GS1: Datengesteuerter Kreislauf von Verpackungsmaterialen

In der Übergangszeit können sich Unternehmen aus der Kunststoffindustrie mit den Leitlinien der Verbände auf die EU-Vorgaben einstellen.
(Bild: Shutterstock/RecycleMan)

Mehr Transparenz in der Kreislaufwirtschaft wird durch den standardisierten Austausch recyclingrelevanter Informationen möglich. GS1 Germany hat dazu eine kostenfreie Anwendungsempfehlung für das standardisierte Erfassen und strukturierte Austauschen dieser Daten veröffentlicht.

Woher kommen die Rohstoffe für die Verpackung? Wann und wo wurden sie zu welchen Materialien verarbeitet? Die neue Anwendungsempfehlung für das standardisierte Erfassen und strukturierte Austauschen recyclingrelevanter Daten unterstützt alle beteiligten Partner des Wertschöpfungskreislaufs von Kunststoffverpackungen dabei, Materialen exakt nachzuverfolgen und aufzubereiten, um sie für neue Waschmittelbeutel, Shampooflaschen und Co. wieder zu verwenden. So lassen sich Ressourcen schonen und Verpackungsmüll reduzieren.

Kunststoff ist ein zentraler Bestandteil der Wirtschaft und des täglichen Lebens, mit vielfältigen Vorteilen: Im Bereich der Verpackung trägt das Material zur Produktsicherheit bei und ermöglicht so beispielsweise die Reduzierung von Lebensmittelabfällen. Landen Kunststoffverpackungen jedoch nicht im Recycling, gehen wichtige Rohstoffe verloren, die wiederaufbereitet für neue Verpackungen zur Verfügung stünden. Shampooflaschen, Müslitüten und Co. haben oft eine komplexe Struktur aus verschiedenen Materialien. Damit Unternehmen diese im Wertschöpfungskreislauf erhalten können, benötigen sie Transparenz über Art, Herkunft und Verarbeitung der genutzten Rohstoffe. Genau diese Informationsbasis hilft, einerseits die gesetzlichen Anforderungen sowie Erwartungen von Verbraucherinnen und Verbrauchern in puncto Nachhaltigkeit erfüllen zu können und andererseits ein effizientes Recycling zur Gewinnung hochwertiger Rezyklate zu ermöglichen.

Gemeinsame Sprache für Rückverfolgbarkeit von Kunststoffen

Derzeit werden recyclingrelevante Informationen aus den Produktionsprozessen von Kunststoffen aber weder standardisiert erfasst noch strukturiert zur Verfügung gestellt. Um dies in Zukunft zu erleichtern und voranzutreiben, hat GS1 Germany in Zusammenarbeit mit Stakeholdern aus der Kunststoffbranche die Anwendungsempfehlung „Circular Plastics Traceability“ entwickelt.

“Um ein hochwertiges Recycling und einen nachhaltigen Rohstoffkreislauf von Kunststoffverpackungen zu fördern, sind Anstrengungen aller beteiligten Akteure erforderlich.“

Sarah Grede, Senior Manager Sustainability bei GS1 Germany

Ein gemeinsamer Datenrahmen ermöglicht es allen beteiligten Partnern, einheitliche Daten untereinander auszutauschen und die Rückverfolgbarkeit von Kunststoffen im Kreislaufsystem abzubilden. Das Dokument beschreibt die einzelnen Prozessschritte des Datenaustausches im Verpackungskreislauf und listet die recyclingrelevanten Informationen für den Datentransfer auf. Dabei handelt es sich um Attribute, die Einfluss auf die Erzeugung von hochqualitativen Rezyklaten oder deren Rückverfolgbarkeit in Verpackungskomponenten haben.

“Dies ist ein wichtiger Grundstein für das datenbasierte Management von Materialströmen. Als Entwicklungspartner und Anwender der neuen GS1 Germany Guideline bieten wir mit R-Cycle eine standardisierte IT-Infrastruktur für den Datenaustausch und die Transparenz entlang des gesamten Lebenszyklus von Kunststoffen an. Die Daten werden dabei gemäß der ‚Circular Plastics Traceability‘ Anwendungsempfehlung automatisiert gespeichert und können mit allen Teilnehmern der Wertschöpfungskette ausgetauscht werden.“

Benedikt Brenken, Direktor R-Cycle

Die Anwendungsempfehlung adressiert alle am Lebenszyklus von Kunststoffverpackungen beteiligten Akteure. Besonderes Augenmerk liegt auf den Prozessschritten von Maschinenherstellern sowie deren Kunden, insbesondere für Verpackungen von Konsumgütern. Das Dokument steht in englischer Sprache kostenfrei zum Download bereit.

Optimiertes Recycling durch Abbildung dynamischer Prozesse

Da beispielsweise die Herstellung von Kunststoffverpackungen einen dynamischen und sich ständig ändernden Einsatz von Rohstoffen und Rezyklaten mit sich bringt, empfehlen die Expertinnen und Experten, die zugrundeliegenden Geschäftsprozessschritte über den GS1 Schnittstellenstandard EPCIS (Electronic Product Code Information Services) zu erfassen. Im Vordergrund steht hierfür die Sammlung strukturierter Informationen durch Datenerfassungspunkte in Maschinen, die im Produktions- und Recyclingprozess von Kunststoffverpackungen eingesetzt werden. Sie sind die Grundlage für primäre Lebenszyklusdaten, die Hersteller für nachfolgende Geschäftsprozesse und Handelspartner benötigen. Es wurden sechs EPCIS-Ereignisse identifiziert, um mehr Transparenz entlang der physischen Materialflüsse von Kunststoffverpackungen zu schaffen. Das entsprechende Attribute-Set zielt darauf ab, die Rezyklatqualitäten und -mengen durch verbesserte Kenntnisse über die Zusammensetzung dieses Sekundärrohstoffes zu erhöhen.

Auf dieser Informationsbasis soll ein effizienteres und anwendungsorientiertes Recycling ermöglicht sowie die Mengenanteile von rezyklierten Inhalten in Kunststoffanwendungen verfolgt, optimiert und nachvollziehbar werden.

“Eine gemeinsame Geschäftssprache sowie strukturierte Daten zu Beginn der Verpackungslebenszyklen bringen auch den Geschäftspartnern in den späteren Lebenszyklusstadien Vorteile. Zudem können sie zur Einhaltung von Rechtsvorschriften beitragen.“

Thomas Walther, Leiter Application & Process Development beim Spritzgussmaschinenhersteller Arburg.

EPCIS ist zusammen mit dem dazugehörigen Datenstandard CBV (Core Business Vocabulary) der Kernstandard von GS1 zur Verbesserung der Transparenz in Unternehmen oder Wertschöpfungsnetzwerken. Vereinfacht ausgedrückt, bietet er eine gemeinsame Sprache für die Erfassung und den Austausch der so genannten EPCIS-Events, die Unternehmen Aufschluss über das Was, Wann, Wo, Warum und Wie von Objekten geben, die Geschäftsprozesse durchlaufen.

Quelle: GS1 Germany

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