Die Hochschule Hannover ist mit 9.600 Studierenden die zweitgrößte Hochschule der niedersächsischen Landeshauptstadt. Sie wurde 1971 als Fachhochschule mit sieben Fachbereichen gegründet. Seit 2011 trägt sie den Titel HS Hannover (HSH). Sie bietet gegenwärtig 39 Bachelor- und 18 Masterstudiengänge an, darunter die Spezialisierung Lebensmittelverpackung.
Die Lebensmittelindustrie verbraucht in unserem Land fast die Hälfte des Gesamtaufkommens an Verpackungen. Bereits 2007 signalisierte der verpackungsintensive Industriebereich einen großen Bedarf an gut ausgebildeten Fachleuten, deshalb wurde die Studienrichtung Lebensmittelverpackungstechnologie mit Bachelorabschluss in Niedersachsen eingerichtet.
Angesiedelt ist das Lehrgebiet an der Fakultät Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik, die mit 27 Prozent der Studierenden die größte Fakultät darstellt. Der Bachelorstudiengang wird mit dem B.Eng. als Lebensmittelverpackungstechnologe abgeschlossen und der Masterstudiengang (mit M.Eng.) auf dem Gebiet Milch- und Verpackungswirtschaft oder Nachwachsende Rohstoffe und Erneuerbare Energien.
Professur für Abfülltechnologie und -logistik
Besonders unterstützt wurde die Studienrichtung Lebensmittelverpackungstechnologie durch das Angebot des Unternehmens SIG Combibloc GmbH, eine Professur mit Schwerpunkt Abfülltechnologie und -logistik zu stiften. Diese wird seit 2008 von Prof. Weiß für das Bachelor- und Masterstudium erweitert auf alle maschinen- und anlagentechnischen Aspekte der Verpackung ausgefüllt. Dazu gehören auch aktuellste Themen wie Robotik und Simulation.
Professur für Verpackungswerkstoffe
Eine weitere neue Professur für Verpackungswerkstoffe und deren Herstellung wird von Prof. Brandt, einem anerkannten Experten der Kunststofftechnik wahrgenommen. Diese ist fokussiert auf Vorlesungen zur Werkstofftechnik sowie zu speziellen und innovativen Packstoffen und Packmitteln. Auch die Gebiete Lebensmitteltechnologie und Mikrobiologie sind mit Prof. Rademacher und Prof. Krömker äußerst kompetent besetzt.
Lebensmittel – Packmittel – Maschine
Die Lebensmittelverpackungstechnologie hat komplexe mikrobiologische, chemische und technische Aspekte. Diese werden aufbauend auf einem soliden Grundstudium sowohl im Bachelor- als auch Masterkurs an der HSH konsequent in Theorie und Praxis gelehrt, wobei der Schwerpunkt auf den Schnittstellen Lebensmittel – Packmittel – Maschine liegt.
Ausgerüstet mit solchen Kenntnissen sind die Studierenden in der Lage, die Symbiose aus Packgut und Packmittel zu gestalten und darauf aufbauend alle maschinellen Vorgänge des Verpackens (Formen, Füllen, Verschließen, Kennzeichnen) bis zum Anlagenlayout zu optimieren. Dies spiegelt sich in den Praktika der Studierenden im 3. und 6. Semester in den Bereichen Mikrobiologie, Abfülltechnologie, spezielle Packstoffe und Simulation wider.
Im 5., dem Auslands- und Praktikumssemester, werden praktische Erfahrungen in verschiedenen Unternehmen oder Hochschulen im Ausland gesammelt. Die Studierenden lernen, Projekte und Fragestellungen in der Industrie zu bearbeiten. Diese Erfahrungen können für das weitere Studium äußerst motivierend sein. Zusammen mit der Praxiserfahrung und dem vertiefend Erlernten im 6. Semester wird in der abschließenden Bachelorarbeit eine konkrete Fragestellung aus der Industrie bearbeitet. Das bietet sowohl dem jeweiligen Unternehmen als auch den Studierenden, die ihre Qualifikation erfolgreich unter Beweis stellen können, einen Mehrwert.
Um einem negativen Image der Verpackung entgegenzuwirken, beteiligen sich Studierende, Mitarbeiter und Professoren der Fachrichtung auch regelmäßig an Informationsveranstaltungen rund um das Studium, wie Schülermessen, der Ideen-Expo oder dem Zukunftstag. Dabei besteht die Gelegenheit, eigene Arbeiten zur Verbesserung der Wahrnehmung der Verpackung in der Öffentlichkeit zu präsentieren und typische Vorurteile, wie „…Verpackung ist doch nur Müll und macht die Umwelt kaputt…“, auszuräumen. Volle Hörsäle und motivierte junge Leute beweisen, dass die Lebensmittelverpackungstechnologie ein komplexes, spannendes Betätigungsfeld ist.
Schwerpunkte des Bachelorstudiengangs „Lebensmittelverpackungstechnologie“
Grundlagenfächer: Chemie, Mikrobiologie, Mathematik, Physik, Informatik, Betriebswirtschaft, Projektmanagement.
Pflicht- und wahlobligatorische Fächer:
– Verfahrenstechnik, Konstruktion, Design, Lebensmitteltechnologie, Lebensmittelrecht, Qualitätsmanagement,
– Werkstoffe, Packstoffe, Packmittel, Verpackungsprüfung, Verpackungsrecht,
– Abfülltechnologie, Verpackungsanlagen und Logistik, Verarbeitungs- und Maschinenfunktionen, Systemoptimierung und Simulation, Ultraschalltechnologien, Robotik, Lebensmittelanlagen,
– Laborpraktika: Chemie, Mikrobiologie, Packstoffprüfung, Abfülltechnologie
– Projektarbeit, Auslands- und Praxissemester, Soft Skills (Kommunikation, Fremdsprachen…).
Schwerpunkte des Masterstudiengangs „Milch- und Verpackungswirtschaft“
– Technische Mikrobiologie und Molekularbiologie, Innovative Verfahren der Lebensmittelverarbeitung, Spezielle Lebensmittelanalytik, Rheologie, Spezielle Molkereitechnologie,
– Systemoptimierung und Simulation II, Lebensmittelanlagen II, Innovative Verpackungstechnologie, Komplexe Anlagenplanung.
– Interdisziplinäre Projektarbeit, Controlling, Qualitätsmanagement, Risikomanagement, Absatzwirtschaft (Marketing, Vertriebsmanagement), Personalwirtschaft, Innovationsmanagement.
Inhalte der Praktika (Bachelor):
Abfülltechnologie:
– Ermittlung der Dosiergenauigkeit von Schütt- und pastösen Gütern hinsichtlich der Fertigpackungsverordnung,
– Füllstrahlanalyse bei der Flüssigabfüllung,
– Messung der Fließeigenschaften von Schüttgütern,
– Programmierung eines Scara-Roboters inkl. Bilderkennung.
Mikrobiologie:
– Mikrobiologische Untersuchungstechniken und Kontrolle,
– Vermittlung praktischer Kenntnisse bzgl. Verderbniskeimen sowie nützlichen Mikroorganismen,
– Lebensmittelintoxikation und -infektion,
– Lebensmittel- und Packstoffhygiene.
Spezielle Packstoffe:
– Bestimmung der Siegeleigenschaften von Folien für das maschinelle Verpacken,
– Gasbarrieremessungen an Packstoffen,
– Qualitätskontrolle von Getränkedosen und Flaschen,
– Ermittlung des Stauchwiderstandes von Faltschachteln in Abhängigkeit vom Wassergehalt,
– Bestimmung der Sorptionsisotherme von Lebensmitteln,
– Ermittlung der freien Oberflächenenergie von Kunststoffen mittels Kontaktwinkelmessung und deren Einfluss auf die Haftung von Verbunden.
Simulation/Systemoptimierung:
– 3-D-Anlagenvisualisierung,
– Palettenoptimierung,
– CAD,
– Grundkenntnisse verschiedener Simulationssysteme mit besonderer Vertiefung für diskrete Simulation mit den Systemen PacSi und ED.
Kontakt: Hochschule Hannover
Fakultät II Maschinenbau und Bioverfahrenstechnik
Lebensmittelverpackungstechnologie
Heisterbergallee 12
30453 Hannover
Prof. Dr.-Ing. Matthias Weiß: matthias.weiss@hs-hannover.de
Prof. Dr.-Ing. Rainer Brandt: rainer.brandt@hs-hannover.de
Tel. +49(0)511 9296-2236/-2277