Sorgen der Verpackungsindustrie vor Trumps Zoll-Plänen

Die Verpackungsindustrie, insbesondere der Verpackungsmaschinenbau, blickt mit großer Besorgnis auf die von US-Präsident Donald Trump angekündigten Zölle. Diese Maßnahmen könnten die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen auf dem wichtigen US-Markt erheblich beeinträchtigen und langfristig die Handelsbeziehungen zwischen den USA und der EU belasten.

Im Folgenden die aktuellen Meldungen zu den Entwicklungen rund um die angekündigten US Zölle

07.APRIL - 13.05 Uhr

IPV: Diskriminierende Angriffe auf die Lieferketten

Karsten Hunger, Geschäftsführer des Industrieverbands Papier- und Folienverpackung e.V. sagt uns:  

„Als Industrieverband Papier- und Folienverpackung lehnen wir jegliche diskriminierende Angriffe auf die Lieferketten ab. Wir sprechen uns klar für den freien Handel aus! Die direkten Auswirkungen der angekündigten Zölle mögen für die Verpackungsindustrie aufgrund des anteilsmäßig niedrigen Volumens zwar begrenzt sein, weit problematischer sind jedoch die negativen Auswirkungen auf die globalen Lieferketten und die Weltwirtschaft.

Die Pandemie sowie der weiter wütende Krieg in der Ukraine haben doch erst kürzlich gezeigt, dass Wohlstand und Stabilität auf eine weltweite Zusammenarbeit basieren. Wir haben es hier mit einer fragilen Struktur zu tun. Und wir blicken immer noch auf eine höchstempfindliche konjunkturelle Lage in Deutschland. Hier ist Vorsicht geboten. Für diese kann die „Deal-Politik“ von Trump Gift sein.“

07.APRIL - 13.00 Uhr

ifo: Deutschlands Wirtschaftswachstum unter Null?

20 Prozent Zölle auf fast alle Waren aus der EU: Die von US-Präsident Trump erhobenen Zölle könnten vor allem die deutsche Wirtschaft massiv schädigen. Nach ersten Berechnungen des ifo Instituts würden die neuen Zölle das BIP in diesem Jahr um 0,3 Prozent reduzieren. Einige Schlüsselbranchen wie Auto und Maschinenbau wären besonders stark betroffen. „Da Deutschlands Wirtschaft bereits stagniert, ist es möglich, dass die US-Zölle das Wirtschaftswachstum in Deutschland unter die Nulllinie drücken“, sagt ifo-Präsident Clemens Fuest. 

Die deutsche Wirtschaft leidet nach Ansicht der ifo Experten dreifach: Erstens, weil Deutschland weniger in die USA exportieren kann. Zweitens, weil Deutschland aufgrund der geringeren Wettbewerbsfähigkeit Chinas weniger nach China exportieren kann. Drittens, weil Länder wie China dann stärker auf andere Exportmärkte ausweichen müssen und damit deutsche Unternehmen zusätzlich unter Druck setzen werden.

„Die Zolldifferenz zwischen den USA und der EU beträgt durchschnittlich nur 0,5 Prozentpunkte. Dass gegenüber der EU dennoch zusätzliche Zölle in Höhe von 20% verhängt wurden, zeigt, dass die US-Regierung das Niveau gegenseitiger Zölle willkürlich festgelegt hat und dabei auch handelsfremde Aspekte wie Mehrwertsteuersätze miteinbezogen hat“, sagt ifo Außenhandelsexpertin Lisandra Flach. „Da eine solche Interpretation von Reziprozität von nur wenigen Handelspartnern weltweit geteilt wird, macht das bilaterale Verhandlungen mit der US-Regierung schwierig“, so Flach.

Vorbereitung auf Handelsprobleme schon frühzeitig gefordert

Schon im November hatten Experten des ifo Instituts auf die möglichen wirtschaftlichen Probleme hingewiesen, die durch die Wahl von Donald Trump entstehen könnten. Das ifo Institut warnte davor, dass Trumps protektionistische Agenda mit höheren Importzöllen und stärkeren Beschränkungen des internationalen Handels Deutschland und die Europäische Union vor erhebliche Probleme stellen würde.

Clemens Fuest ifo Präsident

„Wenn die USA bei den angekündigten Zöllen bleiben, ist das der größte Angriff auf den Freihandel seit dem 2. Weltkrieg.“

07.APRIL - 12.45 Uhr

IW: Handelskrieg würde Deutschland stark treffen

Ein Handelskrieg würde Deutschland schwer treffen, zeigen auch die Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Eine IW-Schätzung, die die neuen Zusatzzölle für die wichtigsten US-Handelspartner im Modell von Oxford Economics simuliert, zeigt: Der kumulierte wirtschaftliche Schaden für die Bundesrepublik könnte über die vierjährige Amtszeit Trumps rund 200 Milliarden Euro betragen, für die EU etwa 750 Milliarden Euro. Das deutsche BIP läge im Jahr 2028 um etwa anderthalb Prozent niedriger als ohne Zölle. Die EU sollte besonnen reagieren – aber mit der nötigen Härte, so das IW. 

07.APRIL - 12.30 Uhr

VDMA: Zölle richten auf beiden Seiten des Atlantiks schwere Schäden an

Zu den von US-Präsident Trump angekündigten pauschalen Strafzöllen äußerte sich auch VDMA-Präsident Bertram Kawlath: „Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten pauschalen Strafzölle von 20 Prozent auf alle Produkte aus der EU richten auf beiden Seiten des Atlantiks Schaden an. Durch Strafzölle werden bilaterale Handelsprobleme nicht gelöst, sondern sie führen zu einer Spirale der Abschottung. Denn die EU wird wohl mit Gegenzöllen auf die US-Zölle reagieren.” Rund 60 Prozent der VDMA-Mitglieder haben in einer Umfrage bestätigt, dass sie sehr stark oder stark von den US-Strafzöllen betroffen sind. Die genauen Auswirkungen auf den Maschinen- und Anlagenbau sind aber derzeit nicht abschätzbar, so der Verband. Kawlath: “Zölle zwischen der EU und den USA sollten nicht aufgebaut, sondern abgeschafft werden. Denn sie schaden Produzenten und Konsumenten in beiden Regionen.”

HINTERGRUND

USA sind wichtiger Abnehmer für deutsche Maschinen

Die USA sind ein zentraler Absatzmarkt für deutsche Verpackungsmaschinen. Markus Rustler, geschäftsführender Gesellschafter des Dresdner Unternehmens Theegarten-Pactec, betonte in einem Interview mit Deutschlandfunk Nova, dass rund 20 Prozent des Umsatzes seines Unternehmens aus Geschäften in den USA stammen. „Export ist für uns wesentlich. Aktuell werden 20 Prozent vom Umsatz in den USA erzielt“, erklärte Rustler. Die starke Nachfrage aus den Vereinigten Staaten ist unter anderem darauf zurückzuführen, dass die Süßwarenproduktion zunehmend in die USA zurückverlegt wurde.

Die Zahlen verdeutlichen die Abhängigkeit der Branche: Wie packaging journal vergangenen Sommer berichtete,  exportierte der deutsche Verpackungsmaschinenbau 2023  mehr als 90 Prozent seiner Produkte ins Ausland, wobei die USA einer der größten Märkte sind. Diese enge Verbindung macht die Branche besonders anfällig für Handelsbarrieren wie Zölle.

Auswirkungen der Zölle auf die Verpackungsindustrie

Donald Trump hat kürzlich einen Basiszoll von 10 Prozent auf alle importierten Waren sowie zusätzliche Strafzölle von 20 Prozent auf Produkte aus der EU angekündigt. Diese Maßnahmen könnten dazu führen, dass europäische Maschinen in den USA deutlich teurer werden. Markus Rustler erklärte, dass sein Unternehmen nicht über die Gewinnspanne verfüge, um diese Preissteigerungen auszugleichen: „Sonst müssten wir mit Verlust in die USA verkaufen.“ Die Folge sei, dass Kunden ihre Projekte neu kalkulieren müssten und geplante Investitionen möglicherweise nicht mehr umsetzbar seien.

Besonders betroffen sind Ersatzteile, die häufig aus Stahl und Aluminium gefertigt werden und bereits unter bestehende Zölle fallen. Dies verteuert die Wartung und Instandhaltung für US-Kunden erheblich. Rustler warnte zudem davor, dass es in den USA keine vergleichbaren Wettbewerber gebe, auf die Kunden ausweichen könnten: „Die kommen in der Regel aus Europa. Folglich wird das unsere US-Kunden auf der gesamten Bandbreite treffen“.

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