässigkeit und der Robustheit der Daten ab, die den Input vieler Prozessketten bilden. Dies ist der Ausgangspunkt, um überhaupt autonome Entscheidungen treffen zu können.„Ohne Sensorik keine transparente Auswertung der Daten“, könnte hierfür eine Kurzformel sein.

70 Jahre SICK bedeuten 70 Jahre Innovation in der Sensortechnologie. Mit neuen, intelligenten Sensoren wird SICK auch zukünftig Maßstäbe in der Sensorik setzen und die Erfolgsgeschichte auch in Zukunft weiter fortschreiben.