Für hochwertiges Rezyklat ist die richtige Zuordnung der Materialien in der Sortieranlage eine wichtige Voraussetzung. Eine Studie hat nun verschiedene innovative Identifikationsverfahren für Kunststoffverpackungen evaluiert.Â
“Für den Wiedereinsatz gebrauchter Kunststoffverpackungen spielen innovative Sortiertechnologien eine zentrale Rolle. Deren vermehrter Einsatz könnte zu einer höheren Recyclingqualität sowie Menge an Rezyklaten führen und damit negative Umweltauswirkungen verringern.“
Diana Uschkoreit, Geschäftsführerin bei BellandVision
Uschkoreit leitet das Fachpaket „Technologie und Recyclingfähigkeit“ des Forum Rezyklat, das eine Vergleichsstudie von Identifikationstechnologien für Leichtverpackungen (LVP) beauftragt hat – mit dem Ziel, auf Basis einer neutralen Gegenüberstellung, eine Vergleichbarkeit zu schaffen und somit Herstellern, Sortieranlagenbetreibenden Investitionsentscheidungen zu erleichtern und politischen Entscheidungsträgern wichtige Informationen für kommende Gesetzgebungsverfahren zu liefern.Â
Laut Expertinnen und Experten der Kreislaufwirtschaft können mittels innovativer Verfahren, wie digitaler Wasserzeichen, fluoreszierender Marker oder Bilderkennung in Kombination mit künstlicher Intelligenz, gebrauchte Verpackungen aus Kunststoff oder Papierverbund besser identifiziert, sortiert, verwertet werden. Das schaffe eine grundlegende Voraussetzung für hochwertiges Recyclingmaterial.
Mit der Technischen Universität Hamburg, der Hochschule Pforzheim und der Montanuniversität Leoben wurde ein Forschungskonsortium ins Leben gerufen, das relevante Technologie-Anbieter identifiziert und deren Verfahren als neutrale Instanz bewertet hat. Im Rahmen der Studie vergleichen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hierfür neue Identifikationstechnologien als Ergänzung zu der aktuell in deutschen LVP-Sortieranlagen eingebauten Nahinfrarot-Technologie (NIR). Bei der Erstellung eines Stärken-Schwächen-Profils spielen unter anderem Kriterien wie die technische Reife, Anzahl möglicher Trennmerkmale sowie die voraussichtlichen Kosten eine wichtige Rolle.
Interesse an neuen Methoden und Techniken
Die Studie basiert auf einer Literaturrecherche sowie auf Erfahrungswerten aus der Praxis in Deutschland. Den Ergebnissen liegen zudem eine Befragung von Expertinnen und Experten der Recyclingwirtschaft, der Technologieanbieter und Erkenntnisse aus vorangegangenen Forschungsprojekten der Projektteilnehmenden zugrunde.
„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass ein erhebliches Interesse besteht, die Technologie in den Sortieranlagen weiterzuentwickeln und zu verbessern“, so Uschkoreit. Fast ein Drittel der befragten Sortieranlagen und damit 39 Prozent der Gesamtkapazität in Deutschland, verfolgt neue technologische Entwicklungen aufmerksam und hat Interesse an der Nachrüstung der eigenen Anlagen geäußert. Andere sind sich noch unsicher, auf welche Identifikationsverfahren künftig gesetzt werden soll. Sie brauchen eine neutrale Gegenüberstellung, um für ihren Anwendungsfall richtige Entscheidungen treffen zu können.
Laut der Untersuchung wurden im Jahr 2022 in Deutschland insgesamt 39 LVP-Sortieranlagen betrieben, die eine Gesamtsortierkapazität von 3,3 Millionen Tonnen pro Jahr hatten. Größere Anlagen generieren dabei in der Regel mehr verschiedene Sortierfraktionen als die Betreiber kleinerer Anlagen. Eine zentrale Rolle bei der Erweiterung der Anlagen in Sachen neuer Technologien spielt die begrenzt verfügbare Fläche vor Ort. Einige Anlagen konnten bereits innovative Sortiertechnologien für bestimmte Kunststofffraktionen installieren.Â
Abschließend empfiehlt die Studie, großtechnische Tests unter realen Bedingungen in Form einer Folgestudie durchzuführen, um die unterschiedlichen innovativen Sortiertechnologien unter identischen Testbedingungen gegenüberzustellen. Im Rahmen der vorliegenden theoretischen Studie, ist es zum Beispiel aufgrund der unterschiedlichen Reifegrade oder Datengrundlage schwierig, die Leistungsfähigkeit der Technologien miteinander zu vergleichen. Es sollen zudem Bewertungen der neuen Verfahren hinsichtlich der Rezyklatqualität erfolgen. Des Weiteren sollten Materialflussanalysen und Lebenszyklusbewertungen erstellt werden, um die positiven Umweltauswirkungen zu belegen und alle Interessengruppen zu überzeugen.
Quelle:Â Forum Rezyklat
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