Von Verpackungen und einem Verband für den Faserguss

Mit seinen Nachoschalen reduziert Papacks den Kunststoffabfall im Kölner Kino Cinedom.
Mit seinen Nachoschalen reduziert Papacks den Kunststoffabfall im Kölner Kino Cinedom. (Bild: Papacks)

Es ist keine neue Technologie und die meisten halten sie beim Kauf des Frühstücks in der Hand – die Verpackungaus Faserguss. Auf der Suche nach nachhaltigen Verpackungsalternativen erfährt das Verfahren aktuell eine erhöhte Nachfrage. Seit 2011 ist auch der Faserguss-Experte Papacks dabei. Anders als die Wettbewerber nutzt das Unternehmen aber keine Recyclingfasern, sondern Frischfasern aus Baum- und Hanfanbau.

Im Innovation Hub in Köln nimmt Gründer Tahsin Dag Kunden und solche, die es noch werden wollen, mit auf eineReise. Im Konferenzraum steht ein wahrer Schatz: eine Flasche für Scheuermilch – bestehend aus Fasern und mehr als 100 Jahre alt. Für eine Verpackung, die wir heute aus Materialien wie Kunststoff und Glas kennen, gab esbereits in der Vergangenheit eine andere Lösung.

Bereits in den 1930ern gab es Flaschen aus Faserbasis. In Vergessenheit geraten, erlebt die Papierflasche aktuell ein Come-back und auch Papacks arbeitet an Faserguss-Flaschen und organischen verschlüssen.
Bereits in den 1930ern gab es Flaschen aus Faserbasis. In Vergessenheit geraten, erlebt die Papierflasche aktuell ein Come-back und auch Papacks arbeitet an Faserguss-Flaschen und organischen verschlüssen. (Bild: packaging journal)

Heute arbeitet die Branche wieder daran Flaschen aus faserbasiertem Material auf den Markt zu bringen. Auch Tahsin Dag und Papacks zählen dazu und arbeiten besonders an organischen Barrieren und Verschlüssen, mit dem Ziel, vollständig auf Kunststoff verzichten zu können. Solche “Hybride” bestehen dann vollständig aus organischem Material und die Notwenigkeit solcher Lösungen ist bereits spürbar — die Fiber Bottles zählen zu den Bestsellern des Unternehmens und damit muss die Frage nach dem Verschluss ebenfalls gelöst werden.

Transportverpackungen als wichtiger Sektor

Verpackungen für die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie sind zwei wichtige Bereiche für denVerpackungshersteller. Aber auch im Bereich Transportverpackungen sieht Tahsin Dag großes Potential für Fasergusslösungen aus Hanf. Die Dicke der Verpackungen kann je nach Anwendung zwischen ein und sechs Millimeter betragen, was für eine hohe Stabilität sorgt. Zudem ist das Material leicht und somit eine gute Alternativezum bisher häufig genutzten expandierten Polystyrol (EPS).

Zuletzt erhielt Papacks zwei World Star Awards in den Kategorien Medizinische und pharmazeutische Produkte sowie Verpackungsmaterialien und Komponenten.
Zuletzt erhielt Papacks zwei World Star Awards in den Kategorien Medizinische und pharmazeutische Produkte sowie Verpackungsmaterialien und Komponenten. (Bild: Papacks)

In Europa ist Papacks einer von 40 Fasergussherstellen. Knapp 89 Prozent davon arbeiten mit Recyclingfasern.Papacks entschied sich für einen anderen Weg und setzt auf Frischfasern aus Hanf- und Baumfasern sowie anderenregionalen nachwachsenden Rohstoffen. Ähnlich wie die Technik an sich, ist auch der Hanf ein altbewährtes Material, das teilweise in Vergessenheit geraten ist. In den letzten Jahren erfreuen sich Verpackungen ausHanfpapier jedoch wachsender Beliebtheit und auch Tahsin Dag betont die Vorteile des schnellwachsenden Rohstoffs. Damit nutzt das Unternehmen außerdem eine Nische und generiert den Rohstoff aus Deutschland oderdem eigenen Anbau in der Ukraine.

Faserguss als wiedergefundene Technologie für Verpackungen

Dank des Aufschwungs von Verpackungen aus Faserguss können sich aktuell alle Unternehmen über eine gute Auftragslage freuen. Papacks ist besonders bei Blue Ship Companies mit einzelnen großen Projekten dabei und freutsich über das anhaltende Interesse. Herausforderungen entlang des Weges waren unter anderem die Entwicklung einer effektiven Barriere, aber auch die Etablierung von Regularien und Standards.

“Wenn sie Pionierarbeit leisten, Sachen erfinden, Maschinerie dafür aufsetzen, designen, forschen und alles zusammenbringen, dann dürfen Sie die Regularien nicht vergessen. Aber die gab es im Faserguss noch nicht und diemussten wir sehr mühselig und mit sehr viel Investitionen in grüne Technologien, in Labore, in neue Testmethoden erst mal darstellen. Denn man kommt aus der Plastikwelt und will etwas ersetzen. Aber wie soll das gehen? Und das warengroße Challenges: Datenblätter, Standards, die es im Faserguss noch nicht gab.“

Tahsin Dag

Gründer Tahsin Dag zeigt im Innovation Hub wie aus Wasser und Fasern neue, stabile Verpackungen für unterschiedliche Branchen entstehen.
Gründer Tahsin Dag zeigt im Innovation Hub wie aus Wasser und Fasern neue, stabile Verpackungen für unterschiedliche Branchen entstehen. (Bild: Papacks)

Nun eignen sich die Verpackungen für Produkte aus unterschiedlichen Branchen. Besonders relevant sind dabei die Bereiche Lebensmittel, Kosmetik, Pharma und Transport. Hier geht Papacks mit Refill- Caps auch beim Thema Mehrwegverpackungen mit. Langfristig kann mit einer hybriden Deckel- Lösung der Glas- oder Kunststoffbehälter sogar vollständig durch eine faserbasierte Lösung ersetzt werden. In einem Projekt mit dem Kölner Kino Cinedom wurden die Nachoschalen aus Kunststoff durch solche aus Faserguss ersetzt. Gerade zur Weihnachtszeit ist die Technik beliebt zur Herstellung kunststofffreier Inlays für Adventskalender.

Abfallprodukte werden zu neuen Rohstoffen

Auch wenn Papacks sich für Hanf als Material für seine Verpackungen entschieden hat, eignet sich Faserguss besonders, um Nebenprodukte oder Abfälle zu verwerten, die beispielweise in der Landwirtschaft immer anfallen. So kann das Rübenschnitzel, das am Ende der Zuckerherstellung übrigbleibt, einen weiteren Nutzen erfüllen undals Material dienen. Für Faserguss-Hersteller sind dies wichtige Rohstoffe, aus denen neue Verpackungen entstehen können.

“Diesen Rohstoff können wir mit unseren Technologien verarbeiten und die Faser zurückgewinnen. Daraus können wirje nach Produktanwendung die Fasern mit unseren organischen Beschichtungen präparieren und ein neues Produkt herstellen – eine Verpackung. Und das alles plastikfrei.“

Tahsin Dag

Nach Tests mit unterschiedlichen Materialien hat sich Papacks entschieden bei der Hanffaser zu bleiben und zum Anbau eine Fläche von 2.000 Hektar in der Ukraine erworben, auf denen der schnellwachsende Rohstoff angebaut wird.

Verband für den Faserguss in Europa

Um die Branche in Europa zusammenzubringen und eine gemeinsame Stimme zu haben, entstand nun auch ein Verband, in dem der Papacks-Gründer sich einsetzt. The European Molded Pulp Producer Association, (EMPPA), traf sich im Oktober 2022 zur ersten Sitzung in Berlin und nahm die Arbeit auf. Besonders stolz ist Tahsin Dag darauf, dass es gelungen ist die Branche zusammen an einen Tisch zu bringen:

“Die European Molded Pulp Producer Association ist der erste europäische Fasergussverband. Es gibt weltweit nurzwei und wir sind sehr stolz darauf jetzt einer davon zu sein, weil wir die ganze Industrie gebündelt haben. Wir wollen in das grüne Lobbying gehen, Recyclingsysteme hinterfragen und sehen, wie man Kreislaufwirtschaft nach vorne bringen kann.”

Mit dabei sind namenhafte Unternehmen und Persönlichkeiten. So bringt Fritz Rudolf Körper, ehemaliger Staatssekretär a.D. seine Erfahrungen aus 40 Jahren in der Politik als Geschäftsführer des Verbands mit. Franz Jäger von pulp-tec unterstützt die Tätigkeiten als Schatzmeister und bringt wie die anderen Mitglieder auseuropäischen Faserguss-Unternehmen sein Wissen über die Branche mit.

www.papacks.com

www.emppa.eu

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