Dr. Marietta Ulrich-Horn, Geschäftsführerin und Leiterin der F&E-Abteilung der SECURIKETT® Ulrich und Horn GmbH, Münchendorf (Österreich), sieht im Manipulationsschutz die zentrale Herausforderung des Produktschutzes. Ohne einen Hinweis auf Erstöffnung wird jegliche Art von Authentifizierungsmerkmal sinnlos. Das Unternehmen hat ein All-in-one-Etikett entwickelt, das die gängigsten Technologien vereint.
Ein Etikett, das ohne es zu zerstören abgelöst werden kann, um es auf einer anderen Verpackung wiederzuverwenden, schützt den Inhalt der Verpackung nicht. Wird das abgelöste Etikett auf einem gefälschten Produkt wiederverwendet, wird die Fälschung irrtümlich für ein Original gehalten.
Für den Manipulationsschutz ist eine ständige Weiterentwicklung unumgänglich, um den Fälschern immer einen Schritt voraus zu sein. Für risikoreiche Märkte und Produkte empfiehlt Dr. Marietta Ulrich-Horn die proprietäre VOID-Technologie. Diese trennt beim Abziehen eines Etiketts mehrere Farbschichten, wodurch eine vorher nicht erkennbare Schrift oder ein Muster erscheint. Der VOID-Effekt kann auch durch Hitze oder Flüssigkeit ausgelöst werden.
Auf der Basis einer ausreichenden Manipulationssicherheit, werden weitere Merkmale zur Authentifizierung eingesetzt. Die Risikobewertung gibt Aufschluss über das benötigte Maß an Komplexität der Authentifizierungsmerkmale, von offen (Hologramme/DOVIDS) über verdeckt (Mikrotext, Sicherheitstinten) bis hin zu forensisch (Taggants/chemische Marker).
Immer öfter werden auch Codes als digitales Sicherheitsmerkmal eingesetzt. Codes können sichtbar am Etikett oder abgedeckt gedruckt werden, sodass sie erst nach Abziehen einer Abdeckschicht freiliegen. Eine sehr komplizierte Konstruktion bietet das von SECURIKETT® entwickelte Vienna-VOID. Es kombiniert zwei VOID-Effekte (Farbumschläge) zum Öffnungsnachweis auf unterschiedlichen Ebenen. Ein Sicherheitscode kann in der oberen Ebene manipulationssicher abgedeckt werden. Gleichzeitig wird ein weiterer VOID-Effekt ausgelöst, wenn nicht nur die Codeabdeckung sondern das ganze Etikett abgezogen oder manipuliert wird. Derzeit läuft ein Pilotprojekt, bei dem das Vienna- VOID für High-End-Spirituosen auf dem chinesischen Markt eingesetzt wird.
Authentifizierung wird zunehmend digital unterstützt – durch Produktidentitätscodes
Der digitale Produktschutz ermöglicht es auf diese Art, jedes einzelne Produkt auf „Item“-Ebene zu identifizieren und nachzuverfolgen. Voraussetzung hierfür sind die garantierte Einzigartigkeit der Codes und ein entsprechendes Datenmanagement. Die Internetplattform CODIKETT® von SECURIKETT® stellt dazu die Generierung eindeutiger Codes zur Verfügung, ebenso wie die Verifikation per Smartphone und ein umfangreiches Anwendungsportfolio für den Markeninhaber.
Durch Track & Trace in der gesamten Lieferkette werden die tatsächlichen Distributionswege offengelegt. Aktuelle Schwachstellen, wie das Einschleusen gefälschter Produkte in die Vertriebswege oder Grauhandel, werden aufgedeckt. Die Datenanalyse sämtlicher Produktbewegungen liefert auch wertvolle Marktdaten für die Bereiche Vertrieb, Supply Chain und Marketing. Bereits niedrige Scanraten von ein bis fünf Prozent aller Produkte sind ausreichend, um Produktpiraterie aufzudecken. Aber wer scannt nun die Codes um die nötigen Daten zu liefern?
Im ersten Schritt werden die Codes beim Hersteller vor dem Versand aktiviert, um ihnen die entsprechenden Informationen zuzuordnen (Produktinformationen, Zielmarkt, Distributor etc.). Distributoren zum Scannen zu animieren ist für die Markenhersteller relativ einfach, da sie diese über die Händlerverträge dazu verpflichten können. Distributoren mit einer „weißen Weste“ sind zudem selbst daran interessiert, ihre korrekten Distributionswege offenzulegen. Zusätzlich kann ein Markenhersteller „Inspektoren“ ausschicken, um Produkte am Markt zu scannen und gezielt Daten zu sammeln.
Endkunden gegenüber muss der Mehrwert besonders vermittelt werden. Markenhersteller sollten ihre Produktschutzmaßnahmen entsprechend kommunizieren und darauf hinweisen, dass der Code wertvolle Informationen für den Kunden enthält. Wird der Code mit dem Handy gescannt, erscheint eine Antwortseite, welche in erster Linie Auskunft zur Originalität des Produkts liefert. Zusätzlicher produktspezifischer Content, Bilder oder Videos können integriert werden. Das Scannen der Codes soll vom Kunden als positiv empfunden werden und ein Gefühl von Sicherheit und Mehrwert schaffen.
„Interoperabilität ist ein Kernkonzept im Zeitalter Industrie 4.0. Wir müssen offen sein für das Zusammenspiel unterschiedlicher Systeme und Medien“, erläutert Frau Dr. Marietta Ulrich-Horn den strategischen Hintergrund der neuesten Produktinnovation.
Plug & Play mit Informationsträgern wie QR-Code, RFID oder NFC
Wichtig ist es, den Zugriff zu den Codeinformationen so einfach wie möglich zu gestalten. Neue Technologien wie NFC oder RFID tragen zur Benutzerfreundlichkeit beim Scannen bei.
Unterschiedliche Usergruppen benötigen nicht nur unterschiedliche Informationen, sie verwenden oft auch unterschiedliche Geräte, um Codes zu scannen. Interessant an UHF-RFID ist der Zugriff auf das EPC Memory und die Möglichkeit des Bulk-Lesens bei einer Radiofrequenz von 850 bis 950 MHz. Es erleichtert vor allem das Handling im Bereich Logistik, Verpackungsaggregation und rollender Inventur. Um die Benutzerfreundlichkeit in der Kommunikation mit Konsumenten oder die Produktauthentifizierung zu erleichtern, wird eher der gedruckte QR-Code oder der NFC-Chip (13,56 MHz) verwendet. Dieser ist bereits für viele Smartphones freigeschaltet.
Risikomanagement ist ein wesentlicher Bestandteil jedes Unternehmens. Um Risiken im Hinblick auf Manipulation, Fälschung, Piraterie und Graumarkt in den unterschiedlichen Märkten zu bewerten, bietet der Standard ISO22380 über „general principles for product fraud risk and countermeasures“ ein gutes Rüstzeug. Dieser wird noch 2018 veröffentlicht und ist anschließend bei der ISO zu erwerben.
Die im Standard enthaltene Grafik zeigt auf, dass der Markenhersteller nur im Bereich „guardianship“ eingreifen kann. Wirksame Schutzmaßnahmen, um Produktfälschungen zu verhindern, sind gefragt.
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