Um weiterhin auf höchstem Niveau Getränke herstellen und abfüllen zu können, wird bei Nordbräu in Ingolstadt kontinuierlich in neue Technik investiert. Jüngst wurde ein kombinierter Entschrauber/Entkorker vom Typ „KM 790/6K“ angeschafft. Lieferant war der Spezialist Rink GmbH & Co.KG aus dem Siegerländer Kreuztal.
Seit dem Jahr 1693 steht auf dem ehemaligen Gelände des Jesuitenordens in Oberhaunstadt, an dem das familiengeführte Traditionsunternehmen Nordbräu heute zu Hause ist, eine Brauerei. Im Jahr 1822 pachtete Simon Wittmann das Gelände der Brauerei vom Jesuitenorden. Nach kurzer Zeit war das Bier bekannt für seinen ausgezeichneten Geschmack – der Verkauf lief gut, sodass Wittmann schon bald das Gut aufkaufen konnte und damit den Grundstein für eine der bedeutendsten Privatbrauereien in Bayern legte. Die Biere wurden damals wie heute nach den Originalrezepten des Unternehmensgründers und natürlich nach dem bayerischen Reinheitsgebot gebraut – was nicht bedeutet, dass nicht im Laufe der Jahre zahlreiche Innovationen Einzug hielten.
Zeitgemäße Strategie
Moderne Produktionsanlagen, neue Brautechniken und eine zeitgemäße Nachhaltigkeitsstrategie machten aus dem Traditionsbetrieb zugleich ein innovatives, zukunftsweisendes Unternehmen. Geführt wird es heute in sechster Generation von Inhaberin und Geschäftsführerin Eva Wittmann-Ott. Mit ihr steht erstmals eine Frau an der Spitze der Privatbrauerei.
Die erfahrenen Braumeister und Brauer vertrauen seit Jahrhunderten auf altbewährte Quellen und Zutaten. Das Wasser stammt aus dem hauseigenen, artesischen Mineralbrunnen und die Zutaten aus regionalem, kontrolliertem Vertragsanbau des Umlands. In diesem Jahr werden rund 110.000 Hektoliter Bier sowie mehr als doppelte Menge an alkoholfreien Getränken abgefüllt und im Radius von fast 100 Kilometern rund um Ingolstadt verkauft.
Große Flaschenvielfalt
Eingesetzt werden für die Getränke zahlreiche verschiedene Mehrwegglasflaschen: braune 0,5-Liter-NRW mit Kronenkorken, weiße 0,5-Liter-NRW mit Schraubverschluss, braune 0,5-Liter-Euro mit Kronenkorken, grüne, weiße und braune 0,33-Liter-Ale mit Kronenkorken sowie 0,7-Liter-GdB-Perlglas und auch -Gourmetflaschen, beide mit Schraubverschluss.
„Wir füllen in unseren Spitzenzeiten 36.000 Flaschen stündlich und das im Zweischichtbetrieb an fünf Tagen in der Woche. Da brauchen wir sehr zuverlässige Maschinen“, berichtet Günter Meyer.
Er arbeitet seit 1988 bei Nordbräu und ist heute verantwortlich für die Technikinstandhaltung. „Wir setzen bei uns seit 1986 auf Abschrauber und Entkorker von Rink und waren mit den Maschinen immer sehr zufrieden. Aus meiner Sicht gibt es auf dem Markt auch keinen anderen Hersteller, der diese Qualität und Geschwindigkeit bietet“, unterstreicht Meyer.
Entschrauben, entkorken und Halshülsen entfernen
Vor genau 50 Jahren gründete Wilhelm Rink sein Unternehmen in Kreuztal-Littfeld. Er baute zunächst Entkorkungsmaschinen für Brauereien. 1973, fünf Jahre später, kam der erste Kastenentschrauber hinzu. Heute ist das von Dr. Michael Bäcker geführte Unternehmen mit seinen 30 Mitarbeitern Weltmarktführer bei Maschinen zum Entfernen von Flaschenverschlüssen aller Art. Der Exportanteil liegt bei deutlich über 40 Prozent.
„Wir verschließen auch Flaschen in kleinen Wein- und Spirituosenbetrieben. Unsere Entkorker und Abschrauber kommen hingegen bei mehr als 1.000 Kunden weltweit in allen Unternehmensgrößen zum Einsatz“, berichtet Bäcker.
Seit einigen Jahren bietet Rink auch Sonderlösungen an, etwa das Entleeren von Flaschen und Dosen. Immer stärker nachgefragt werden auch die Maschinen zum Entfernen von Halshülsen, die nach dem Öffnen an der Flasche verbleiben. Für dieses geniale Verfahren hat man bei Rink nicht nur ein Patent, sondern erhielt auch den „Innovationspreis des Deutschen Weinbauverbandes“.
„Kopfgesteuerter“ Prozess
Bei dem kombinierten Entschrauber/Entkorker fahren immer sechs Kisten nach dem Entpalettieren, Vereinzeln und einer elektronischen Kastenkontrolle (die verhindert, dass Fremdkörper oder falschen Flaschen in den Kistengefachen stecken) in zwei Dreierblöcken in die Maschine bis zu einem mechanischen Anschlag ein. Von 40 bis zu 120 Flaschen (je nach Kiste und Flasche) können dann mit einem Hub schonend und zuverlässig vom Deckel befreit werden.
Bei den Schraubverschlüssen werden spezielle, von Rink entwickelte Entschrauberköpfe eingesetzt. Jeder Kopf ist mit einem Taststift ausgestattet, der erkennt, ob ein Verschluss auf der Flasche sitzt. Wo kein Verschluss ist, bleiben die Köpfe geöffnet – kein Flaschenkontakt bedeutet keine Beschädigung. Sollte sich trotz der vorhergehenden Kontrolle doch noch ein Fremdkörper in der Kiste befinden (etwa eine quer liegende Flasche oder Holz), bleibt der Kopf oben stehen. So gibt es weder Flaschenbruch noch Beschädigungen an der Maschine. Wird hingegen ein Verschluss korrekt ertastet, schließt sich der jeweilige Kopf: Es folgen ein leichtes Drehen und Abheben, und der Verschluss wird entfernt.
Sämtliche Verschlüsse werden anschließend auf ein breites, blaues Kunststoffband ausgespuckt, das zur Abholung der Verschlüsse immer kurzzeitig nach vorn fährt. Ein Gebläse befördert sie durch Edelstahlrohre sofort weg von der Maschine. Mit einem hellen, metallischen Klackern wandern sie über die Maschine durch die Rohre bis in einen zentralen Sammelcontainer und werden (selbstverständlich für Nordbräu) recycelt.
Schnelle Umstellung
„Wir versuchen möglichst immer den ganzen Tag nur eine Flaschensorte ohne Wechsel abzufüllen. Oft sind es bei unserer Hauptsorte, der weißen 0,5-Liter-NRW-Schraubflasche, sogar zwei, drei Tage am Stück. Daher war für uns der schnelle Wechsel zwischen Abschraub- und Entkork-Kopf nicht so ausschlaggebend. Aber es passiert schon mal, dass wir rasch umstellen müssen – und dann geht das bei dieser Maschine sehr flott“, berichtet Meyer.
Auf Knopfdruck am Bedientableau fahren die Köpfe hoch und werden auf einen weiteren Tastendruck von sämtlichen Halterungen und Elektrikverbindungen gelöst. „Maximal zehn Minuten benötigen wir für den Umbau – schneller geht‘s kaum“, betont Meyer. Während beim Entschrauben sechs Köpfe eingesetzt werden, genügen beim schnelleren Entkorken zwei Köpfe.
Hoch effizient
Bis zu 52.000 Flaschen könnten so in der Stunde abgeschraubt, bis zu 42.000 Flaschen entkorkt werden, bevor sie weiter in Richtung Auspacker und Waschmaschine fahren. Eine der vielen Spezialitäten der „KM 790/6K“ ist der elektrische Haubenantrieb mit Servomotoren.
„Die Kunden wollten aus Hygienegründen keine Hydrauliktanks mehr, wir wollten aufgrund der Kosten für Druckluft keine pneumatischen Antriebe. Also entwickelten wir Maschinen mit Elektromotoren von SEW“, berichtet Rink-Geschäftsführer Bäcker. Diese Servoantriebe sind nicht nur besonders präzise, sondern auch sehr ressourcen-effizient und verbrauchen deutlich weniger Energie als hydraulische Antriebe.
Immer erreichbar
Günter Meyer ist aber nicht nur von der zuverlässigen Arbeitsweise der Rink-Maschine überzeugt, auch das gesamte Handling des Auftrags beeindruckte ihn. „Rink hatte die Maschine im eigenen Werk so gut vorbereitet, die war im Prinzip zu 98 Prozent so konfiguriert, wie wir es wollten. Daher ging auch die Installation unheimlich flott und völlig problemlos über die Bühne“, erinnert er sich.
Weil es in den ersten Tagen, wie bei jeder neuen Maschine, ein paar Mal hakte, musste sich Meyer an einen Rink-Techniker im Siegerland wenden. „Da war immer sofort ein Servicetechniker verfügbar für uns und hat uns perfekt geholfen. Über den Tele-Service können die sich auch selbst immer in die Maschine einklinken und sehen, ob alles glatt läuft. Wir sind mit der Maschine und dem Service von Rink also wirklich sehr zufrieden.“
In diesem Jahr gibt es bei Nordbräu viel zu feiern: Seit genau 325 Jahren gibt es die Braustätte im Ortsteil Oberhaunstadt, seit 25 Jahren werden alkoholfreie Spezialitäten der „JesuitenQuelle“ produziert. Bei den Bieren gab es wieder einmal drei goldene DLG-Medaillen: für Hell, das alkoholfreie 93er sowie das Privat Pilsener.